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Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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und? Das muss doch gar nichts heißen! Was ist eigentlich los mit dir? Erst fällst du mir bei dieser WG-Sache in den Rücken und lässt diese zwei Idioten hier kampflos einziehen. Und jetzt findest du es auch noch gut, wenn Mama und Papa sich trennen!«
    »Quatsch, natürlich finde ich das nicht gut. Aber ich kann nun mal nichts daran ändern. Und du auch nicht. Und die Sache mit der WG ist immer noch besser, als hier auszuziehen, weil wir kein Geld mehr haben.«
    Da hatte Tim Recht, aber das wollte ich nicht zugeben.
    »So weit wär's schon nicht gekommen«, murrte ich.
    »Außerdem hast du gut reden, du musst schließlich nicht mit der Nebelkrähe in einem Zimmer wohnen. Die schnarcht lauter als Papa, echt wahr! Und sie rennt alle fünf Minuten aufs Klo.«
    Tim grinste. »Du Ärmste. Tu doch einfach Ohrstöpsel rein.«
    »Genau, und auf die Nase klemme ich mir eine Wäscheklammer, gegen den Kaninchengestank. Tolle Idee!«
    Bei der Vorstellung musste ich dann doch lachen. Ich versuchte, noch ein bisschen sauer auf Tim zu sein, aber es klappte nicht. Dummerweise kann ich Tim nie lange böse sein.
    Vielleicht war der Plan mit den Blumen ja wirklich nicht so toll. Dann musste ich mir eben etwas anderes überlegen. Und wenn ich eine richtig gute Idee hatte, würde Tim mir auch helfen, da war ich mir ganz sicher. Dass er es besser fand, wenn Papa nicht wieder bei uns einzog, nahm ich ihm einfach nicht ab.
    »Übrigens gehe ich heute Nachmittag mit Papa Eis essen«, sagte ich. »Willst du mitkommen?«
    Tim schüttelte den Kopf. »Nee, keine Zeit. Ich hab Mama versprochen, heute endlich mal das Gemüsebeet umzugraben.«
    »Na dann viel Spaß«, sagte ich und grinste schadenfroh.
    Ich überlegte kurz, ob ich Tim von der Sache mit Bastian erzählen sollte. Aber dann ließ ich es doch lieber bleiben. Nachher dachte Tim noch, dass ich in den Blödmann verknallt war, und das stimmte natürlich nicht. Ich beschloss, einfach zu vergessen, dass ich jemanden namens Bastian kannte.

    Dummerweise beschloss mein Gedächtnis, mir nicht zu gehorchen. Ich befahl ihm in den nächsten Tagen mehr als ein Mal, alle Erinnerungen an Bastian zu löschen, aber es weigerte sich. Es hatte offensichtlich noch nicht begriffen, dass Bastian für mich gestorben war. Es hegte und pflegte jede noch so kleine Erinnerung an ihn: Bastian beim Schwimmen, Bastian am Beckenrand, Bastian auf dem Sprungturm, Bastian vor der Schwimmhalle, Bastian auf dem Schulhof, Bastian hier und Bastian da – es war einfach nicht zum Aushalten.
    Und das Schlimmste war, dass die Bastian-Erinnerungen immer größer wurden, je mehr ich versuchte, sie in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verdrängen. Sie bliesen sich auf wie Luftballons, schwebten in meinem Kopf hin und her und schubsten alle anderen Gedanken beiseite.
    Ich schrieb eine Karte an Oma:
    Liebe Oma,
Jungs sind blöd! Ganz besonders B. Leider geht er mit trotzdem nicht aus dem Kopf. Was soll ich machen?
Emma
    Während ich auf eine Antwort wartete, lag ich die meiste Zeit in meiner Hängematte, starrte an die Decke und überlegte, was Bastian jetzt wohl gerade machte. Oder ich grübelte darüber nach, warum er nicht ins Venezia gekommen war. Eigentlich hatte ich ihn immer für ziemlich zuverlässig gehalten. Beim Schwimmtraining zum Beispiel gab Bruno immer Bastian den Schlüssel zu den Umkleidekabinen, wenn er es nicht rechtzeitig schaffte.
    »Und keinen Unfug anstellen«, sagte Bruno dann. »Ich kann mich doch auf dich verlassen, oder?«
    Und Bastian nickte dann immer.
    Aber er hatte gelogen. Es sei denn – vielleicht hatte er ja auf dem Weg zur Eisdiele einen Unfall und lag im Krankenhaus. Oder er war sogar – tot!
    Mir blieb vor Schreck die Luft weg. Aber nur kurz. Dann sagte ich mir, dass das natürlich Quatsch war. Wenn Bastian wirklich gestorben wäre, hätte mich garantiert irgendjemand aus meiner Klasse angerufen. So was spricht sich schnell herum. Allerdings waren die meisten ja gerade verreist. Doch zumindest Meike müsste inzwischen eigentlich wieder aus Hamburg zurück sein und die war immer supergut informiert.
    So wie letztes Jahr, als ein Mädchen von unserer Schule von einem Bus überfahren worden war. Das wussten auch gleich alle. Noch am selben Nachmittag rief Lea bei mir an und erzählte es mir. Dabei kannte ich das Mädchen gar nicht. Und Lea auch nicht. Sie hatte es von Meike gehört und die wusste es von ihrem Bruder, der mit dem Mädchen in eine Klasse gegangen war.
    Wirklich zu blöd, dass

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