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Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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kann.
    »Na dann, viel Spaß noch«, sagte ich und ging wieder zurück zur Schaukel.
    Ich sagte Mama und Gesa lieber nicht, dass ich dieses Medi-Dingsda ziemlich komisch fand. Vielleicht waren sie ja doch ein bisschen verrückt geworden.

    Abends wollte Gesa ein besonderes Essen kochen, »um unser einwöchiges WG-Bestehen zu feiern«, wie sie morgens angekündigt hatte. Ich wusste wirklich nicht, was es da zu feiern geben sollte. Aber vielleicht gab es dann ja endlich mal wieder etwas Vernünftiges zu essen.
    Doch daraus wurde nichts. Als wir abends alle zusammen in der Küche saßen, stellte Gesa eine große Schüssel Salat und eine Auflaufform auf den Tisch.
    »Grünkernauflauf mit Tofuwürstchen«, verkündete sie. »Lasst es euch schmecken!«
    »Immer nur Tofuwürstchen«, maulte Klaus. »Wie soll man denn davon satt werden?«
    Gesa sah Klaus stirnrunzelnd an. »Das solltest du nicht sagen, Klaus. Das ist sexistisch.«
    »Hä?«, machte Klaus und wurde knallrot. »Ich werde doch wohl noch sagen dürfen, dass ich von Tofuwürstchen nicht satt werde!«
    Gesa lächelte nachsichtig. »Natürlich darfst du das sagen. Du solltest bloß das Wort ›man‹ nicht benutzen. Das ist frauenfeindliches Deutsch, weil du damit die Frauen komplett ausschließt, verstehst du? Korrekterweise müsste es ›man/frau‹ oder ›mensch‹ heißen.«
    Klaus machte ein verwirrtes Gesicht. Er sah nicht so aus, als wenn er irgendetwas verstanden hätte. Ehrlich gesagt hatte ich Gesas Erklärung auch nicht so richtig verstanden. Aber das war mir ziemlich egal. Ich merkte mir nur, dass man (!) Gesa prima ärgern konnte, wenn man (!) »man« sagte.
    Mama war natürlich ganz Gesas Meinung. »Gesa hat Recht, wir sollten wirklich mehr auf unsere Sprache achten. Da fängt das Patriarchat nämlich schon an.«
    Ich schnaubte. So eine Heuchlerin! Bisher hatte Mama auch immer »man« gesagt, ohne mit der Wimper zu zucken. Klaus schien dasselbe zu denken wie ich. Er rollte mit den Augen und einen winzigen Moment lang fand ich ihn sogar mal ganz in Ordnung. Das war mir seit Jahren nicht mehr passiert.
    »Das ist mir echt zu hoch«, murmelte Klaus und sagte dann laut: »Ich hab keinen Bock mehr auf Tofu. Können wir nicht mal wieder richtige Würstchen essen? Oder Koteletts?«
    Tim machte ein verträumtes Gesicht. »Au ja – oder Leberwurst...«
    »Ihr wisst doch, dass Gesa und Mona kein Fleisch essen«, sagte Mama.
    »Na und?«, sagte Klaus. »Deswegen müssen wir doch nicht gleich alle Gemüsefresser werden, oder? Ich esse dieses Zeug jedenfalls nicht.«
    Er schob demonstrativ seinen Teller weg.
    Mama seufzte. »Jetzt mach bitte nicht so ein Theater, Klaus. Probier den Auflauf doch wenigstens mal. Du bist schließlich kein Kleinkind mehr.«
    »Lass ihn doch«, sagte Gesa. »Du solltest Klaus nicht zum Essen zwingen.«
    »Kann ich den Auflauf dann auch stehen lassen?«, fragte Mona. »Du weißt doch, dass ich Grünkern nicht mag.«
    »So weit kommt's noch«, sagte Gesa. »Du isst deinen Auflauf, mein Fräulein, und zwar ohne herumzumäkeln.«
    Mona zog eine Grimasse und nahm sich einen Löffel voll Grünkernauflauf.
    Klaus stand auf. »Ich fahr zum Jägerstübchen und hol mir was Vernünftiges zu essen.«
    »Bringst du mir Pommes mit?«, fragte Tim. »Mit Majo?«
    »Mir auch!«, rief ich.
    »Ihr spinnt wohl, ich bin doch kein Lieferservice«, murrte Klaus.
    Mama sah uns wütend an. »Schluss jetzt! Es gibt keine Pommes! Ihr seid so unhöflich! Gesa hat extra für uns gekocht und statt euch darüber zu freuen, meckert ihr nur herum.«
    »Ich bin weg«, sagte Klaus und ging aus der Küche.
    Tim warf mir einen warnenden Blick zu. Er wusste ganz genau, dass ich mich jetzt bei Mama beschweren wollte: Warum durfte Klaus einfach abhauen und Pommes essen? Und wir mussten hier bleiben und dieses komische Zeug runterwürgen. War das gerecht? Nein!
    Aber wahrscheinlich hatte Tim Recht. Das war nicht der richtige Moment, um einen Aufstand zu machen. Also hielt ich mich ausnahmsweise mal zurück und nahm mir sogar eine winzige Portion von dem Auflauf.
    Er schmeckte eigentlich ganz lecker. Aber als Gesa mir noch etwas auf den Teller tun wollte, schüttelte ich den Kopf. Nachher dachte sie noch, dass ich ihren komischen Auflauf toll fand und sie aus mir auch einen Gemüsefresser machen konnte.
    Nach dem Abendbrot gingen Mama und Gesa auf die Terrasse und tranken Sekt.
    »Zur Feier des Tages«, sagte Mama. »Wir müssen doch schließlich auf unser einwöchiges

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