Die Tote von Harvard
Amanda Cross
Die Tote von Harvard
Kriminalroman
Deutsch von Helga Herborth
2
Ein Unbekannter stiftet einen Lehrstuhl für die englische Fakultät.
Einzige Bedingung: Es muß eine Frau berufen werden. Da es das in der 300jährigen Geschichte dieser Uni noch nie gegeben hat, ist der Widerstand beträchtlich. Als Janet, schön, kühl und spezialisiert auf Lyrik des 17. Jahrhunderts, die Professur bekommt, gelingt es ihr, sich sofort bei den Frauen unbeliebt zu machen; die Professoren bleiben abweisend und sind nicht bereit, sie anzuerkennen. Als sie bei einer Party einen Blackout hat und in der Badewanne wieder zu sich kommt in Gegenwart einer stadtbekannten Feministin, sind ihre Reputation und ihr Selbstwertgefühl schwer angeschlagen. Kate Fansler läßt sich darauf ein, ihrer ehemaligen Mitschülerin beizustehen. Sie trifft in Harvard ihre erste Liebe, einen Gastprofessor, der kurze Zeit mit Janet verheiratet war. Ihr Versuch, die Badewannen-geschichte aufzuklären, wird von den Ereignissen überholt, als Janet vergiftet im Männerklo gefunden wird. Ihr Ex-Mann wird unter Mordverdacht verhaftet. Kate findet – wie immer mit Hilfe von Literatur – die Lösung.
Amanda Cross (eigentlich Carolyn G. Heilbrun), geboren 1926 in New Jersey, lebt in New York, lehrt an der Columbia University und gilt als eine der anerkannten feministischen Literaturwissenschaftlerinnen. In den sechziger Jahren schuf sie die Figur der Kate Fansler, Literaturprofessorin und Amateurdetektivin, und gehörte damit zu den ersten der neuen »Thrillerfrauen« .
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Ungekürzte Ausgabe
April 1995
3. Auflage Februar 1997
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH& Co. KG, München © 1981 Carolyn Heilbrun
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
›Death in a Tenured Position‹ © 1991 der deutschsprachigen Ausgabe: Vito von Eichborn GmbH & Co. Verlag KG, Frankfurt am Main • ISBN 3-8218-0196-4
Umschlaggestaltung: Ute Stüver
Umschlagfoto: Franz Hubmann
Satz: IBV Satz- und Datentechnik, Berlin
Druck und Bindung: C. H. Beck’sche Buchdruckerei, Nördlingen
Printed in Germany • ISBN 3-423-11984-5
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Prolog
Sollte es unter Ihnen, was ich hoffe, leidenschaftliche Verfechter der Bildung von Frauen geben, kann ich mir keinen besseren Weg denken, die Sache zu befördern, als Radcliffe-Lehrstühle in Harvard zu errichten. In welcher Fakultät die Lehrstühle eingerichtet werden, spielt keine Rolle, Hauptsache, sie werden von einer Frau besetzt.
Giles Constable ›Radcliffe Centennial News‹
Andrew Sladovski, Anglistikdozent, Harvard University, an Peter Sarkins, Anglistikdozent, Washington University, St. Louis:
Lieber Peter,
wahrscheinlich hast Du, als Du den Umschlag in der Hand hieltest, gerätselt, was Deinen alten Andy dazu inspiriert haben könnte, Dir zu schreiben. Gib die Raterei auf. Du kommst eh nicht drauf: Harvard wird im Fachbereich Anglistik einen Lehrstuhl an eine Frau vergeben! Und jetzt summen hier alle so aufgeregt herum wie Ten-nysons (oder waren es Poes?) Bienen. Versteht sich von selbst, daß Hopkins, unser allseits geliebter Präsident, außer sich ist. Noch vor kurzem hat er vor dem versammelten Fachbereich verkündet, seiner Meinung nach sei das Frauenproblem so gut wie aus der Welt, und man brauche sich keine Sorgen mehr um die Frauenquote an den Fakultäten zu machen. Und nun trifft ihn dieser Schlag! Wäre er nicht solch ein Scheißkerl, ich hätte vielleicht sogar Mitleid mit ihm.
Jetzt machen sich alle Sorgen wegen der Menopause – das scheint absolut das einzige zu sein, woran sie denken können, wenn eine Frau ihre männlichen Domänen zu penetrieren droht – wie entlar-vend die Sprache doch ist! Bisher weiß niemand, wer diese Frau sein wird. Ich jedenfalls hoffe auf eine knallharte Feministin, die ihnen die Hölle heiß macht. Aber das ist ziemlich unwahrscheinlich. Lizzy meint, daß sie es schaffen werden, eine renommierte Professorin zu finden, die dem naiven Glauben anhängt, Qualifikation sei wichtiger als das Geschlecht. Ich überlasse es Lizzy, diesen Brief mit kriti-schen Anmerkungen zu schmücken…
Allen Adam Clarkville, Anglistikprofessor, Harvard University, an Mark Peterson, Anglistikprofessor an derselben Universität, derzeit in Ferien:
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Lieber Peterson,
sollte es möglich sein, daß die Neuigkeiten noch nicht bis zu Dir nach Bellagio vorgedrungen sind? Da noch keine erschütterten Telegramme eingetroffen sind, nehme ich also an, daß Du im Gebirge herumkraxelst und
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