Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
zu merken, dass sie keine Chance gegen uns hatte.
    »Ich weiß wirklich nicht, ob das eine gute Idee ist«, murmelte sie. »Wir werden uns gegenseitig ganz schön auf den Füßen herumtreten. Erst stehst du hier mit Sack und Pack vor der Tür und jetzt auch noch deine Tochter.« Sie sah Papa an, dann mich, dann seufzte sie. »Na gut, von mir aus kann sie eine Nacht hier bleiben. Aber morgen fährst du wieder nach Hause, Emma, klar?«
    Papa grinste erleichtert. »Na klar. Morgen sieht alles schon wieder ganz anders aus, was, Emma?« Er zwinkerte mir zu. Dann sagte er zu dieser Carola: »Das ist wirklich lieb von dir, mein kleiner Tiger!«
    Mein kleiner Tiger??? Ich hätte fast laut losgelacht.
    »Ich glaube eher, dass ich viel zu gutmütig bin«, brummte diese Carola.
    Sie beugte sich zu Papa hinunter und gab ihm einen Kuss. Direkt auf den Mund. Igittigittigitt! Mir wurde ganz schlecht von dem schmatzenden Kussgeräusch. Ich weiß wirklich nicht, was an dieser Küsserei so toll sein soll. Eins ist sicher: Ich werde garantiert nie, nie, nie einen Jungen auf den Mund küssen. Auch Bastian nicht, da kann er warten, bis er schwarz wird. Aber der Blödmann will ja sowieso nichts mehr mit mir zu tun haben.
    Dieser Kuss hatte jedenfalls eindeutig gezeigt, dass Klaus doch Recht gehabt hatte. Ausgerechnet diesmal! Diese Carola war Papas Tussi. Ich musste an Mama denken und wurde richtig sauer. Das ging doch nicht! Vor lauter Wut ließ ich mein Wasserglas auf den Boden fallen. »Klirr!« machte es. Das Glas landete auf dem Parkett und zersprang in tausend Scherben. Papa und diese Carola zuckten zusammen.
    »Ach du je«, sagte ich zufrieden. »So was Blödes aber auch.«
    »Na, das fängt ja gut an«, sagte diese Carola. Sie holte einen Handfeger aus dem Küchenschrank und drückte ihn mir in die Hand. »Sieh zu, dass du alle Scherben erwischst. Ich hab keine Lust, mir den Fuß aufzuschlitzen.« Sie zeigte auf Rudi. »Und du könntest jetzt erst mal zum Bäcker gehen und Brötchen holen. Auf den Schreck brauche ich ein ordentliches Frühstück. Und dann rufst du Emmas Mutter an, damit hier nicht irgendwann ein Suchtrupp der Polizei vor der Tür steht.«
    Diese Carola gab gerne Befehle, das merkte ich sofort. Und Papa machte tatsächlich, was sie sagte. Die Dickmadam wünschte Brötchen – zack! – schon war er unterwegs zum Bäcker.
    Bei mir versuchte sie das auch, aber ich ließ mich nicht so einfach herumkommandieren. Kaum war Papa aus der Wohnung gegangen, sagte sie zu mir: »Emma, du kannst schon mal den Frühstückstisch decken. Ich geh mich anziehen.«
    »Na klar, mach ich doch glatt«, sagte ich und lächelte sie freundlich an. Das war gar nicht so einfach, weil ich ihr eigentlich am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre.
    Dann machte ich mich eifrig an die Arbeit und schmiss dabei zwei Tassen und einen Teller hinunter, ließ die Butter aufs Parkett fallen und verschüttete den Kaffee auf der Tischdecke.
    Ich hörte erst auf, als diese Carola wie ein aufgescheuchtes Huhn ins Wohnzimmer gelaufen kam und kopfschüttelnd sagte: »Lass mal, ich mach das schon. Setz dich einfach hin und beweg dich nicht, das ist das Sicherste für uns alle. Und besonders für mein Geschirr.«
    Ich setzte mich wieder auf das Sofa und sah dieser Carola zu, wie sie mein Chaos beseitigte und den Tisch fertig deckte. Ich guckte vor mich hin und fühlte mich in der Wohnung alleine mit dieser Carola kein bisschen wohl.
    Ich mochte sie nicht, das war sonnenklar. Aber nach Hause wollte ich auch nicht. Irgendwie war das alles ganz schön verzwickt. Nach dem Frühstück, bei dem ich auch noch mein Saftglas fallen ließ, fragte mich diese Carola: »Sag mal, Emma, machst du das eigentlich mit Absicht? So ungeschickt kann doch kein Mensch sein.«
    Ich machte ein unschuldiges Gesicht. »Keine Sorge, es ist ganz normal, dass ich ständig Sachen fallen lasse, das hat nichts mit dir zu tun. Frag Papa!«
    Papa nickte. »Stimmt, Emma hat zwei linke Hände. Kümmere dich einfach nicht weiter darum, ist doch nur Geschirr.«
    Diese Carola stemmte die Hände in die Hüften. »Ja, aber zufälligerweise ist das mein Geschirr und ich würde es gerne noch eine Weile benutzen.«
    »Mama regt sich nie auf, wenn ich was kaputtmache«, sagte ich.
    »Deine Mutter muss wirklich Nerven wie Drahtseile haben«, murmelte diese Carola. Aber komischerweise sah sie dabei Papa an und nicht mich.
    Nach dem Frühstück klingelte das Telefon. Mama war dran. Ich konnte ihre Stimme

Weitere Kostenlose Bücher