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Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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waren kein bisschen stoppelig. Dafür hatte sie zwei Tiger an den Füßen. Also, natürlich keine echten Tiger, sondern diese komischen Hausschuhe, die aussehen wie der Kopf von einem Tier. Die gibt's auch als Hunde oder Frösche. So was Albernes! Die fand ich schon blöd, als ich noch in die Grundschule ging. Aber diese Carola lief tatsächlich damit durch die Gegend, obwohl sie erwachsen war. Und sie tat so, als wäre das völlig normal.
    Auch sonst war sie ziemlich hässlich. Na ja, auf jeden Fall sah sie längst nicht so gut aus wie Mama. Davon bekam ich richtig gute Laune. Je länger ich sie ansah, desto besser wurde meine Laune. Diese Carola war klein und dick. Na ja, musste ich wieder zugeben, eigentlich war sie nicht richtig dick, sondern nur ein bisschen. So wie die »nudeldicke Deern« aus dem Lied »Spannenlanger Hansel, nudeldicke Deern«. In dem alten Liederbuch, das mir Oma vor ewigen Zeiten mal zum Geburtstag geschenkt hat, ist ein Bild von den beiden. Und diese Carola sah tatsächlich so ähnlich aus wie die »nudeldicke Deern«. Eine nudeldicke Deern mit zwei Tigern an den Füßen. Bei dem Gedanken musste ich kichern.
    Diese Carola sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Was gibt's denn da zu kichern?«
    Ich schlug mir schnell die Hand vor den Mund und murmelte: »Nichts.«
    Diese Carola sah an sich herunter und grinste. »Ach, ich weiß schon, die Hausschuhe. Glaub bloß nicht, dass ich die schön finde. Aber sie sind wenigstens warm. Und ich kann mir keine kalten Füße leisten, dann kriege ich nämlich sofort eine Blasenentzündung.«
    »Aha«, sagte ich. »Das ist ja blöd.«
    Diese Carola nickte. »Das kannst du laut sagen.« Dann musterte sie mich von oben bis unten und sagte langsam: »Du bist also Emma. Und du willst hier wohnen.«
    »Genau«, sagte ich. Wenigstens war sie schnell von Begriff. »Zu Hause ist es mir zu voll. Da gibt's keinen Platz mehr für mich.«
    Ich fand, das klang eigentlich ganz gut. Und es stimmte ja auch irgendwie. Die Eindringlinge hatten mich verdrängt. Von den ganzen Streitereien erzählte ich erst mal lieber nichts.
    Papa schaute unsicher von Carola zu mir und wieder zurück. Aber er sagte kein Wort. Da kam mir plötzlich ein komischer Gedanke: War ich jetzt etwa selbst ein Eindringling?
    Carola sah mich nachdenklich an. »Soso. Kein Platz mehr. Und du meinst, hier haben wir mehr Platz?«
    »Na klar, ihr seid doch nur zu zweit. Bei uns zu Hause wohnen wir zu fünft. Keine Angst, ich brauch auch kein eigenes Zimmer. Ich bin es schon gewöhnt, dass ich mir mein Zimmer mit irgendwelchen Leuten teilen muss.«
    »Mit irgendwelchen Leuten, aha. Das ist ja interessant.« Carola kratzte sich mit einem Tigerfuß am Bein. Sie sah aus wie ein sehr seltsamer Storch. Aber sie wackelte kein bisschen dabei. Sie musste einen echt guten Gleichgewichtssinn haben. Wenn ich auf einem Bein stehe, fange ich immer sofort an zu wackeln.
    »Hör mal, Emma«, sagte sie mit einem schnellen Blick zu Papa, »ich glaube, es ist besser, wenn du wieder nach Hause gehst und bei deiner Mutter wohnst. Ich hab schließlich schon Rudi aufgenommen, obwohl meine Wohnung eigentlich viel zu klein ist für zwei. Und für drei sowieso. Schau dich hier doch mal um!«
    Das machte ich auch, diese Carola konnte mir schließlich viel erzählen. Die wollte mich doch nur loswerden. Aber so leicht ließ ich mich nicht abwimmeln.
    Allerdings war die Wohnung wirklich ziemlich klein. Außer dem Wohnzimmer mit der komischen Küche gab es nur noch ein winziges Schlafzimmer mit einem riesigen Bett und ein kleines Badezimmer mit einer Dusche und ohne Badewanne. Aber das machte nichts, zu Hause hatten wir schließlich auch keine Badewanne.
    »Wieso, ist doch super hier«, sagte ich. »Ich schlafe auf dem Sofa, kein Problem.«
    Diese Carola seufzte. »Sag doch auch mal was, Rudi! Schließlich geht es hier um deine Tochter.«
    Papa machte ein Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. »Tja ... ich weiß auch nicht ... hier ist es wirklich ziemlich eng ... aber hör mal, Carola«, er warf ihr einen beschwörenden Blick zu, »vielleicht könnte sie wenigstens für einen Tag ... Emma ist schließlich meine Tochter, das hast du gerade selbst gesagt ...«
    Mir wurde ganz warm im Bauch, als Papa »meine Tochter« sagte. Das klang richtig schön. Papa wollte, dass ich hier blieb, so viel war sicher. Ob es dieser Carola nun passte oder nicht. Das mit dem »einen Tag« überhörte ich einfach erst mal.
    Carola schien auch langsam

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