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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Badewannenrand war ungeheuer belebt. Ich sah unbekannte blaue und rosa Seifläppchen, daneben eine Schachtel Hautcreme und einen ebenfalls unbekannten Lippenstift. — Renate! dachte ich zärtlich und stellte mir verschiedenes vor. Daneben sah ich zwei weitere Seiflappen, einen fremden Rasierpinsel und einen ebenso fremden Rasierapparat und bemühte mich, diese Utensilien möglichst zu übersehen. Ich ging dazu über, die Spuren der Nacht zu beseitigen und das alte Schlachtschiff wieder irgendwie herzurichten, als mich plötzlich etwas ans Bein stieß. Peterle!
    »Ja, was machst du denn hier? Ich hab’ dich doch gar nicht mitkommen hören!«
    Er sprang auf den Thron und machte dort Männchen.
    »Was willst du denn, kleiner Leierkastenaffe? Raus? — Gäßchen? — Nein? Esserchen? Auch nicht?«
    Er sah mich nur an. Also Liebe! Ich kniete mich vor ihn und krabbelte ihn auf seinem schäbigen Bauch. Er schloß die Augen, bis sie nur noch schmale Schlitze waren, und stieß ein wohliges kurzes »Ö-ö-ö-ö« aus.
    »Ist ja auch doll«, sagte ich, »so ‘n Gewimmel, was? Wir haben gar nichts mehr voneinander. Aber laß man! Die fahren ja weg. Hoffentlich heute. Und dann machen wir mal einen Spaziergang, ganz allein, ohne die beiden anderen Rowdies. Und dann graben wir ein Stückchen aus und spielen damit. Ich werfe es, und du bringst es wieder, und wenn ich’s nehmen will, dann hältst du’s fest, und wenn ich das Stöckchen hochhebe, dann hängst du dran, und dann setze ich dich hin, und dann machen wir ein wunderbares Zottellottelottelottelottel!«
    »Ö-ö-ö-ö«, machte er, während ich ihn dauernd weiterkrabbelte. Dann bumste es gegen die Tür, und eine verrostete Männerstimme brummelte irgend etwas vor sich hin.
    »Schade, Peterle«, sagte ich.
    Die Stimme hinter der Tür fragte, ob ich mich nicht, zum Donnerwetter, etwas beeilen könnte.
    »Geh hinters Haus, sieht kein Mensch«, antwortete ich.
    Die Männerstimme erwiderte, sie dächte gar nicht daran, und ob sie das geträumt habe oder ob wirklich im Kohlenkeller noch eine Flasche Helles sei. Ich sagte, während ich mein Kinn einseifte, das wüßte ich nicht, worauf die Männerstimme erklärte, dann würde sie die >beiden Hühner da nebenan< aufscheuchen, damit sie, zum Donnerwetter, Kaffee machten.
    Nach fünf Minuten war er schon wieder da: »Nu laß mich doch mal ‘rein! Will mir wenigstens die Zähne putzen!«
    Ich riegelte auf, und ein sehr verkaterter und mißmutiger Stefan schob sich herein. Er roch nach Bier, schubste mich vom Waschbecken weg, griff nach Zahnbürste und Glas und verzog sich damit in den Hintergrund, wo er ungeheuer zu krächzen und zu spucken begann. Peterle, der sich unter das Waschbecken geflüchtet hatte, machte bei jedem Krächzer einen schiefen Kopf.
    Ich drehte mich zu Stefan um: »Spuckst du immer in die Badewanne?«
    Er richtete sich auf und kniff die Augen zusammen: »Ist das die Badewanne? Na, wenn schon!« Damit drehte er beide Hähne auf, und Peter schoß wie eine Rakete aus der Tür.
    Stefan sah mich über beträchtlichen Augensäcken düster an: »Was deine Mutter da gestern gesagt hat — ob ich auch normal zeichnen kann...«
    Ich wandte mich diskret ab und begann meine Glatze aus dem Vorrat seitlicher Bestände zu verdecken: »Na, und?«
    »Ich kann.« Er rülpste gewaltig. »Ich habe sogar — erst vor kurzem — auch in öl...«
    Ich drehte mich erstaunt wieder um: »Und das zeigst du mir nicht?«
    Er riß entsetzt die Augen auf, packte mich am Arm und flüsterte: »Impressionismus — reiner Impressionismus — hätte ein früher Liebermann sein können. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Natürlich kann ich mir das vorstellen. Sogar viel besser als deine Kringel und Dreiecke.« Ich legte ihm die Hand auf die Schulter: »Sag mal, Alter, glaubst du eigentlich an dieses Zeug?«
    Er bemühte sich krampfhaft, Entrüstung zu zeigen: »Glauben! Du redest wie ‘n Backfisch. In dieser Sphäre sind Gefühle bewußt ausgeschaltet, hast du das noch immer nicht begriffen? Hier, in dem Bereich der reinen Farben und Formen, vermählt sich die Malerei der Mathematik. Na, habe ich das nicht klassisch ausgedrückt?«
    »Gott sei Dank hast du’s überhaupt nicht ausgedrückt. Ich lese nämlich auch die Tribüne und da hat sich’s der Maxwell-Phillips, dieser widerliche Obersnob, abgequält.«
    Sein Blick wich und ging an mir vorbei: »Du kannst nur verdienen, wenn du so malst, wie es die Ober- und Untersnobs wollen.« Und als

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