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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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wälzten.
    »Werdet ihr wohl, ihr Ferkel!« schrie ich.
    Sie sprangen zurück, setzten sich beide gegen die Hauswand und ließen meine Strafpredigt über sich ergehen. Unter dem Anhauch meiner Donnerstimme neigte sich Fi schuldbewußt zur Seite, Weffi machte neben ihm sitzend die Bewegung mit, und so neigten sie sich nebeneinander, zwei schräge Kavaliere. Ich ging schnell weg und lachte mich hinter der Ecke erst mal aus.
    Es wurde ein reizender Nachmittag. Die Gefährtin konstruierte in der Liliputküche schnell einen Apfelstrudel, die Mama stürzte nach oben und zog sich das schwarze Kleid und die Brosche mit dem Heiligen Georg an der Kette an. Renate fand alles himmlisch, und Stefan erklärte, daß er unbedingt das Haus zeichnen müsse. Ich beruhigte ihn:
    »Laß doch, später! Wir haben uns ja so viel zu erzählen!«
    »Also später!« sagte er. Dann sah er sich um: »Ganz schön eingepuppt hast du dich hier, du Hund, du verdammter! Warum sitzen wir eigentlich in der Stadt herum, Renate, wenn es so was gibt?«
    »Weil du’s ohne deine Kneipen und deine Verrückten nicht aushältst«, erklärte sie mit der Aufrichtigkeit der hartgeprüften Künstlerfrau.
    »Ist das nicht entsetzlich?« fragte Stefan. »In einem solchen Augenblick mir so etwas zu sagen, wo ganz neue Visionen mich zu überwältigen beginnen! Komm her, Weib, schau aus dem Fenster! Sieh dir das an, da gegenüber! Die Sonne! Diese Scheinwerfer, die sie gegen das dunkle Gewölk da wirft!« Plötzlich wurde er ganz aufgeregt: »Sieh doch bloß — nein, das mußt du sehen — sind das Berge? Nein! Komm doch mal her, Hannes!«
    Ich trat ziemlich gelangweilt hinter ihn, aber dann stutzte auch ich. Denn was sich da abspielte, war wirklich ein seltsames Naturschauspiel. Die schräge Sonne, die gegen den Dreitausender strahlte, ließ den Schatten der ungeheuren Türme gegen das Gewölk fallen, so daß, in die Wolkenwand gezeichnet, die gigantische Gebirgssilhouette noch einmal erschien, als seien es zwei hintereinanderliegende Gebirgszüge.
    Lange standen wir schweigend.
    »Das habe ich auch noch nicht hier gesehen«, sagte ich schließlich. »Du hast Glück, Stefan, typisches Anfängerglück, sozusagen.«
    Er legte mir den Arm um die Schultern: »Na, siehste! Ich brauche bloß zu kommen! Das müssen wir begießen!«
    Die Weiblichkeit gestattete sich einen schüchternen Hinweis darauf, daß es ja schließlich erst Nachmittag sei. Ich jedoch, in dem Gefühl, durch ein weiteres männliches Wesen Verstärkung bekommen zu haben, hob die Falltür zum Keller auf. Wir kletterten hinunter, wateten über die Eierbriketts und holten uns einige Flaschen aus der Ecke neben dem Brennholz.
    Vor dem Abendessen gruben wir den Wesselyschen Wagen aus der Schneemauer. Dann aßen wir, fünf Menschen und fünf Hunde, aßen und tranken, redeten alle durcheinander und spielten Radio.
    Nach dem Abendessen gingen Stefan und ich mit fünf Hunden spazieren, und dann wurde allmählich die Frage des weiteren Verlaufs akut.
    »Ihr werdet doch nicht jetzt, mitten in der Nacht, noch zurückfahren?« fragte die Gefährtin.
    Ich durchschaute ihre schwarze Seele. Sie wollte nur den Gedankenkomplex >Rückfahrt< wachrufen, wurde aber zu ihrem gut verborgenen Entsetzen ernst genommen. Stefan sah Renate an:
    »Sie hat recht! Jetzt über das Glatteis, die ganze Strecke zurück — ausgeschlossen!«
    Renate umarmte Frauchen: »Das ist lieb von dir! Er fährt ohnehin so schlecht!«
    »Du fährst vielleicht besser?« fragte er rollenden Auges.
    »Nein, Liebling, noch schlechter. Und darum bleiben wir auch hier.«
    Der Mama fiel der Unterkiefer herunter, aber sie beherrschte sich meisterhaft. Dann tranken wir noch eine Weile weiter. Stefan verlangte schließlich stürmisch nach Papier und Bleistift und zeichnete. Es war die Impression unseres Hauses, wie ich Gott sei Dank von ihm wußte. Wir lobten das Werk ungeheuer. Die Mama, die damals beim ersten Ausbruch Stefanscher Schaffenslust das Porträt der Hunde für ein Haus gehalten hatte, versuchte es diesmal wettzumachen. Sie riß plötzlich, von drei großen Himbeergeistern beschwingt, das Blatt an sich und betrachtete es lange und wohlgefällig.
    »Na??« fragte Stefan und kroch beifallslüstern fast auf sie herauf.
    »Sehr gut«, sagte sie lobend, wenn auch etwas undeutlich. »Nur der Schwanz...«
    »Was für ‘n Schwanz?« fragte Stefan verdutzt.
    »Na, der Schwanz von Peter ist nicht ganz getroffen. Er ist doch krumm, und hier ist er

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