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Alle Menschen werden Schwestern

Alle Menschen werden Schwestern

Titel: Alle Menschen werden Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F Pusch
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will, den Arbeitern und Angestellten, dann ist die Kolonie von Wagenhausen die beste Lösung. [...] Die Leute streben nach Gleichheit und Brüderlichkeit [...]« (Schwz. 32 f.)

    Ein Auto könne sich der Arbeiter hier unten, wenn er keine Frau als Zweitverdienerin habe, nicht leisten. (Tats. 46)

    Ein anderer interner Fachausdruck [beim STERN] heißt: WITWEN SCHÜTTELN. Damit ist jene Taktik gemeint, welche den Angehörigen von Katastrophenopfern [...] Fotos und Personalien der Opfer entlockt. (Spaz. 106) [Schön wär’s ja, wenn Frauen von Katastrophen grundsätzlich verschont blieben, wie der STERN anzunehmen scheint. Sie bleiben aber nicht verschont — sie wurden nur wieder mal vergessen.]

    »Wir waren Anarchisten, de père en fils. Meine Eltern haben sich im Massengrab verscharren lassen, nur in ein Leichentuch gehüllt, aus Protest gegen die bürgerlichen Särge .« (Frkr. 204) [Offenbar war die Mutter auch Anarchistin: de père en fils]

    »Wenigstens vier Mal gab er in der Konferenz den Lehrern [...] den Rat, doch mal [...] mit den Noten etwas herunterzugehen, >damit die Kerle da mal merken, wer hier bestimme .« (Schwz. 87) [Es handelt sich nicht um eine Knabenschule. »Die Kerle da«, das sind Schülerinnen und Schüler, vgl. die beiden nächsten Beispiele.]

    »[...] ob wir nicht die Geschichte der Staatengründung Israels etwas ausführlicher behandeln wollen? Schon, aber nicht aus einem arabischen Buch, sagt ein Mädchen. Ich kaufe dementsprechend [...] ein jüdisches Buch, >Israel — Väter und Söhne<, von Amos Elon [...]« (Schwz. 63) [Offenbar ein ähnliches Buch wie die von Meienberg. Das Mädchen wird viel daraus gelernt haben.]

    Die beiden letzten Beispiele entstammen dem 45-Seiten-Artikel »Stille Tage in Chur«: Meienberg berichtet über sein segensreiches aufklärerisches Wirken an der popeligen Kantonsschule. Die Schülerinnen und Schüler heißen bei ihm immer Schüler, bis auf ein einziges Mal — dort nämlich, wo Junglehrer Meienberg mal wieder aufgegeilt wird:

    Mit manchen Schülerinnen und Schülern hätte ich gern fraternisiert, unter menschlichen Verhältnissen hätte diese oder jene eine Freundin werden können, da saßen ganz eindrückliche Mädchen auf den Schulstühlen; aber das wäre Unzucht mit Abhängigen gewesen [...] Da ich versuchte, die Schülerinnen (und Schüler) nicht abhängig zu machen [...] (Schwz. 84)

    Als Päderast möchte M. nicht verkannt werden — da wählt er denn doch lieber die genauere, wenn auch »umständlichere« Form Schülerinnen und Schüler bzw. die noch genauere Schülerinnen (und Schüler). Aber was (hier wird er wieder so vage) mag er wohl mit »ganz eindrückliche Mädchen« meinen? Vielleicht »die dort in der zweiten Bank links, ihr Fleisch immer in knapp sitzenden Blue jeans verpackt« (S. 61)? Oder vielleicht »die hübsch Zuversichtliche mit den braunen Haaren« (ebd.)? Unter »Fraternisieren« [ sic ] und Freundschaft mit Schüler innnen versteht er jedenfalls eindeutig, automatisch und ausschließlich »Unzucht« oder auch »Vögeln«, wie er es anderwärts gern nennt.

Die Zustimmung des Schweigens oder
Meienberg macht keinen Mucks

    Kategorien sind Wünschelruten: Man geht mit ihnen übers Feld, field research, und wenn da etwas begraben liegt, schlagen sie aus.
    N. Meienberg 121

    Meienberg weilt mit dem rechtslastigen Appenzeller Politiker Broger in dessen Berghütte und notiert mißbilligend: »Gegen Abend hörten wir die Nachrichten... >Ein Freund Sacharows soll in Rußland auf seinen geistigen Gesundheitszustand untersucht werden«, sagte der Sprecher. Gemeinheit, sagte Broger. Portugiesische Polizei geht mit Hunden und Schlagstöcken gegen Demonstranten vor, zwanzig Verletzte«, fuhr der Sprecher fort. Broger machte keinen Mucks .« (Schwz. 104f.).
    Meienberg wirft dem Tagesanzeiger vor, durch die Zustimmung des Schweigens zum Advokat der großen Einschließung geworden zu sein: »[...] oder habt ihr eigentlich je die Abschaffung der Käfighaltung von Menschen gefordert ?« (Tats. 232)
    Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Was die extremste Form der Unterdrückung — die Unterdrückung der Frau durch den Mann — betrifft, so betreibt und unterstützt Meienberg sie entweder selbst, wie wir gesehen haben, oder er wird durch zustimmendes Schweigen zu ihrem Advokaten.

    In der Kantonsschule, Chur. Meienberg: »Der Schüler Z., ein Frühzünder und heller Kopf, mit vierzehn schon ein rechter Mann, erzählt, daß

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