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Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Titel: Alle müssen sterben - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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warf, dachte er noch, damit wäre die Sache erledigt und er könnte sich wieder auf seinen Anruf bei seiner Freundin, der Journalistin Kim Klinger, konzentrieren. Mit Kim verbanden ihn nächtliche „Long Distance Calls“, doch sie hatte in dieser beschissenen Regennacht nicht auf seine wiederholten Anrufe reagiert.
    Deshalb war Braun auch total mies drauf und wenig zimperlich gewesen, als er den Sprayer, der entzündete rote Striemen auf seinem rasierten Schädel hatte, mit einem Tritt seines Springerstiefels auf den Betonboden warf.
    „Scheiß-Tag, beschissene Nacht und jetzt kommst du mir in die Quere?“, hatte er gemurmelt und sich überlegt, was er mit dem Typ, der abgerissen und dreckig aussah, überhaupt anstellen sollte. Drei- oder viermal schüttelte er seinen Kopf, um Bier und Schnäpse in die richtige Umlaufbahn zu bringen, dann strich er sich die langen Haare zurück, die ihm regennass in die Stirn hingen. Der Sprayer sah erbärmlich aus und war aller Wahrscheinlichkeit nach pleite, deshalb hatte es wenig Sinn, ihn bei der Wache am Hafen abzuliefern.
    Also was tun mit diesem kleinen Arschloch?
    Der Fehler war gewesen, dass Braun ein zu weiches Herz hatte und ihm dieser abgerissene Typ irgendwie doch leid tat, wie er so unter seinem Stiefel in einer Regenpfütze lag und ständig mit den Handflächen in das Wasser patschte.
    „Wie heißt du“, schrie Braun, doch der Typ stieß nur unartikulierte Laute aus.
    „Verdammt, sag mir deinen Namen!“
    „Jonas, Jonas Blau“, stammelte der Sprayer und wiederholte seinen Namen zwanghaft oft. „Jonas Blau! Jonas Blau!“
    „Halt endlich die Klappe! Ich hab verstanden!“
    Der Fehler war gewesen, dass Braun seinen Fuß hob, um dann dem Sprayer aufzuhelfen und um ein, zwei vernünftige Sätze mit ihm reden zu können. Der Fehler war gewesen, dass Braun wie so oft an das Gute im Menschen glaubte.
    Der Sprayer packte nun Brauns Stiefel, drehte ihn schnell herum, hebelte ihn so aus und Braun landete unsanft auf seinem Rücken in einer schmierigen, nach Benzin stinkenden Pfütze. Für einen Moment war er orientierungslos. Diesen Augenblick nutzte der Sprayer, er schnellte hoch, packte seinen schwarzen Rucksack, setzte über den Kühler von Brauns Range Rover, sprang über weitere Autodächer und war nahe daran, im Regen zu verschwinden.
    Bis in das Camp der Verlorenen hatte Braun die Verfolgungsjagd geführt, obwohl er im Hafenstern nur ein Bier trinken wollte.
    Den Sprayer, der noch immer über die Schrottautos kletterte, fest im Blick, stolperte Braun über einen Klebstoffschnüffler, der eine Plastiktüte über den Kopf gezogen hatte und ein verdammt schädlich riechendes Putzmittel inhalierte. Braun konnte sich im letzten Moment noch auf den Beinen halten und fiel fast einer Punkerin mit Lochstrümpfen und kariertem Supermini in die Arme. Sie stieß Braun wütend weg, denn sie war gerade dabei, einem kahlrasierten bleichen Jüngling in den Hals zu beißen. Der Junge zog sich soeben eine Linie Koks hoch, von der er durch Brauns Rempelei fast die Hälfte in eine Regenpfütze schüttete. Normalerweise hätte Braun diesen Jungen mit zwei Ohrfeigen wieder nüchtern gemacht, aber jetzt wollte er unbedingt den Sprayer vor sich fassen.
    Da zahlte es sich aus, dass Braun regelmäßig für einen imaginären Marathon trainierte, einen Marathon, an dem er aber nie teilnehmen würde, denn der Freund, mit dem er ihn bestreiten wollte, war keiner mehr.
    Deshalb trainierte er jetzt immer still und alleine in der Nacht, denn wach bleiben musste er sowieso für seine „Long Distance Calls“ mit Kim.
    Der Sprayer nahm Kurs auf den Containerhafen und turnte wie ein dürres Äffchen von einem ausgeweideten Lkw hinüber auf den angrenzenden Maschendrahtzaun und kletterte hoch hinauf. Braun war kaum noch hundert Meter von ihm entfernt, keine Distanz, wenn man so wie er trainiert war. Dann sprang der Sprayer drüben im Containerhafen vom Zaun auf den Beton, leichtfüßig wie eine Katze, während Braun noch auf dem Drahtzaun hing, jetzt waren die extravaganten Springerstiefel, die er sich auch im Sommer leistete, ein Hindernis, denn damit fand er nicht ausreichend Halt. Als er sich endlich hochgezogen hatte und sich elegant über den mit Stacheldraht bewehrten Rand schwingen wollte, blieb er an den eisernen Dornen hängen. Mit einem lauten „Ratsch“ zerriss der Baumwollstoff seiner teuren Anzughose.
    Doch er hatte keine Zeit für Sentimentalitäten, er war auf der Jagd nach einem

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