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Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Titel: Alle müssen sterben - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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in einen der südlichen Stadtteile von Linz zu gelangen. Dort, wo die Häuser noch nicht saniert waren und leerstehende Hallen und Bürogebäude langsam verfielen. In einigen dieser Häuser hausten Obdachlose, Sprayer, Junkies und Ausreißer, die mit bescheidenen Mitteln versucht hatten, die Büros gegen Kälte und Regen abzudichten und einigermaßen bewohnbar zu machen.
    Vor einem dieser vom ständigen Regen schwarz verfärbten Gebäude blieb Jonas Blau stehen, überlegte angestrengt und versuchte sich an früher zu erinnern. Er kam aber zu keinem brauchbaren Ergebnis, zuckte daher bloß mit den Schultern und sprintete die breite, zerbröselnde Treppe zum Eingang nach oben, weiter durch das trostlos leere, dunkle Foyer. Mit weit ausholenden Schritten ging Jonas durch einen langen Gang, von dem aus links und rechts Türen in Büroräume führten. Früher war dieses sechsstöckige Gebäude die Zentrale eines Linzer Obstgroßhandels gewesen, der aber auf Grund sinkender Preise und starker Konkurrenz schon vor einigen Jahren Pleite gemacht hatte.
    „Hey, was liegt an?“, fragte ihn ein schmächtiger Junge von vielleicht zwanzig Jahren, der in einem der Büros auf einer aufgerissenen Matratze lag und dessen Haut vom vielen Klebstoffschnüffeln mit eitrigen Pusteln übersät war. Grinsend öffnete er den Mund und bleckte seine Zahnfragmente, deutete auf die zerdrückten Spraydosen, die überall auf dem schimmligen Teppich umherlagen.
    „Kann ich hier schlafen?“, fragte Jonas den Jungen, der überlegend mit dem Kopf vor und zurück wippte, dann auf den schwarzen Rucksack deutete, den Jonas über einer Schulter hängen hatte.
    „Wenn du mir eine von deinen coolen Cans gibst, dann geht das klar.“
    Jonas wusste nur zu gut, wozu der Junge die Dose verwenden würde, und so holte er eine fast leere, silberne Spraydose aus seinem Rucksack und warf sie auf die Matratze.
    „Ist für dich, Silver Surfer. Danach fühlst du dich wie auf Wolken. Hat ein extra Fat Cap drauf, für den ultimativen Kick.“
    Der Junge grinste erwartungsvoll, griff hinter die Matratze und holte eine schmuddelige Plastiktüte hervor, die er, von lautem Husten unterbrochen, wie einen Ballon aufblies. Dann sprayte er durch die Öffnung und stülpte sich die Tüte schnell über den Kopf.
    „Zuhalten! Zuhalten!“, keuchte er dumpf und Jonas drückte die Tüte an seinem Hals fest, während im Inneren der Kopf des Jungen von silbernen Dämpfen umweht war und er aussah wie ein Alien. Hektisch atmete der Junge die giftige Sprayluft ein. Sein Gesicht hinter dem Plastik war verzerrt, fleckig und mit silbernen Sprenkeln übersät, aber noch hatte er nicht das ultimative Erlebnis, noch war der Kick nicht sensationell genug. Nach einer unendlich lange scheinenden Zeit klopfte der Junge mit seiner rechten Hand auf die Matratze und Jonas ließ die Tüte los, die sich der Junge schnell vom Kopf zog, dann fiel er rückwärts auf die Matratze und blieb mit verdrehten Augen wie tot liegen.
    Mühsam stand Jonas auf, starrte auf den bewusstlosen Jungen, dem weißer Schaum aus den Mundwinkeln sickerte und dessen Brust sich hektisch hob und senkte. Jetzt wäre die Gelegenheit günstig gewesen, ihn um seine Ersparnisse zu erleichtern, denn Jonas hatte kein Geld bei sich und auch keine Ahnung, wo er sich welches beschaffen konnte. Doch wichtiger als Geld war der Kick, um den er den Jungen jetzt beneidete. Plötzlich hatte er keine Lust mehr hier zu schlafen. Also packte er seinen Rucksack und hastete durch den feuchten Gang wieder hinaus in den Regen, wo sich wegen der vielen Unwetter der Tag kaum von der Nacht unterschied und das Leben mit sonnenlosen Stunden verdunkelt wurde.
    Unter einem Vordach kauerten zwei Mädchen in abgewetzten Springerstiefeln und zogen einen Joint durch. Sie trugen zerrissene Netzstrümpfe und Miniröcke im Plastiklederlook und waren anscheinend nach einem der letzten Punkkonzerte hier gestrandet. Jonas schnorrte ihnen eine Kippe ab und merkte sehr wohl, dass es sie vor ihm ekelte. Jonas konnte es ihnen aber nicht verdenken, denn er sah wirklich zum Fürchten aus. Er spürte auch, dass seine Uhr bald ablaufen würde, er war darüber nicht traurig, sondern einfach erschöpft, er konnte einfach nicht mehr. Er sah auch nicht den Lieferwagen, der im Schatten einer flachen Halle stand.
    Rastlos zog es ihn weiter, zurück in die helleren Viertel der Stadt, dort, wo die Gefahr, erwischt zu werden, immer größer und größer wurde, wo der Kick erwischt

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