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Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)

Titel: Alle müssen sterben - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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aussahen.
    Selbst die Haut des Mädchens, das mit geschlossenen Augen, die seine langen, dunklen Wimpern noch besser zur Geltung brachten, in dem Bett lag, war weiß wie Schnee und nur seine glänzenden schwarzen Haare, die man soeben sorgfältig gewaschen hatte, bildeten einen Kontrast dazu. Die linke Hand des Mädchens war mit weißer Gaze dick einbandagiert und als eine Stylistin die Bettdecke zurückschlug, konnte man sehen, dass dieses Mädchen ein weißes T-Shirt mit einem brennenden Herz und einem umgedrehten Kreuz trug. Ein Visagist in einem blauweißen Ringelshirt tupfte schnell einige Schweißtropfen von der marmornen Stirn des Mädchens und verschwand wieder lautlos.
    Aus einem weißen Bose-Sounddock waren die Goldberg-Variationen von Bach zu hören, allerdings nicht in der Fassung von Glenn Gould, die Stylistin hatte in völliger Unkenntnis eine Version mit Van Cliburn erwischt. Als eine junge blonde Frau, die an der Wand lehnte, laut in die Hände klatschte, verschwanden Stylistin und Visagist im Hintergrund und ein Kameramann filmte das Mädchen mit seiner Steadycam. So ging das schon den ganzen Vormittag.
    „Stopp!“, rief Xenia Hansen plötzlich und löste sich von der rückwärtigen Wand. Sie war leger gekleidet, trug enge, verwaschene Jeans, Sneakers und ein T-Shirt der letztjährigen Red-Zorn-Kollektion. Ihre langen blonden Haare hatte sie mit einem bunten Tuch nach hinten gebunden und ihre klaren, regelmäßigen Gesichtszüge wirkten so noch markanter. Edgar Zorn hatte die Idee zu einem Imagefilm über das soziale Engagement von Red Zorn gehabt, obwohl Xenia strikt dagegen war. Dieser Film würde das positive Image des Unternehmens weiter stärken, sich durch Millionen von Clicks auf YouTube in der ganzen Welt verbreiten und die Marke bekannt machen, hatte ihr Zorn erklärt. Xenia verstand zwar nicht sofort, warum Zorn darauf bestanden hatte, diese Fabrikarbeiterin hier in Österreich zu operieren. Aber als er ihr erzählte, dass Polina eine hervorragende Pianistin in Moldawien gewesen war, hatte Xenia widerstrebend zugestimmt. Doch im Augenblick ging es darum, dieses Mädchen in eine positive Stimmung zu versetzen.
    „Polina, wenn du die Augen aufschlägst“, sagte sie auf Englisch zu dem Mädchen, „dann darfst du auf keinen Fall ängstlich aussehen. Sieh dich doch hier um. Das ist ein Spezialkrankenhaus, in dem dir sicher geholfen wird. Du musst glücklich sein! Alle Welt will an deinem Glück teilhaben! Also lächle, wenn du die Augen öffnest!“
    Polina nickte gehorsam und ihre großen, meerblauen Augen wanderten ängstlich von Xenia weiter zu Zorn, der in seinem grauen Anzug mit seiner grauen Gesichtsfarbe und den grauen Haaren wie immer unscheinbar und schüchtern wirkte. Mechanisch lächelte dieser Polina zu. Zorn hatte aber nicht mehr diesen intensiven Blick, mit dem er das Mädchen in der Fabrik angestarrt hatte.
    „So geht das nicht!“, rief Xenia. „Polina, du musst in die Kamera schauen und nicht zu Edgar!“
    „Edgar!“, fauchte sie dann und klatschte wieder in die Hände, um Zorn aufzuschrecken, denn dieser hielt sein Handy an sein Ohr gepresst und flüsterte hektisch mit Hendrik Glanz, der in Brüssel gerade mit anderen Abgeordneten in einem Feinschmeckerlokal saß und schlemmte. Als er keine Anstalten machte, das Telefonat zu beenden, trat Xenia zu ihm und stieß ihn zur Seite.
    „Edgar, du störst mit deinem ständigen Telefonieren die Aufnahme!“ Xenia schüttelte ihre langen blonden Haare und ihre klaren Züge verhärteten sich. „Du kannst draußen telefonieren. Verschwinde endlich!“

    Edgar Zorn war froh, das Krankenzimmer verlassen zu können, der enge Raum, die vielen Menschen, die Kamera und die schöne Polina, das alles verursachte Beklemmungen bei ihm. Deshalb hatte er auch Xenia die Leitung der PR-Aufnahmen übertragen. Er selbst tat sich schwer, seine Wünsche zu artikulieren, wurde schnell rot, wenn ihn jemand etwas fragte, und konnte normalerweise keine Entscheidungen treffen. Polina war eine Ausnahme gewesen, obwohl er es bereits bereute, das Mädchen nach Österreich geholt zu haben.
    Glanz war noch immer in der Leitung und Zorn hatte ihm anscheinend ein wenig den Appetit verdorben, als er ihn über den PR-Film informierte, den ein Team von Red Zorn unter der Anleitung von Xenia gerade mit Polina drehte.
    „Du brauchst keine Angst zu haben, Hendrik“, nahm er auf dem Gang den Gesprächsfaden wieder auf. „Das Mädchen vergöttert mich. Ich bin

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