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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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noch ein wenig Sport betreiben“, schnaufte er und klopfte auf seinen stattlichen Bauch.
    „Wenn du es nur nicht übertreibst, Giorgio“, murmelte Braun abwesend und Miller bemerkte, dass Braun mit seinen Gedanken ganz woanders war. Ächzend stieg Miller die eiserne Treppe nach unten, schlurfte in seinen nagelneuen Sneakern auf die Rampe und über den Parkplatz. Es regnete in Strömen und Miller war froh, dass seine wasserdichte Laufjacke auch eine Kapuze hatte. Außer Brauns zerbeultem Range Rover war hier kein anderes Auto zu sehen, er selbst parkte seinen alten VW Käfer immer auf der anderen Seite der Rampe.
    Irgendjemand hatte die einzige Straßenlaterne, die den Parkplatz ansonsten notdürftig beleuchtete, mit einem Stein zerstört und die Glassplitter der Neonröhre knirschten unter Millers Schuhen. In knapp drei Minuten würde Braun auf Sendung gehen. Mal hören, was diesmal das Grundthema sein wird, dachte er. Braun improvisierte gerne und legte sich vorab nie auf ein bestimmtes Thema fest, sondern ließ sich von den Anrufern inspirieren. Als Miller die Längsseite des Schlachthofs geschafft hatte, war er trotz der Regenjacke bereits völlig durchnässt.
    Weiter vorne an der Hauptstraße, die zur Donau führte, war ein Motorengeräusch zu hören, dann Türenknallen und schnelle Schritte. Als Miller in seinem gemächlichen Trab die Straße erreicht hatte, war jedoch alles wieder still. Plötzlich bekam er Herzstechen und musste keuchend stehen bleiben, um wieder Atem zu holen.
    Verdammter Sport.
    Miller hatte noch nie in seinem Leben Sport getrieben, aber als er vor Kurzem in einem Treppenhaus plötzlich keine Luft mehr bekommen hatte und knapp an einem Herzinfarkt vorbeigeschrammt war, bekam er plötzlich die Panik, dass sein Leben schneller vorbei sein könnte, als ihm lieb war. Daraufhin hatte er auch schweren Herzens mit dem Rauchen aufgehört und mit dem Joggen begonnen. Noch immer war er völlig außer Atem und wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke die Regentropfen aus dem Gesicht.
    Braun war jetzt bereits in der Sprecherkabine und draußen am Gang leuchtete das Rotlicht. Der Studiotechniker oder Webmaster, wie er sich neuerdings nannte, hielt durch die Glasscheibe bereits den Daumen zum Go nach oben und Braun schob den Regler seines Mischpults hinauf:
    „Hallo, ihr da draußen in der Dunkelheit, hier ist Nighthawk mit seinem Talk ohne Limits, der euch vielleicht ein wenig Licht in die Nacht bringt!“ So oder so ähnlich würde Braun jetzt seine Sendung beginnen und anschließend seinen ersten Song spielen.
    Miller trabte langsam und ächzend weiter, doch das Stechen in seiner Brust wollte sich nicht legen. Weiter vorne bogen zwei Männer mit Sporttaschen um die Ecke und kamen ihm entgegen. Sie waren so in ein Gespräch vertieft, dass sie ihn überhaupt nicht bemerkten.
    Dann waren die beiden Männer auch schon weg und Miller hatte die Straße erreicht. Sein Atem ging pfeifend und seine Lungen schmerzten. Wieder spürte er das beunruhigende Stechen in seiner Brust, musste stehen bleiben und sich an einer Hausmauer abstützen. Ganz langsam kroch die Panik seinen voluminösen Körper empor und er machte sich auf den Rückweg, damit er sich im Ruheraum des Studios hinlegen konnte.
    Nach ungefähr zehn Minuten hatte er die lang gezogene Halle des ehemaligen Schlachthofes umrundet und bog erneut um die Ecke, die auf den unbeleuchteten Parkplatz führte, wo noch immer nur Brauns Range Rover stand.
    Doch so einsam war der Parkplatz nicht mehr, denn jetzt schien sich anscheinend jemand für Brauns Wagen zu interessieren. Ein Mann sprang gerade vom Boden auf, während ein anderer mit dem Rücken zu Miller am Kühler von Brauns Wagen lehnte und die Straße beobachtete.
    Miller stand im Schatten des Vordachs, hielt die Luft an und der Schweiß tropfte ihm von der Stirn, kitzelte seine Nasenspitze, doch er konnte ein spontanes Niesen im letzten Augenblick unterdrücken. Es waren die beiden Männer, denen er zuvor auf der Straße begegnet war und die angeregt miteinander flüsterten.
    „Die Bombe funktioniert mit einem WLAN-Impuls“, hörte Miller einen Gesprächsfetzen. „Wenn er die Autotür öffnet, wird die Zündung aktiviert und wummsss, fliegt er in die Luft!“
    „Tolles System, woher kommt das?“
    „Stammt aus russischen Armeebeständen! Die sind ja Spezialisten im Bombenbauen!“
    Dann packten die Männer ihre Sporttaschen zusammen und entfernten sich schnell vom Parkplatz, ohne Miller bemerkt

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