Alle Sorgen sind vergessen
sich nicht mehr so einfach zumachen ließ. Sie brauchte mehrere Versuche, stellte sich vor den Spiegel im Schlafzimmer, nackt bis auf den hellblauen BH, und betrachtete sich stirnrunzelnd.
Der BH war zu klein. Sie drehte sich, um einen prüfenden Blick auf den Verschluss zu werfen. Ihre Brüste waren größer geworden, zu groß für die Körbchen, und sie fühlte die Spitze und Seide an den Knospen.
Allison drehte sich ein zweites Mal und strich mit der Hand über den noch flachen Bauch.
Wenigstens sieht man es hier nicht, dachte sie.
Kurz entschlossen verwarf sie den Plan, sich an diesem Vormittag auf den Kurs in Familienrecht am Dienstagabend vorzubereiten. Stattdessen zog sie Jeans, ein lockeres Oberteil und Stiefel an. Dann nahm sie ihre Tasche und die Jacke und verließ die Wohnung, um einen dringend nötigen Einkaufsbummel zu unternehmen.
Zum Glück war Zoe für zwei Wochen zu ihren Eltern und ihrer Schwester in den Norden gefahren, sonst wäre ihr zweifellos aufgefallen, dass Allison abgelenkt war. Und natürlich hätte sie sofort eine Erklärung verlangt. Lange hätte Allison ihr nichts vormachen können. Ihre Freundin besaß den Instinkt einer routinierten Verhörspezialistin.
Am Montag im Büro stellte sie fest, dass es eine große Erleichterung war, bequeme BHs zu tragen, aber es gab noch eine andere Nebenwirkung ihrer Schwangerschaft. Das Bedürfnis, sich nach dem Mittagessen eine Weile hinzulegen, wurde immer stärker. Sie war so müde, dass sie am liebsten die Tür abgeschlossen und’ sich auf dem weichen Teppich zusammengerollt hätte, um ein Nickerchen zu machen. Außerdem nahm ihr Appetit mittlerweile beachtliche Ausmaße an. Bisher hatten ihr meistens ein Joghurt und ein Apfel gereicht, jetzt bestellte sie in einem ThaiRestaurant um die Ecke eine Vorspeise sowie ein üppiges Hauptgericht mit extra viel Reis.
Wenn sie so weitermachte, würde sie hundert Pfund zunehmen, noch bevor das Baby geboren war. Stirnrunzelnd starrte sie auf die vier Behälter auf dem Schreibtisch und schob sich ein Stück Huhn mit Erdnusssauce in den Mund. Leah hatte sie komisch angesehen, als das Essen geliefert wurde. Ob ihre Kollegin etwas ahnte?
Wenn es jemand tat, dann Leah. Allison erinnerte sich nur zu gut daran, wie die Empfangssekretärin zu Beginn ihrer Schwangerschaft Pickles mit Erdnussbutter bestrichen und gegessen hatte. Allison hatte sich um Leahs Magen echte Sorgen gemacht. Aber dann hatte Leah ihr versichert, dass ihr Geburtshelfer ihr gesagt habe, solche ungewöhnlichen Gelüste seien in der Schwangerschaft vollkommen normal.
Ruckartig setzte Allison sich auf, in der Hand die Essstäbchen mit Reis, Sojasprossen und Shrimps.
Geburtshelfer? O nein, dachte sie. Ich habe ja noch gar keinen Geburtshelfer.
Sie ließ den Bissen in einen Behälter fallen und nahm das Branchenbuch aus einer Schublade. Hastig blätterte sie darin, bis sie die Eintragung fand, die sie suchte. Dann wählte sie die Nummer der Arztpraxis.
Kurz darauf hatte sie einen Termin, leider erst in einer Woche.
Und Vitamine, dachte sie. Sie sollte unbedingt Vitamine nehmen. Ihr Blick fiel auf die halb leeren Behälter. Vermutlich war so scharfes Essen nicht gut für das Baby. Sie würde darüber an diesem Abend nachlesen.
Doch bis dahin musste sie etwas unternehmen. Ein Rezept würde sie erst in der nächsten Woche bekommen. In den Untersuchungszimmern von Manhattan Multiples gab es allerdings Vitaminpräparate für die Patientinnen.
Sie würde sich erst mal eine Packung nehmen und sie zurücklegen, sobald sie mit der Verschreibung in der Apotheke gewesen war.
Später am Nachmittag schlich sie sich in eins der Untersuchungszimmer, nahm sich, was sie brauchte, und kehrte in ihr Büro zurück. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn, als sie sich atemlos auf ihren Stuhl fallen ließ. Eine gute Spionin würde sie nie abgeben, das war klar.
Allison schaute in ihren Terminkalender. Eine Minute später hatte sie ihren Yogatermin abgesagt und sich stattdessen zu einem Schwangerschaftskurs angemeldet.
Zufrieden, dass sie so viele Dinge erledigt hatte, lud sie den Vertrag mit der Sicherheitsfirma auf den Bildschirm und verbrachte die folgende Stunde damit, die von Eloise verlangten Änderungen vorzunehmen. Danach druckte sie das Dokument aus und ging zu ihrer Chefin. Deren Tür stand offen. Allison hörte Eloise’ verärgerte Stimme und zögerte, bevor sie durch den Spalt lugte. Eloise war allein, also klopfte sie an.
„Ja?“
Die Stimme
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