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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Taubenschwarm schoß vorbei und lärmte flüchtend. Die Romen, die den Platz verlassen hatten, kamen zurück. Sie trugen in ihrer Mitte eine menschliche Gestalt.
    »Freddie, oh, Freddie!« schrie Maureen wild.
    Ihr Bruder antwortete nicht. Er war geknebelt und mit ausgestreckten Armen und Beinen an eine Riesenbrille gefesselt.
    Die anderen RSV-Hubschrauber waren inzwischen gelandet, und die Offiziere drängten sich erstaunt zusammen. Die Romen, die Freud trugen, bemerkten sie und blieben stehen. Als die beiden Gruppen einander gegenüberstanden, wurde es still.
    »Jetzt ist die Gelegenheit da!« sagte Birdlip erregt zu Toolrust. »Lassen Sie mich zu allen sprechen. Sie werden sich Ihre Doktrin anhören, dargelegt von einem Menschen. Sie haben eine der wenigen Organisationen, die es noch gibt, die Leute vom RSV. Sie können die neue Ära des Denkens verbreiten, den Glauben der Gegenseitigkeit! Das ist unser Augenblick, Toolrust!«
    Der große, alte Roman sagte demütig: »Ich bin in Ihren Händen, Mr. Birdlip.«
    »Natürlich sind Sie das, aber Vertrag machen wir später. Ich nehme an, daß zehn Prozent Tantiemen akzeptabel sind?«
    Mit diesen Worten trat er hinaus auf den Balkon und begann mit der Rede, die die Welt verändern sollte.

Die Unterprivilegierten
     
     
     
    Die Ankündigung, aus tausend Sprachdrüsen tröpfelnd, war so weich und sanft, wie durch Schokolade gefiltert.
    »Als erste Gruppe geht die Einwandererquote von Istinogurzibeshilaha von Bord. Die Einwandererquote von Istinogurzibeshilaha möchte sich bitte umgehend an ihrem Deckausgang zur Abfahrt zum Dansson-Immunisierungs-Zentrum einfinden. Ihr Gepäck wird später entladen. Ihr Gepäck wird später entladen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.«
    Der Mann mit dem langsamen Puls im Hals lag in seiner Koje und lauschte der Wiederholung dieser Ansage, ohne die wimpernlosen Lider zu heben. Die schwelgerische Stimme holte ihn zurück aus einem Reich weit jenseits des Grabes, wo unter blauen Schatten formlose Dinge wanderten. Als er sich neu orientiert hatte, öffnete er die Augen.
    Corbis, seine Gefährtin, kauerte zitternd am Boden bei der Tür.
    Er setzte sich langsam auf, denn die Temperatur in ihrer Kabine war immer noch zu niedrig. Sie war jedoch weniger träge als er und kam zu ihm, um den Arm um seine Schultern zu legen, bevor er sich noch ganz aufgesetzt hatte. Sie legte den Rand ihres Mundes an den seinen.
    »Ich habe Angst, Safton«, sagte sie.
    Die Worte erzeugten keine rationale Reaktion in ihm, wenngleich sie eine Erinnerung an die Angststöße weckten, die er beim Weg durch die hohen Wälder seines Heimatplaneten erlebt hatte.
    »Wir sind angekommen, Safton. Das ist endlich Dansson, und sie wollen, daß wir aussteigen. Jetzt habe ich schreckliche Angst. Ich hatte Angst, seitdem ich aus dem Kühlschlaf erwacht bin. Sie haben uns eine angemessene Wiederbelebungstemperatur versprochen, aber die Temperatur hier beträgt nur zehn Grad. Sie wissen, daß wir nicht zu gebrauchen sind, wenn es nicht warm genug ist.«
    Safton Serton blieb ungerührt von ihrer Erregung, wie ein dunkler, magischer Teich, der nichts widerspiegelt. Er kauerte auf dem Bett, ohne etwas zu bewegen außer den Augenlidern.
    »Wenn Dansson nun nicht die Zuflucht ist, die man uns vorgespiegelt hat?« sagte sie. »Es kann doch kein Trick sein, oder? Ich meine, nimm einmal an, die ganzen Prüfungen und Untersuchungen, die wir auf Istinogurzibeshilaha hinter uns gebracht haben, waren nur ein Köder, um uns hierherzulocken… Oh, gewiß, wir hören, daß Dansson einfach herrlich sei, aber haben wir je von einer Person gehört, die von Dansson zurückgekommen ist? Wenn uns ein fürchterliches Schicksal erwarten sollte, wären wir – wären wir völlig hilflos.«
     
     
    Sie lauschte dem Getrampel im Korridor vor ihrer Tür. Auch sie hatte ihre erschreckenden Träume auf der langen interstellaren Reise hier her gehabt.
    Die Erzählung ihrer Mutter hatte sich mit verzerrtem Widerhall ihrem inneren Ohr dargeboten. Sie hatte die Zeit gesehen, als ihre Mutter vor vierzig Jahren ein kleines Mädchen gewesen, und die Menschen, die nach Laune die Galaxis durchstreiften, angekommen waren und ihr Volk in seinen Holzdörfern gefunden hatte, verstreut in den wenigen Zonen Istinogurzibeshilahas, wo Leben existieren konnte. In ihren Träumen waren die Besucher größer gewesen als die traurigen Sequioen und hatten nicht Wunder und Wohltaten gebracht, sondern gigantische Metallkäfige und

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