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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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einfach gewesen, den wenigen Putzleuten in den Korridoren des Schiffes auszuweichen, und nur wenig schwerer, aus dem ungeheuren Komplex des Raumflughafens zu entkommen. Nun, in der Stadt selbst, waren sie völlig hilflos.
    Zuerst erkannten sie gar nicht, daß es eine Stadt war. Die Gebäude standen nicht nur sehr weit auseinander – nach den groben Maßstäben der Architektur von Istinogurzibeshilaha waren sie als Gebäude kaum erkennbar. Denn hier waren mit dem Material Einheiten geschaffen worden, die die grundlegende Nicht-Festigkeit der Materie repräsentierten. Ihre Formen besaßen enorme Fröhlichkeit und Einfallskraft; gelegentlich war der Phantasie bis zu Tollheit Lauf gelassen worden, aber für die staunenden Augen von Safton und Corbish war alles wunderbar.
    Zwischen den Häusern gab es Blumenanordnungen, in Terrassen mehrere Stockwerke übereinander. Manche flammten voller Blumen, andere waren dunkel mit mächtigen Bäumen wie jenen, die auf dem fruchtbaren Boden von Istinogurzibeshilaha wuchsen. Das Düstere wie das Hübsche trat auffallend hervor, so die Natur nicht sentimental dargestellt wurde. Es gab auch Terrassen, auf denen wilde Tiere umherliefen, und riesige Vogelhäuser, wo die die herumfliegenden Vögel kaum ihre Gefangenschaft wahrnahmen. Der Gesamteindruck war ebenso sehr der eines ungeheuren Zoos wie der einer Stadt.
    Safton und Corbish gingen auf einem Fußweg, sorgenvoll und doch bezaubert. Auf tiefliegenden Straßen glitt schneller Verkehr durch die Stadt; über ihnen zogen Flugzeuge wie Raketen dahin. Auf ihrer eigenen Ebene gingen viele Leute mit gemächlichen Schritten, aber sie waren zu nervös, um jemanden aufzuhalten und nach dem Weg zu fragen.
    »Wenn wir Geld hätten, könnten wir mit einem Wagen nach Klein-Istino fahren«, sagte Corbish. Im Schiff hatten sie danssonische Kreditbücher bekommen, in denen der Stand ihrer Finanzen eingetragen war. Durch ihr Versäumnis, mit den anderen von Bord zu gehen, hatten sie auch kein Geld ausgehändigt bekommen.
    »Wenn wir ein Café finden, treiben wir uns herum und versuchen etwas herauszubekommen«, sagte Safton. Leider sahen sie nichts, was Ähnlichkeit mit Läden oder Cafés hatte – oder auch mit Fabriken, denn alle die fremdartigen Gebäude schienen nur Wohnhäuser zu sein.
    Nach einigen Minuten Fußmarsch blieben sie gleichzeitig stehen. In alle Richtungen erstreckten sich endlose breite Straßen; sie konnten ewig so weitergehen. Safton ergriff Corbishs Hand und forderte sie mit einer Geste auf, stumm zu bleiben. Er beobachtete einen Warmen in ihrer Nähe.
    Seinem Äußeren nach war der Warme ein Velours, mutierte Menschengattung vom Sektor Vermillon, bedeckt von einem dichten, vollen Pelz; vermutlich mit Rücksicht auf die Sitten hier trug er ein leichtes Gewand darüber. Er war an einer der schöngeformten Säulen stehengeblieben, an denen Safton und Corbish vorbeikamen, seitdem sie den Raumflughafen hinter sich gelassen hatten. Die Säulen bauchten sich einen Meter über dem Boden, verjüngten sich wieder und endeten etwa drei Meter über dem Boden in einer Spitze.
    Der Velours öffnete eine Klappe im ausgebauchten Teil der Säule, schob aus seiner Tasche etwas hinein und wählte. Er wartete.
    Tief unter der Höhe der schnellen Flugzeuge segelte über sie eine Reihe massiver Objekte dahin. Das wirkte so, als hätte sich ein Schwarm von Konzertflügeln feierlich in die Luft erhoben. Eines dieser Objekte verließ nun seinen Kurs, sank ein Stück herab und setzte auf der Säule auf, so daß die Spitze in ein Loch an der Unterseite drang.
    Im Flügel flammten Lichter auf, und der Velours wählte wieder.
    Schwach summende Laute drangen aus dem Flügel. Ein Eimer sank aus ihm herab zum Pflaster, und ein rotes Licht flammte am Eimer auf. Der Velours nahm etwas heraus, das aussah wie ein Lacrosseschläger.
    Bis der Eimer sich in den Flügel zurückgezogen und dieser sich von der Säule gelöst hatte, um weiterzufliegen, schritt der Velours davon, den Schläger in der Hand.
    In diesem Augenblick wurde Safton klar, daß die Beobachter beobachtet wurden. Ein Mann stand in der Nähe und betrachtete sie prüfend.
    »Ihr zwei seid wohl von außerhalb des Systems«, sagte er, als sie sich umdrehten und ihn ansahen.
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte Safton.
    Der Mann lachte, leise und ohne Spott.
    »Ich habe Leute von außerhalb schon sehr erstaunt über unser Mikrofab-System gesehen.« Er kam auf sie zu. »Kann ich Sie herumführen oder Ihnen

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