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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Särge. Sie war unter dem Klirren von Stahltüren erwacht.
    »Wir hätten nicht kommen sollen, Safton«, sagte sie. »Ich habe Angst. Bleiben wir nicht auf Dansson.«
    Der Puls in seiner Kehle kam und ging, und er sagte: »Dansson ist einer der Hauptplaneten des Universums.«
    Es war die erste Tatsache, die in sein vereistes Gehirn drang. Sein System funktionierte zu langsam, als daß er auf sie hätte reagieren können, und aus dem gleichen Grund vermutete er, daß ihr Gehirn nicht richtig arbeitete und einfach auf unbewußte Ängste ansprach.
    Jahre des Studiums in einer der neuen Schulen seines Planeten, von den Menschen Danssons errichtet, hatten dazu geführt, daß er und Corbish die lange Reihe von Prüfungen bestanden, die allein eine Passage zum bewunderten Leitstern Dansson bringen konnten, dem Hauptplaneten im Sektor Diamant, Hauptsektor der Galaxis. Er erinnerte sich an die Reihen fremdartiger Maschinen, die krankhafte Erregung, die blitzenden Lichter in der Botschaft Danssons, als die Prüfungen fortschritten, und die Freude und Überraschung, als er erfuhr, daß er mit Auszeichnung bestanden hatte. Jetzt würden Corbish und er Arbeit auf Dansson bekommen und auf mehr oder weniger gleichberechtigter Grundlage mit den anderen Familien der Menschheit konkurrieren können, die sich auf Dansson zusammengefunden hatten. Die Herausforderung überwältigte ihn, aber er hatte keine Angst – oder nicht viel.
    Der Sprecher begann von neuem, diesmal drängender.
    Corbish stieg in den Kleiderschrank, als die sanfte Stimme sie wieder zum Ausstieg schickte.
    »Sie holen uns«, sagte sie. »Sie kommen und holen uns. Wir müssen wahnsinnig gewesen sein, uns darauf einzulassen.«
    Er hatte kein Gefühl, aber es war klar, daß er zu ihr würde gehen müssen. Er stemmte sich aus dem Bett und stieg in das eine Kleidungsstück aus Polypelz, das ihm bei Antritt der Reise überreicht worden war. Dann ging er hinüber und versuchte sie zur Vernunft zu bringen. Er war noch immer schläfrig und schloß die Augen, als er zu sprechen begann.
    »Es hat keinen Sinn«, sagte sie. »Ich weiß, daß wir hereingelegt worden sind und in der Falle sitzen, Safton. Wir hätten den Warmen nicht trauen sollen. Sie sind größer als wir.«
    Die schönen gelben Pupillen ihrer Augen hatten sich vor Angst zu Schlitzen verengt. Während er sie ansah, liebevoll, überfiel ihn ihretwegen plötzlich auch die Angst. Er wurde überwältigt von dem Mißtrauen der Istinogurzibeshilahaner für die menschlichen Rassen, die sie Warme nannten. Es war das Mißtrauen der Benachteiligten jenen gegenüber, die im Vorteil waren; weil es instinktiv war, saß es tief. Corbish mochte durchaus recht haben. Er stieg mit ihr in den Schrank.
    Sie umklammerte ihn im Dunkeln und flüsterte in seine Ohrlöcher.
    »Wir können warten, bis das Schiff leer ist, dann flüchten wir.«
    »Wohin? Istinogurzibeshilaha ist Hunderttausende von Lichtjahren entfernt.«
    »Wir haben von einem besonderen Viertel gehört, wo unsere Art wohnt – Klein-Istino, nicht wahr? Wenn es einen solchen Ort gibt, können wir hingehen und Hilfe suchen.«
    »Du bist wahnsinnig, Corbish. Klettern wir wieder hinaus. Wie kommst du auf diese Gedanken? Jahrelang haben wir uns danach gesehnt, hierherzukommen.«
    »Während wir im Leicht-Kühlschlaf waren, träumte ich davon, daß Warme hier in unserer Kabine gewesen sind. Sie drehten uns herum und untersuchten uns, während wir hilflos waren, führten Experimente an uns aus, nahmen mir Blut ab. An meinem Handgelenk ist ein winziges Pflaster, das vorher nicht da war. Fühl mal!«
    Er fuhr mit den Fingern über die weichen, winzigen Schuppen ihres Armes. Das Pflaster beruhigte ihn, als Symbol ärztlicher Pflege.
    »Du hast einen schlechten Traum gehabt, das ist alles. Wir leben noch, nicht wahr? Also, steigen wir hinaus, und du hör auf, prähistorisch zu tun.«
    Während er das sagte, hörte er jemanden hereinkommen, im Raum stehenbleiben, etwas vor sich hinmurmeln – vielleicht Namen auf einer Liste abhaken? – und wieder hinausgehen.
    Sie lagen lange da, umschlangen einander und lauschten dem sanften Strom von Mitteilungen aus den Sprechdrüsen. Endlich verstummten sie wie ein austrocknender Fluß, und das große Sternschiff war leer.
     
     
    Safton und Corbish gingen langsam durch die Straßen, zum Teil von der Vorsicht dazu gezwungen, zum Teil deshalb, weil sie die Auswirkungen des künstlichen Winterschlafes noch nicht überwunden hatten.
    Es war

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