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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Ausdruck.
    »Ich mußte kommen, Florence Nightingale! Ich habe mich in London in einen Jumbojet geschlichen. Ich mußte die Nachricht persönlich nach Hause bringen.«
    »Wir dachten, Sie wären tot. PINCS hält Sie für tot.«
    »Ich bin auch fast tot. Was ich gesehen habe… geben Sie mir etwas zu trinken, in Gottes Namen! Was ist das für ein Geräusch?«
    »Leise! Meine Frau atmet. Sie dürfen sie nicht wecken. Sie leidet an Hömoglobinmangel, zusammen mit anderen Faktoren, die noch nicht diagnostiziert sind. Eine der neuen Krankheiten, die man in ihrem Ursprung noch nicht
erkennt – «
    »Ich habe keine Fallgeschichte verlangt. Wo ist das Getränk?«
    Hoggart hatte seine englische Ruhe verloren. Er sah in jeder Beziehung aus wie ein vom Tode Gezeichneter.
    »Was haben Sie gefunden?«
    »Lassen Sie das jetzt! Geben Sie mir zu trinken!«
    Als er das Glas Alkohol mit Wasser trank, das Utrect ihm gebracht hatte, sagte Hoggart: »Sie haben gehört, daß sie das Mausoleum und halb Windsor in die Luft gesprengt hat? Das war eine Panikreaktion von ihr – es beweist, daß sie menschlich ist, jedenfalls in den Emotionen. Sie war natürlich hinter mir her.«
    »Die Gruft, Mann – was haben Sie gefunden?«
    »Durch einen glücklichen Zufall erkannte mich einer der Aufseher von einer Gelegenheit, als ich etwas anderes restauriert hatte. Er ließ mich also in Frieden. Es gelang mir, wie geplant, Königin Victorias Grab zu öffnen.«
    »Ja! Und?«
    »Wie wir dachten!«
    »Leer?«
    »Leer! Nichts. Da haben wir unseren Beweis, daß es die Königin, wie die Geschichte – unsere gefälschte Geschichte – sie kennt, nicht existiert.«
    »Wieder eine ihrer Pannen, was? Wie der Mensch Piltdownmensch und die Doppelverschiebung und der Unsinn, den wir Relativität nennen. Offenkundiger Schwindel! Sie ist also raffiniert, aber doch nicht so raffiniert. Hören Sie, Bob, ich möchte, daß Sie von hier verschwinden. Ich fürchte, das Haus hier wird jeden Augenblick zu Nichts zerblasen, wie Windsor. Ich muß an meine Frau denken.«
    »Okay. Sie wissen, wohin wir gehen müssen, nicht?« Er stand auf und straffte die Schultern.
    »Ich rufe Disraeli an und warte die Anweisungen ab. Noch etwas – wie ist es Ihnen gelungen, in Windsor davonzukommen?«
    »Das kann ich überhaupt nicht begreifen. Verschiedene Zeitstufen, vielleicht, zwischen ihrer Welt und der unsrigen? Als ich das leere Grab sah, ergriff ich sofort die Flucht, sprang in meinen Wagen und raste davon. Die Explosion ereignete sich fast genau eine Stunde, nachdem ich die Gruft geöffnet hatte. Ich war bis dahin ziemlich weit gekommen. Seltsam, daß sie so unpünktlich war. Seither rechne ich dauernd mit einer neuen Explosion.«
    Utrect war das Opfer entsetzlicher Angst. Seine Finger zitterten krampfhaft, als er seinen Armbandcomputer abschaltete, der das Gespräch aufgezeichnet hatte. Bevor dieses Gebäude mit Karen und all den unschuldigen Leuten zerstört wurde, mußte er mit Hoggart entkommen. Er griff nach seiner Kleidung, zog sich lautlos an und nickte seiner Frau zum Abschied stumm zu. Sie schlief mit offenem Mund; ihre Atmung war jetzt kaum vernehmbar. Kurz danach trieb er Hoggart in den stinkenden Flur hinaus und hinab in die Nacht. Es war halbdrei Uhr früh, die Zeit, zu der die menschliche Widerstandskraft am schwächsten war. Er suchte instinktiv den Himmel nach einer gigantischen Herrschergestalt ab.
    Sonderbare Nachtschreie und Rufe hallten in den Schluchten der Straßen. Jeder Schatten schien Bewegung zu bergen. Armut und die moralische Krankheit der Armut senkten sich über alles, konnten beinahe verspürt werden; die Stadt war ein Gleichnis für ein krankes Unbewußtes. Worin ihr großes Experiment auch bestehen mochte, dachte Utrect, es war todsicher gescheitert. Die Höhlenmenschen versuchten diese edle Stadt zum Heimatgebiet zu machen, so gut es ging. Ihre Krankheit – konnte es sein, daß es nur Heimwehkrankheit war? – hing in der befleckten Luft.
    Schulter an Schulter, die Klappmesser gezückt, erreichten Utrect und Hoggart die nahe Sprechzelle ohne Zwischenfall.
    »Nächtlicher Notfall!« sagte Utrect und riß die Tür auf. Die kleine Familie schlief in Wickelhängematten, aufgehängt hinter ihren Schulterblättern, die Arme an die Leiber gepreßt, wie drei große Schmetterlingspuppen. Sie kletterten schläfrig und protestierend heraus. Das Kind begann zu heulen, als die Eltern es auf den kalten Gehsteig zerrten.
    Hoggart bereitete einen Computerbericht

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