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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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die Nieren und dann den Rest.
    Zum Fürchten war auch das Foto von dem fünfzehnjährigen Jungen, der sich aus Angst vorm Zeugnis aufgehängt hatte. Da konnte man ja Alpträume von kriegen.
    Und dann die Werbung für Patentex oval und Sexanorma und der Schweinkram von Zweitausendeins. Bildgeschichte des Pin Up Girls. Wenn man genau hinkuckte, sah man auf einer klitzekleinen Zeichnung auch nackte Männer mit steifen Schwänzen.
    Von unten rief Mama nach mir. Ich sollte ihr die schwere Einkaufstasche in die Küche tragen.
    Zum letzten Mal ins Wambachtal mit Michael Gerlach. »Halt’s Maul, du Hund«, das wollten wir im Kanon dem Attila vorsingen, aber der war weg. An Altersschwäche eingegangen. Oder eingeschläfert worden.
    Dro Chonoson mot dem Kontroboß. Hoffentlich gab’s auch in Meppen einen anständigen Wald.
    In Papas Arbeitszimmer stapelten sich die Umzugskartons, obendrauf und an den Seiten beschriftet: Küche, Wohnzimmer, Eßzimmer.
    Zerbrechlich!!!
    In Vasen und Gläser knüllte Mama Zeitungspapier. Wozu das wohl gut sein sollte. Sie hatte schon ganz schwarze Finger davon. »Aus dem Weg!«
    In unser Haus sollte ein Arzt einziehen mit seiner Familie. Der Mietvertrag war bereits unterschrieben.
    Abends fuhr ich noch ein letztes Mal mit dem Rad über den Mallendarer Berg. Alle Wege lang und bis hinten raus, wo das Reha gebaut wurde. Rehabilitationszentrum hieß das offiziell. Da hatten früher wilde Apfelbäume gestanden, und einmal hatten Michael Gerlach und ich da einen Drachen steigen lassen, aber der war gleich beim ersten Flugmanöver abgestürzt und kaputtgebrochen.
    Auf dem Fußballplatz versuchte ich, das Rad vorne so hochzureißen, wie Michaels Bruder Harald das konnte, und dann auf dem Hinterrad weiterzufahren.
    Im Zug hatte ich ein ganzes Abteil für mich alleine. Erster Klasse. Die Fahrkarte hatte Tante Dagmar spendiert. Die schwamm geradezu in Geld.
    »Ich erwarte, daß du dich mustergültig benimmst«, sagte Mama durchs Fenster, als der Schaffner schon pfiff. »Hast du gehört?«
    Über die Moselbrücke. Vorne das Deutsche Eck und auf der anderen Rheinseite die Festung Ehrenbreitstein. Sowas gab’s in Meppen nicht, da war alles flach.
    Der Zug fuhr auch durch Lützel. Wo wir schon überall gewohnt hatten. Und was wohl aus Angelika Quasdorf geworden war. Die mußte jetzt bald dreizehn sein und einen Busen haben.
    Aber dein Scheiden macht, daß mir das Herze lacht.
    Am schönsten war’s auf der Horchheimer Höhe gewesen, als ich noch nicht zur Schule gemußt hatte. Niemals Hausaufgaben auf und jeden Tag im Wäldchen.
    In Hannover war ich tagsüber Schlüsselkind und durfte machen, was ich wollte. Gewaschen und gezahnputzt und zwanzig Mark Taschengeld im Brustbeutel. So gut hatte ich’s lange nicht gehabt.
    Ich sah mir die Plattenabteilung bei Karstadt an, die aber auch nicht anders war als die in Koblenz.
    Otto Waalkes hätte mal wieder ’ne neue Platte machen können. Die Doppel-LP von Insterburg & Co. war mir zu teuer. Was man sich alles nicht leisten konnte, das war schon frustrierend.
    Im Landesmuseum knarzten die Fußbodenbretter, und die Wärter kuckten immer so argwöhnisch, daß ich mich da nicht lange aufhielt.
    Gut gefiel mir im Rathaus die Fahrt im schiefen Fahrstuhl. Das sei der einzige schiefe Fahrstuhlschacht in Europa, sagte der Mensch, der da die Knöpfe drückte. Der Fahrstuhl ratterte und quietschte so, daß man immer dachte: Nun ist’s aus.
    Zum Essen ging ich ins Funkhaus. An den ersten beiden Tagen rief der Pförtner noch bei Tante Dagmar an, bevor er mich reinließ, aber dann war ich schon ein alter Bekannter für den.
    In der Wohnung sah ich wieder Tante Dagmars Platten durch. Die einzige neue war Besame mucho von Los Paraguayos. Bißchen wenig für ’ne Frau mit soviel Geld.
    Auf einem Regal standen Flaschen mit Rum, Gin, Whisky, Kognak und Likör. Uerdinger, davon genehmigte ich mir mal einen Schluck, wovon ich erst husten und dann reihern mußte. Ich schaffte es aber noch bis zum Lokus. Torte, Pizza, Milka, Frühstücksei, alles kam wieder raus, in umgekehrter Reihenfolge.
    Puh. Vom Uerdinger würde ich in Zukunft die Finger lassen. Eine halbe Rolle Klopapier ging drauf, bis Deckel, Brille und Becken wieder sauber waren.
    Ich setzte mich auf den Wannenrand zum Verschnaufen.
    Elidor und Badedas. Odol gibt sympathischen Atem.
    Jeden Abend regte Tante Dagmar sich über die Rentnerinnen auf, die erst kurz vor Ladenschluß einkaufen gingen, wenn die berufstätige

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