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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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es da Aufblaskissen und Wasserbälle. Beim Hörzu-Preisrätsel des Monats winkten als Gewinne ein Farbfernseher, fünf Radiorekorder und fünfzig Schallplatten und beim Hörzu-Ferien-Preisausschreiben drei Urlaubskoffer voller Spezialitäten aus Bayern und fünfzig handsignierte Schallplatten: Lach mit Peter Frankenfeld.
    Ich legte viel von meinem Taschengeld in Postkarten an und machte überall mit. Das war immer noch gescheiter, als KatjesPennys zu sammeln, so wie Wiebke, und sich für hundert Stück davon in grauer Zukunft die Bilderserie Pennys liebste Tiere zu bestellen.
    Dumm und dämlich konnte man sich auch mit Witzen verdienen, wenn sie in der Bildzeitung abgedruckt wurden. Da gab’s für jeden einzelnen zwanzig Mark. Ich schickte den mit Lupo und der Briefmarke ein.
    Wenn Oma und Opa sich zum Mittagsschlaf hingelegt hatten, ging es den Keksen und den Erdnüssen im Wohnzimmerbüfett an den Kragen. Die Tür knarrte, aber Oma und Opa waren schwerhörig.
    Auch die verglaste Tür vom Bücherschrank knarrte. Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung, Hitler von Alan Bullock und die Bibel in unse Moderspraak: Ganz in den Anfang hett Gott Himmel un Eer maakt. Un up de Eer seeg dat wirr un wööst ut, un över dat Water weer dat pickendüster. Aver Gott sien Geist sweev över de Floot.
    In der Küchenschublade Omas Notizheft mit den Rommé-zahlen der letzten zwanzig Jahre.
    Ich öffnete auch die Schränke im Keller. Eine uralte Bildzeitung: Kennedy erschossen! Dramatische Fotos vom Attentat, und untendrunter die Meldung: Deutsche Möbelkonferenz tagt hinter verschlossenen Türen. Und eine Anzeige: Kräftige Rentner als Leichenträger gesucht.
    Oder Gustavs alte Bravos. Jungens sollten sie lernen: Die Zeichensprache der Liebe. Mädchen berichten: Mein erstes Erlebnis. Das führte ich mir im Kartoffelkeller zu Gemüte. Aktion Anonym.
    Nachmittags pflanzte Opa im Garten Gurken und Blumen und kam danach die Kellertreppe mit zwei Flaschen Bier hoch, einer für sich und einer für Gustav, der in seinem Zimmer saß und Gesetzestexte büffelte. »Zum Genuß!« sagte Opa und reichte Gustav die Flasche rein.
    Dann machte Opa es sich an seinem Schreibtisch in der Veranda bequem und entnahm seiner Zigarrenkiste wählerisch Zigarren, die er Rauchwaren nannte. An der Wand hing eine eingerahmte Bleistiftzeichnung: Opa mit Helm auf, noch aus dem Ersten Weltkrieg.
    Seine zitternde rechte Hand hielt Opa mit der linken fest.
    Oma zerkleinerte unterdessen Petersilie in der Küche oder kämpfte mit dem widerspenstigen Waschmaschinenschlauch.
    Wiebke lag auf dem Wohnzimmersofa, las Mecki im Schlaraffenland und kaute an ihren Zöpfen.
    Einmal kriegte Oma Besuch von zwei anderen Omas. Sie verbrachten fast zwei Stunden damit, alles über ihre Kinder und Enkelkinder durchzuhecheln und sich über Rheuma, Ischias und Gicht zu unterhalten.
    »Da kann ich auch ein Lied von singen, Frau Lüttjes!«
    Schlafsaft und Eigenblutspritzen.
    Opa stellte mir Denksportaufgaben. »Was ist das: getrennt mir heilig, vereint abscheulich?« Da kam ich nicht drauf, auch nach tagelangem Grübeln nicht.
    Wenn jemand husten mußte, sagte Opa: »Du hast aber auch schon mal besser gehustet.«
    Böse war er dann aber, als ich, ohne was zu sagen, mit dem Rad nach Wilhelmshaven gefahren war und erst abends zurückkam. Da flippte Opa aus und wollte mich verdreschen, und als ich mich im Kellerzimmer unterm Bett versteckte, holte er einen Besen und stieß mit dem Stiel nach mir.
    In Wilhelmshaven hatte ich Tante Gisela besuchen wollen, aber die war nicht dagewesen. Dafür hatte ich am Straßenrand eine Polizistenmütze gefunden. Die war mir dämlicherweise vom Kopf gefallen, als Opa mich durchs Haus gehetzt hatte.
    Als ob das ein Verbrechen gewesen wäre, eine Radtour zu unternehmen. Und ich hatte noch gedacht, Oma und Opa wären stolz auf mich, daß ich das so flott geschafft hatte.
    Jetzt sei Zapfenstreich, hatte Opa gebrüllt und Spucke verloren dabei. Für den würde ich nie eine Karte einwerfen bei irgendeinem Preisausschreiben. Pustekuchen. Wenn dem eine Laus über die Leber gelaufen war, hätte er’s ja nicht an mir auslassen müssen. Dem hatten sie wohl ins Gehirn geschissen. Mir hier einen Besenstiel vors Knie und in den Bauch zu stoßen. Und sowas nannte sich Großvater. Der tickte doch nicht mehr sauber.
    Getrennt mir heilig, vereint abscheulich. Sollte der mit seinen Scheißrätselfragen doch Wiebke belemmern.
    Am Morgen hatte Opa sich wieder abgeregt

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