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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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und gab Wiebke und mir zusammen fünf Mark fürs Schützenfest. Weit kamen wir damit nicht, aber ich hatte noch zehn Mark von meinem Taschengeld. Dachte ich jedenfalls, als wir losgingen, aber dann fiel mir ein, daß ich den Schein in die linke Potasche von meiner Cordhose gesteckt hatte, die gewaschen werden sollte.
    Ich rannte zurück, aber von dem Zehnmarkschein war bloß noch ein zusammengebackener Klumpatsch übrig.
    »Da hätt ich viel zu tun, wenn ich immer alle Hosentaschen einzeln untersuchen wollte, ob da noch was drin ist«, sagte Oma. »Nee, mien Jung, auf deine Reichtümer mußt du schon selbst aufpassen!«
    Jaja. Und wer hatte die Hose, die noch so gut wie sauber gewesen war, auf Biegen oder Brechen waschen wollen? Ich vielleicht?
    In meiner Wut schmiß ich die Wohnungstür mit soviel Schmackes zu, daß eine von den Glasscheiben rausfiel, und zur Strafe schickte Oma mich ins Bett. Sie habe die Faxen jetzt dicke. Ich kriegte kein Abendbrot und durfte weder Zauber der Manege noch Columbo kucken.
    Mannomann. So Scheiße war’s in Jever noch nie gewesen. Da freute man sich ja fast, bald wieder abgeholt zu werden.
    Mama und Papa brachten Renate und Volker mit und erzählten vom Umzug. Gute Nacht, Marie! Das heulende Elend hätten sie kriegen können. Im neuen Haus der ganze Keller unter Wasser wegen der undichten Fenster, und die Möbelpacker hätten alles lustig in die Pfützen gestellt. Die Tischdecken allesamt jenseits von Gut und Böse, und die Bettwäsche erst. »Du kriegst die Tür nicht zu!« Ein Chaos, nicht zu singen und zu sagen. Kein Karton da, wo er hingehörte, trotz deutlicher Beschriftung. Alles für die Katz.
    Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht.
    Von ihm aus, sagte Papa, könne man den Spediteur unangespitzt in den Boden rammen.
    Und dann sei noch ein Karton unten eingerissen dank meiner blödsinnigen Hantel. Die sei mit Donnergepolter die ganze Treppe runtergekugelt und unten in die gute Flurvase gekracht.
    Da war ich jetzt also auch noch dran schuld oder was.
    Auf den letzten Drücker hätten sie noch gemerkt, daß ein Kellerfenster sperrangelweit offenstand. Da hätte jeder Tunichtgut ohne Probleme einsteigen können.
    Den Umzug müsse der Bund bezahlen. Ein Heidengeld. »Die nehmen’s von den Lebendigen und den Toten«, sagte Mama. Am Einzugstag sei sie abends restlos erledigt gewesen. Groggy sei gar kein Ausdruck. Erschossen. Fix und foxi. Wie ein Stein geschlafen und morgens mit verspanntem Nacken aufgewacht, weil es da überall ziehe wie Hechtsuppe.
    Und der Garten! Unter aller Sau, das Unkraut meterhoch, kein Bein an den Grund zu kriegen. Offensichtlich hätten die Vormieter nie auch nur einen Handschlag getan. Das werde noch eine Plackerei, das alles auf Zack zu bringen.
    Aber dafür sei jetzt die Zeit im Rheinland passé. Es sei ihr nicht schwergefallen, sagte Mama, sich da sang- und klanglos zu verabschieden. Der Dialekt allein: »Herz-Jesu-Kersch«, und dann Frau Strack immer: »Uwe, küste bej misch!« Oder wie damals Frau Quasdorf als Avonberaterin an die Tür gekommen sei, um uns »Fatze Kre-am« zu verkaufen. Eine Klatschbase sondergleichen. Und ich, ich hätte schon gewußt, daß Mama diesem impertinenten Weibsbild nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen sei, und hätte sie einmal im Hofeingang gewarnt, als sie vom Einkaufen gekommen war: »Achtung, Mama, Kassedoff steht bei sein Haus!« Und dann noch Geld unterschlagen und gesoffen wie ’n Loch, auch als sie schwanger war.
    Und Papas Ochsentour im BWB. »So ist das eben, wenn man nicht mit ’nem goldenen Löffel im Munde geboren wird!« Fürs Kinderkriegen werde man vom Staat immer nur bestraft, und das Finanzamt kriege den Rachen nicht voll.
    Im dritten Schuljahr, sagte Renate, habe sie geglaubt, es heiße Plutimikation und nicht Multiplikation, weil das so in Pippi Langstrumpf gestanden hatte, und dafür sei sie von der Lehrerin mit dem Stock auf die Finger gehauen worden in der Volksschule in Lützel.
    »Schwamm drüber«, sagte Mama. Meppen sei zwar auch nur ein Kuhdorf, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagten, erzkatholisch noch dazu, aber immerhin Niedersachsen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht im Vergleich mit Koblenz und dem verdreckten Rhein und dem Industriesmog da. Und nach Jever sei’s nur ein Katzensprung.
    Bilder müßten noch aufgehängt werden im neuen Haus. Er könne sich nicht helfen, sagte Papa, aber in seinen Augen sähen die Blumen von van Gogh wie Tassenbürsten aus.
    Und ich, ich sei

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