Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
da vormittags bloß von Viertel nach neun bis Viertel vor elf geöffnet und nachmittags von drei bis fünf. Und das war auch schon fast die einzige Neuigkeit, die sie mitbrachte. Eine Glasfabrik im Raum Kassel hätten sie neulich besichtigt, das erzählte sie noch, aber damit riß sie niemanden vom Stuhl.
Die Sache mit dem Praktikum hatte sie sich inzwischen anders überlegt. Sie wollte jetzt doch studieren und Grundschullehrerin werden, und das paßte Papa nun auch wieder nicht in den Kram. Kleinen Hosenscheißern das ABC beizubringen, das sei keine Berufsperspektive. Wenn schon Lehrerin, dann besser gleich Studienrätin. Alles andere sei nicht Fisch und nicht Fleisch.
»Ich hab aber keine Lust, mich mit hochnäsigen Gymnasiasten rumzuärgern«, sagte Renate. »Ich will was mit Kindern machen und denen Lesen und Schreiben und Rechnen beibringen! Und mit denen malen und singen!«
»Und wenn du irgendwann die Schnauze voll hast vom Malen und Singen, dann sitzen trotzdem noch alle möglichen Arschlöcher über dir, und du mußt nach deren Pfeife tanzen«, sagte Papa. Im Berufsleben gehe es darum, nach oben zu streben, bis man niemanden mehr über sich habe, der einem Knüppel zwischen die Beine werfe.
So gesehen hätte Papa selbst ja eigentlich Verteidigungsminister werden müssen statt Regierungsbaudirektor. Oder besser noch Bundeskanzler. Oder Bundespräsident.
Als Renate wieder abgeschwirrt war, stellte Volker fest, daß sie im Badezimmer ihre Augenbrauenpinzette vergessen hatte.
Im Europacup machten Heynckes und Simonsen Juventus Turin zur Schnecke. 2:0! Von diesem Schock würden die Itaker sich nicht so bald erholen.
Leider Gottes hatte ein Vereinchen namens Malmö FF den FC Bayern geschlagen, mit 1:0, und Spartak Moskau den 1. FC Köln sogar mit 2:0. Aber dafür war Atletico Madrid Eintracht Frankfurt dank zweier Tore von Bernd Hölzenbein mit 1:2 unterlegen, und die Herthaner hatten Ajax Amsterdam mit 1:0 den Rang abgelaufen. Ha, ho, hee – Hertha BSC! Ajax hätte eben Johan Cruyff nicht verkaufen sollen.
In der Innenstadt gab es ein Fachgeschäft für Turnklamotten, Sport Reinders, und da sollte Uwe Seeler laut Meppener Tagespost eine Autogrammstunde abhalten. War das zu fassen? Uns Uwe in Meppen! Der Mann, der 1970 in Mexiko beim Spiel des Jahrhunderts mitgemischt hatte, an vorderster Front! Sogar mit dem Hinterkopf hatte Seeler mal ein Tor erzielt und viele andere durch Fallrückzieher. Satan Zicke!
Der Andrang war groß, aber jeder kam dran. Ich hielt Uwe Seeler mein Sammelalbum von Sprengel hin, das er mit seinem Friedrich Wilhelm signierte: »Für Martin von Uwe!«
Er konnte nicht ahnen, daß ein künftiger Kapitän der Nationalelf vor ihm stand, und ich trollte mich, obwohl ich Uwe Seeler gern noch nach dem dritten Tor von Wembley gefragt hätte. Wie das nun eigentlich genau gewesen sei.
Die letzten Klassenarbeiten waren nicht so doll ausgefallen (Englisch 3, Mathe 4, Deutsch 3), aber nach dem Zähneputzen durfte ich mir am Samstag noch einen Western ankucken. Da schlich sich John Wayne als Texas-Ranger in eine Rotte von Schmugglern ein, die den Rothäuten Whisky verscherbelten, so daß die bloß noch betrunken herumtorkelten.
»Wenn man ehrlich ist, muß man doch zugeben, daß die Weißen den Indianern ihr Land weggenommen haben«, sagte Mama. »Und hier werden sie jetzt als Besoffskis verhöhnt.«
Das mochte ja sein, aber von Western hatte Mama trotzdem keine Ahnung.
Nachdem Braunschweig und Bayern sich jeweils zwei Punkte gesichert hatten, mußte am Sonntag auch Gladbach punkten, am besten doppelt, und das auch noch auswärts in Karlsruhe. In der 20. Minute brachte Günther Fuchs den KSC in Führung, aber fünf Minuten später glich Jupp Heynckes aus, und gleich darauf brachte derselbe Günther Fuchs seine eigenen Mannen mit einem Eigentor ins Hintertreffen!
Nach der Halbzeitpause stellte der KSC zwar noch einmal Torgleichheit her, aber auch Heynckes und Wimmer trafen ins Schwarze. Endstand 2:4. Zur Statistik: zweimal Gelb für Karlsruhe; zwei Punkte für die Fohlenelf.
Am Montag traf wieder ein Brief von Michael ein.
An den GMS!
Ihre letzten Meldungen waren eine bodenlose Unverschämtheit! Wie kann so ein lächerlich kleiner GMS den großen DMGS vernichten wollen? Das ist eine Beleidigung für den DMGS!
Sag mal, hast Du wirklich Heimweh? Das kann ich aber tatsächlich nicht verstehen! Der Riesenbetonklotz Reha, das Abholzen der Waldbestände ... dagegen bei Dir, jedenfalls entnehme
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