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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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    „Jeder, der in eine neue Welt gelangt, muß sich auf alle ihre Gegebenheiten einstellen. “
    A. C.
     
    Die Sommer-Landwirtschaftsmesse am Stadtrand von Kundre auf Tankred war seit ungezählten Jahren ein fester Bestandteil dieses Landes. Ihre Tradition reichte weit zurück in jene Tage, als die Menschen noch allein über die Welt Tankred herrschten. Das Eintreffen des Ler-Volkes in späterer Zeit hatte allmählich viel verändert, langsam und unmerklich, aber nicht Kundre und die Messe. Sie hielt stand. Sie wuchs, denn nichts bleibt immer gleich, und die Messe, einst ein Arbeitsmarkt für Erntearbeiter, war zurück in den Sommer gerutscht; dann lag sie noch früher, fast im Frühjahr, und schloß auch andere Berufe, Handwerk, Erwerbszweige, Spezialitäten und am Ende praktisch alles ein. Das wichtigste jedoch war – sie war zu einer Veranstaltung geworden, auf der junge Leute, die ihr Glück versuchen wollten, die Wahl hatten oder ausgewählt wurden, für viele Aufgaben. Für kurz oder lang, nah oder fern, auf ihrem Heimatplaneten oder fern von ihm.
    Die Städte auf Tankred waren einförmig und wenig weltoffen. Kundre, die Messestadt, unterschied sich nicht sehr von ihren Schwestern Bohemundo, Isticho, Athalf, Ricimer und Amand. Auf der Messe jedoch herrschte Vielfalt und Abwechslung: Dort gab es Raumkapitäne, Laboranten, Veranstalter, Heuerbosse und Vorarbeiter, und alle entstammten sie den unterschiedlichsten Rassen. Menschen in ei- oder tropfenförmigen Schiffen, Ler in fensterlosen, glatten Kugeln und – typisch für diesen Sektor des Alls – Spsomi, füchsische, spitzzähnige humanoide Wesen, die Lemuren oder Galagos ähnelten, aber – biologisch betrachtet – mit Primaten überhaupt nichts gemein hatten. Sie ließen sich auf eine unspezialisierte Fleischfresserart zurückführen, die eine gewisse Verwandtschaft mit den Pandas und Waschbären auf der alten Erde aufwies.
    Die Spsomi befuhren den Raum in unsymmetrischen Slipperschiffen, deren Form sich nie wiederholte und die immer schwer zu beschreiben waren, denn sie ähnelten Kritzeleien in drei Dimensionen. Das polierte Oberflächenmaterial verlief in wilden Schwüngen, und die Gesamtform war vielfach gebrochen von außen liegenden Leitungen und Rohrgängen. Sie waren so exzentrisch, wie die Schiffe der Ler nichtssagend waren.
    Düfte, Geräusche und Bilder; Kontraste und Verschiedenheit erfüllten das Gelände der Messe. Über das ganze Feld verstreut waren Buden, in denen etwas gekocht wurde. Staub hing in der Luft, der Geruch von Tieren und Chemikalien, Dunst, der anzog und abstieß. Wohlhabende Stellenvermittler schlugen ihre Plakate an und bauten ihre Tische auf, belauerten sich mit finsteren Blicken: Ler in pleths, Nachthemden ähnlich, oder in losen Umhängen und weiten Hosen; Spsomi in Westen und Lendentüchern, die mit bunten Mustern in Farben von schreiender Disharmonie bedeckt waren. Man hörte das Geräusch vieler Motoren, der Räder der Karren und Wägelchen, Rufe in vielen Sprachen, Fragmente unverständlicher Wörter und Musik: akzentuierte, rhythmische menschliche Formen, unbetonte, formalistische Ler-Musik und die regellosen, synkopischen Spsomi-Melodien und -Klänge.
    Aus den Hügeln nahe bei Kundre waren vier junge Männer herabgestiegen. Alle etwa gleichen Alters, waren sie gekommen, um umherzustreifen und Entdeckungen zu machen, um neue Dinge und neue Länder zu sehen, oder aber um beim Anblick der Einladungen von stiller Selbsterkenntnis ernüchtert heimzukehren. Ilver Quisinart, Grale Cervitan, Dreve Halander und Meure Schasny waren schon auf den ersten Blick leicht zu unterscheiden: Quisinart war schlaksig gebaut, langnasig und mürrisch. Cervitan hatte einen langen Rumpf und kurze, stämmige und kräftige Beine. Die schweren Knochen seines Gesichts umspannte eine glatte Haut. Halander wirkte ausgesprochen unscheinbar, nichtssagend, freundlich und neutral wie eine Schaufensterpuppe. Schasny war zugleich zartgliedrig und drahtig, mit feinen Gesichtszügen. Andererseits hatten sie viele Gemeinsamkeiten, was Haut- und Augenfarbe, Art und Farbton der Haare und ihre allgemeine Erscheinung betraf. Die Menschen waren einander so ähnlich wie die Ler geworden. Es gab nur noch eine Menschenrasse, mit geringfügigen Varianten, auf den verschiedenen Planeten.
    Sie waren Kumpel, locker miteinander befreundet, aber von unterschiedlicher Herkunft. Quisinart stammte aus einer experimentellen Kommune; Cervitan war das einzige Kind

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