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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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auf die Erde ziehen konnte, wenn er eine von den Wunderpillen geschluckt hatte, die aber nur eine Stunde lang wirkten.
    Seine große Stunde kam – immer, wenn er Pillen nahm.
    Vor dem Umzug holte Oma Jever Wiebke ab. Im neuen Haus war noch kein Strom. Auch Türen und Teppiche fehlten. Papa hatte sich einen LKW geliehen.
    In der Küche war ein Fußbodenmensch auf allen vieren und verlegte Mipolam, und im Flur hackten Arbeiter Löcher in den Putz für neue Treppenstufenschlitze.
    Die alte Wohnung mußte besenrein übergeben werden. Auf der Fensterbank fand ich noch eine Kleiderbürste, die wir fast vergessen hätten.
    Abends suchten wir bei Kerzenlicht nach der Bettwäsche. Das Essen mußte Mama auf einem Gaskocher heißmachen, und sie sagte, sie sei bald reif für die Klapsmühle.
    An den Kacheln überm Waschbecken im unteren Badezimmer waren Magneten, an denen man die Seife aufhängen konnte, und vor der Küchentür war ein tiefer Schacht. Da mußte man rüberspringen, wenn man in den Garten wollte.
    Nervtötend war, daß wir kein Fernsehen kucken konnten, solange wir keinen Strom hatten. Nicht mal Werbefernsehen. Ob 30, 60 oder 95 Grad, ich hab stets Riesenkraft parat!
    Mein Zimmer ging nach vorne raus, und durchs Fenster konnte ich den Wald sehen. Bis Volkers Zimmer oben fertig war, mußte er noch in meins mit rein, wo das Doppelstockbett stand.
    Ich kam auf die Christliche Simultanschule Vallendar. Die war unten im Tal. Da fuhr ein Schulbus hin. »Vor den neuen Mitschülern brauchst du keine Manschetten zu haben«, sagte Mama.
    In der neuen Schule waren die gleichen Kufenstühle wie in der alten, aber sonst war alles anders. Die Lehrerin hieß Frau Weißpfennig und war ganz mager. Drei Klassen auf einmal, eine im ersten, eine im zweiten und eine im dritten Schuljahr. Frau Weißpfennig ging immer hin und her und gab allen nacheinander was Verschiedenes auf.
    Wir mußten jetzt mit Füller schreiben. Mama hatte mir einen grünen Geha gekauft, mit Fensterchen, durch die man sehen konnte, ob die Patrone noch voll war. Innen war auch noch Platz für eine Reservepatrone.
    In der Klasse war einer mit Sprachfehler. Wenn der sagen sollte: »Kasper hat Glück gehabt«, dann sagte er: »Tasper hat Dlütt dehabt.«
    Neben mir saß ein langer Lulatsch, der einen Kopf größer als Frau Weißpfennig war, aber sonst nichts konnte. Am schlechtesten war Benno Anderbrügge, ein Fettsack, dessen Hefte Eselsohren hatten und außendrauf Tintenkleckse.
    Vorne auf dem neuen Lesebuch war ein Bild von einer Kutsche im Wolkenbruch, aber die Kinder in der Kutsche lachten.
    Tobias Knubbelnas, der Igel.
    Auswendig lernen sollten wir ein Gedicht über drei Spatzen, die im Winter auf einem Ast saßen. Sie rücken zusammen dicht an dicht, so warm wie der Erich hat’s niemand nicht.
    Auf dem Pausenhof wußte ich nicht, was ich machen sollte. Die Mädchen spielten Gummitwist und die Jungen Fangen.
    Ich freundete mich mit Barbara an, die zu dick war, um andere Freunde zu haben. Wir spielten Verstecken, unter den Mänteln im Flur, bis uns der Hausmeister das verbot.
    In Religion nahm Frau Weißpfennig das Alte und das Neue Testament mit uns durch. Adam und Eva, Kain und Abel, der Turmbau zu Babel, die sieben Plagen mit der Verwandlung von Blut in Wasser und dann Jesus, wie er auf einem Esel nach Jerusalem geritten war.
    Samaria, Judaea und Idumaea. Zeloten, Pharisäer, Sadduzäer, Aussätzige und die Ehebrecherin, die gesteinigt werden sollte, das konnte man gar nicht alles behalten. Das Scherflein der Witwe, die wundersame Brotvermehrung und das Gleichnis vom Weinberg. Was war eigentlich an Zöllnern so schlimm, daß die von allen verachtet wurden?
    Frau Weißpfennig zeigte uns auch Bilder von blinden Indern mit Geschwüren im Gesicht, damit wir mal sehen konnten, wie schlecht es anderen Menschen ging.
    Irgendwann hätten siebzig verschiedene Leute die Bibel übersetzt, und alle Übersetzungen hätten Wort für Wort miteinander übereingestimmt.
    Wir lernten auch was über Gotik und Romanik und gingen mit der ganzen Klasse in eine katholische Kirche, wo wir die Fenster abmalen sollten. Sankt Marcellinus und Sankt Petrus. Außer mir waren nur fünf andere evangelisch: Melanie Pape, Norbert Ripp, Michael Gerlach, Oliver Wolter und Andreas König. Die mußten auch alle mitkommen.
    Die Katholiken hatten Bänke zum Niederknien und Beichtstühle in der Kirche. Im rechten Querschiff stand ein Rokoko-Altar.
    Katholiken hätten eben die eine oder andere

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