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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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herab, um ihn mit einem Weihnachtslied zu erfreuen, doch beim ersten Ton von

    „Gott segne dich, lieber Herr,
    Nichts möge dich erschrecken!“

    langte Scrooge mit solchem Schwung nach dem Lineal, daß der Sänger entsetzt die Flucht ergriff und das Schlüsselloch dem Nebel und dem noch verwandteren Frost überließ.
    Endlich war die Stunde gekommen, das Büro zu schließen. Unwillig kletterte Scrooge von seinem Stuhl herab und bedeutete diese Tatsache stillschweigend dem wartenden Angestellten, der sofort die Kerze ausblies und den Hut aufsetzte.
    „Sie möchten morgen freihaben, nehme ich an“, sagte Scrooge.
    „Wenn es Ihnen paßt, Sir.“
    „Es paßt mir nicht“, sagte Scrooge, „und es ist nicht gerecht. Wenn ich Ihnen dafür eine halbe Krone abzöge, kämen Sie sich schlecht behandelt vor, möchte ich wetten.“
    Der Angestellte lächelte vage.
    „Doch Sie finden nicht“, sagte Scrooge, „daß ich schlecht behandelt bin, wenn ich Ihnen für einen Tag, an dem Sie nicht arbeiten, Lohn zahle.“
    Der Angestellte wandte ein, daß es doch nur einmal im Jahr sei.
    „Eine armselige Entschuldigung dafür, einem Mann an jedem fünfundzwanzigsten Dezember das Geld aus der Tasche zu locken!“ sagte Scrooge und knöpfte den Mantel bis zum Kinn zu. „Aber vermutlich brauchen Sie den ganzen Tag. Seien Sie am nächsten Morgen um so zeitiger hier.“
    Der Angestellte versprach es, und Scrooge ging knurrend hinaus. Das Büro war im Nu geschlossen, und der Angestellte, dem die langen Enden seines weißen Schals bis zur Taille herabbaumelten (einen Mantel besaß er nicht), schlitterte zu Ehren des Weihnachtsabends zwanzigmal am Ende einer Schlange von Jungen die Cornhill entlang, und dann rannte er, so schnell er nur konnte, nach Camden Town heim, um Blindekuh zu spielen.
    Scrooge nahm sein trauriges Abendessen wie gewöhnlich in seinem traurigen Gasthaus ein, und nachdem er sämtliche Zeitungen gelesen und den Rest des Abends mit seinem Kontobuch verbracht hatte, machte er sich auf den Heimweg, um schlafen zu gehen. Er bewohnte die Zimmer, die früher seinem verstorbenen Partner gehört hatten. Es war eine düstere Flucht von Räumen in einem zusammenfallenden Gebäude neben dem Hof, wo es so wenig hinpaßte, daß man kaum umhinkonnte, sich vorzustellen, es müsse, als es noch ein junges Haus war, beim Versteckspielen mit anderen Häusern dorthin gelaufen sein und nicht mehr zurückgefunden haben. Jetzt war es allerdings alt und trostlos, denn außer Scrooge wohnte niemand mehr darin. Die anderen Räume waren als Büros vermietet. Der Hof war so dunkel, daß sich selbst Scrooge, der dort jeden Stein kannte, mit den Händen vorwärts tastete. Nebel und Frost hingen so schwarz in dem alten Eingang des Hauses, daß es schien, als ob der Wettergott in trauerndem Grübeln auf der Schwelle säße.
    Nun ist es eine Tatsache, daß an dem Türklopfer nichts Besonderes war, nur seine Größe. Es ist auch eine Tatsache, daß Scrooge ihn morgens und abends gesehen hatte, seit er dort wohnte; ebenso daß Scrooge von dem, was man Phantasie nennt, genausowenig besaß wie jedermann in London, einschließlich – und das ist eine kühne Feststellung – der Stadtbehörde, Ratsherren und Dienerschaft. Wollen wir uns ferner daran erinnern, daß Scrooge nicht einen einzigen Gedanken an Marley verschwendet hatte, seit er an diesem Nachmittag erwähnt hatte, daß sein Partner vor sieben Jahren verstorben war. Und dann möge mir jemand erklären – falls er das kann –, wie es kam, daß Scrooge, als er den Schlüssel ins Schloß steckte, in dem Klopfer – ohne daß dieser zwischendurch einen Wandel durchmachte –, nicht einen Klopfer, sondern Marleys Gesicht sah.
    Marleys Gesicht. Es lag nicht wie die anderen Gegenstände im Hof in undurchdringlichem Schatten, sondern von ihm ging ein unheilvolles Leuchten aus wie von einem verdorbenen Hummer in einem dunklen Keller. Es war nicht böse oder grimmig, sondern sah Scrooge an, wie Marley es zu tun pflegte: die gespenstische Brille auf die gespenstische Stirn hochgeschoben. Das Haar war merkwürdig durcheinandergewühlt, wie von einem Luftzug oder heißer Luft; und obwohl die Augen weit offenstanden, waren sie völlig bewegungslos. Dies und die Leichenblässe waren schreckenerregend, doch dieser Schrecken schien weder in der Absicht des Gesichts noch in seiner Macht zu liegen, sondern vielmehr zu seinem Ausdruck zu gehören.
    Als Scrooge die Erscheinung fest ansah, war es wieder ein

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