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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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herankommen sahen, zerrten sie ihre Besitzer in Hauseingänge hinein oder die Gasse hinauf. Dann wedelten sie mit dem Schwanz, als wollten sie sagen: „Es ist besser, gar keine Augen zu haben als böse, blindes Herrchen!“
    Aber was kümmerte das Scrooge! Das war es gerade, was ihm gefiel. Weil er sich seinen Weg durchs Leben bahnte, indem er menschliches Mitgefühl nicht zu nahe an sich heranließ, wurde er von den Eingeweihten ein verrückter Kerl genannt.
    Einst saß der alte Scrooge an einem der schönsten Tage des Jahres, einem Heiligabend, geschäftig in seinem Büro. Das Wetter war rauh, bitter kalt und obendrein neblig. Er konnte hören, wie die Leute draußen auf dem Hof keuchend auf und ab gingen, sich mit den Händen gegen die Brust schlugen und mit den Füßen auf das Pflaster stampften, um sie zu erwärmen. Die Uhren in der Stadt hatten gerade erst drei geschlagen, aber es war schon ziemlich dunkel – es war den ganzen Tag über nicht hell geworden –, und in den Fenstern der umliegenden Büros flackerten Kerzen wie rötliche Fettflecke in der dicken, braunen Luft. Der Nebel drang zu jedem Ritz und Schlüsselloch herein und war draußen so dicht, daß die gegenüberliegenden Häuser nur schemenhaft zu sehen waren, obwohl der Hof zu einem der engsten gehörte. Wenn man sah, wie sich die schmutzige Wolke herabsenkte und alles verdunkelte, konnte man denken, Mutter Natur lebe ganz in der Nähe und braue in großem Umfang.
    Die Tür von Scrooges Büro stand offen, damit er ein Auge auf seinen Angestellten werfen konnte, der in einer traurigen kleinen Zelle nebenan, einer Art Kasten, saß und Briefe abschrieb. Bei Scrooge brannte ein sehr kleines Feuer, bei dem Angestellten aber ein noch viel kleineres, daß es wie eine einzige Kohle aussah. Er konnte jedoch nichts nachlegen, weil Scrooge die Kohlenkiste in seinem Raum aufbewahrte. Sobald der Angestellte mit der Schaufel hereinkam, gab ihm sein Herr zu verstehen, daß sich ihre Wege trennen müßten. Daraufhin legte sich der Angestellte sein weißes Wolltuch um den Hals und versuchte, sich an der Kerze aufzuwärmen. Da er aber keine große Phantasie besaß, gelang ihm das nicht.
    „Frohe Weihnachten, Onkel! Gott segne dich!“ rief eine vergnügte Stimme. Es handelte sich um die Stimme von Scrooges Neffen, der so schnell auf ihn zukam, daß sie das erste Anzeichen seines Kommens war.
    „Pah!“ sagte Scrooge, „Unsinn!“
    Scrooges Neffe hatte sich beim raschen Laufen im Nebel und Frost dermaßen erhitzt, daß er nur so glühte. Sein hübsches Gesicht war gerötet, die Augen funkelten, und beim Atmen stieß er Dampfwolken aus.
    „Weihnachten ein Unsinn, Onkel?“ sagte Scrooges Neffe. „Das meinst du sicher nicht so.“
    „Doch“, sagte Scrooge. „Frohe Weihnachten! Welches Recht hast du, froh zu sein? Welchen Grund hast du, froh zu sein? Du bist arm genug.“
    „Aber geh“, erwiderte der Neffe fröhlich. „Welches Recht hast du, traurig zu sein? Welchen Grund hast du, verdrießlich zu sein? Du bist doch reich genug.“
    Da Scrooge im Moment keine bessere Antwort zur Hand hatte, sagte er wieder „Pah!“ und fügte noch „Unsinn!“ hinzu.
    „Sei nicht ärgerlich, Onkel!“ sagte der Neffe.
    „Was kann ich sonst sein“, erwiderte der Onkel, „wo ich in einer Welt voller Narren lebe? Frohe Weihnachten! Pfui über ‚Frohe Weihnachten‘. Was bedeutet die Weihnachtszeit schon anderes für dich als eine Zeit, in der man Rechnungen ohne Geld bezahlt; in der man ein Jahr älter, aber keinen Deut reicher geworden ist; in der man die Bücher abschließt und sich jeder Posten darin ein Dutzend Monate hindurch als gewinnlos erweist? Wenn es nach mir ginge“, sagte Scrooge aufgebracht, „müßte jeder Idiot, der mit einem ‚Frohe Weihnachten‘ auf den Lippen herumläuft, in seinem eigenen Plumpudding gekocht und mit einem Stechpalmenzweig durchs Herz begraben werden. Das sollte er!“
    „Onkel!“ flehte der Junge.
    „Neffe“, erwiderte der Onkel ernst, „feiere Weihnachten auf deine Weise und laß es mich auf meine feiern.“
    „Feiern!“ wiederholte Scrooges Neffe. „Aber du feierst es ja gar nicht.“
    „Überlaß das nur mir“, sagte Scrooge. „Möge es dir viel Gutes bringen! Dir hat es ja immer viel Gutes gebracht!“
    „Es gibt viele Dinge, von denen ich Gutes hätte gewinnen können, aus denen ich allerdings keinen Nutzen gezogen habe“, erwiderte der Neffe. „Weihnachten gehört dazu. Aber ganz bestimmt habe ich die

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