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Alleinerziehend mit Mann

Alleinerziehend mit Mann

Titel: Alleinerziehend mit Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bittl , Silke Neumayer
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darin halten sich auch über Achtzehnjährige auf. Das Gymnasium hat eine Mensa. Die darf zwar von Grundschülern nicht genutzt werden, aber die Grundschüler können die Größeren von einem Schulfenster aus möglicherweise beim Mensabesuch beobachten.
    »Ein Skandal!«, ruft eine Mutter.
    »Untragbar!«, ruft eine andere.
    Ich verstehe nicht, worum es geht. Eine freundliche Mitmutter klärt mich flüsternd auf. »Die verkaufen in der Mensa auch Cola. Und unsere Kleinen können das beobachten. Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll.«
    Zur Sicherheit frage ich nach. Cola nur für größere Gymnasiasten? Und unsere Kinder sehen das eigentlich gar nicht, nur wenn sie wirklich gezielt durch das eine Fenster schauen? Toben die nicht lieber in der Pause irgendwo herum? Wie lange liegt ein Kind schon geduldig auf der Lauer? Für was überhaupt?
    Ein Aufschrei geht mehr oder weniger lautlos durch die Elternschaft, ich hätte den grundsätzlichen Aspekt in dieser Sache wohl übersehen.
    »Unsere Kinder werden damit
angefixt,
mit Cola! Wenn die das bloß sehen!«, ruft eine Mutter empört. Sei denn das so schwer zu verstehen?
     
    Grübelnd gehe ich heim und erzähle meinem Mann davon.
    »Spinnen die?«, fragt Alex.
    »Du hast leicht reden!«, erwidere ich. »Du hast die ja auch nicht erlebt.«
    »Eben darum geh ich nicht zu solchen Elternabenden.«
    Aha.
    »Entschuldige, Schatz! War ein schlechter Scherz!«
    Aha. Na gut. Mein Mann hat Humor.
    Im Unterschied zu wirklich Alleinerziehenden habe ich daheim eine Korrektur des kollektiven Wahnsinns von Elternabenden. Dafür bin ich dankbarer als für jede Erziehungs- und Haushaltshilfe. Ich liebe meinen Mann. Zur Feier dessen – und weil wir den Hochzeitstag eh vergessen haben – kaufe ich am nächsten Tag Cola ein. Nach dem Abendessen heben wir ein Glas damit, wir alle, mein Mann, die Kinder und ich.

[home]
    46. So ein Theater
    E s war einmal. Irgendwann, in einem anderen Leben, als ich noch keine Ehefrau und Mutter war. Morgens las ich ausführlich die Zeitung, wurde auf ein Theaterstück aufmerksam und überlegte in jeder Arbeitspause, ob ich den Abend dort verbringe oder mich nicht doch lieber mit einem Roman in die Badewanne lege oder mit einer Freundin dieses neue Szenelokal inspiziere.
    »Schatz, magst du mit mir heute Abend ins Theater gehen?«, fragte ich schließlich nach einem langen Entscheidungsprozess.
    »Theater?« Mein Mann legte die Stirn kurz in Falten und zögerte einen Moment zu lange, um wirklich glaubhaft nachdenklich zu wirken. »Du weißt doch, ich steh nicht so auf Theater! Aber mach
du
dir doch einen schönen Abend!« Und um sein schlechtes Gewissen für die abermalige Absage zu beruhigen, fügte er mit Blick auf die Geschirrberge und Staubwolken himmlischen Ausmaßes hinzu: »Ich kümmer mich derweil um den Saustall hier!«
     
    Es war einmal. Es war einmal, irgendwann in einem anderen Leben als Single und auch noch als Frau mit Mann ohne Kinder. Ich erinnere mich nur noch schemenhaft. Nur ab und zu blitzen Bilder dieser Vergangenheit wie irreale Trugbilder auf. Ausführlich Zeitung lesen? Penibelste Garderobenwahl? Gar noch »ich kümmer mich um den Saustall hier«?
    Mit Baby und Kleinkind war ich seit Jahren nicht mehr im Theater, bis mir ein alter Freund eine Karte für die Premiere der Orestie schenkte. »So eine Karte ist unbezahlbar!«, kündige ich auch gleich mein Vorhaben an. »Martin ist krank geworden, und die kann man nicht verfallen lassen!«
    »Natürlich!«, brummt mein Mann. »Schön, dass du mal wieder ins Theater kommst, das ist ja wirklich deine Leidenschaft.« Ich atme tief durch. Woher stammt so ein plötzliches Verständnis für meine angebliche Leidenschaft? Über Jahre hatte ich nur noch eine Leidenschaft: durchschlafen. Oder vielleicht noch zehn Minuten Zeitung lesen. Oder zehn Minuten alleine ohne Kinder in der Badewanne sein. Oder langsam und in Ruhe essen. Theater? Daran hab ich überhaupt nicht mehr gedacht. Aber gut, wenn er meint, dann habe ich eben diese Leidenschaft. Dann gehe ich jetzt gleich öfter ins Theater! Die Qualität der Stücke ist dabei völlig zweitrangig. Hauptsache, ich bewege mich in einer kind- und haushaltsfreien Zone. Außerdem sprechen dort erwachsene Paare nicht ausschließlich über
seine
Arbeit.
     
    Zwei Tage vorher erinnere ich meinen Mann säuselnd an meinen »Abendtermin«. Dass man einen »Abendtermin« nur im engen Sinne beruflich so bezeichnen dürfe, überhöre ich. Ich mache

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