Alleinerziehend mit Mann
funktionieren kann, wenn die Eltern nur »on the top« sind.
Was hat sie in anderen Familien schon gesehen, welche »Kriege« geführt werden, zum Beispiel um so einfache Dinge wie Zähneputzen und Zubettgehen. Kapiere denn keiner, dass klare Regeln und deutliche Ansagen alles seien? Ach, die meisten Frauen wollten sich doch bloß als Mütter wichtig machen.
Ich nicke, denke mir meinen Teil dazu und nehme mir auch ein Glas Wein.
Ein paar Diskussionsrunden und Weinflaschen später versucht mein Mann, sich mit ausgewählten Äußerungen gegen das rhetorische Geschick des Professors zu behaupten. Er spricht von Börsenzusammenhängen, Lobbyarbeit und Wutbürgern. Lukas kommt dazwischen nach einem Alptraum im Schlafanzug daher, und ich bringe ihn wieder ins Bett. Nebenbei fülle ich die Knabbersachen auf, schenke Wein nach und würge die Oma am Telefon ab.
Alles, was mein Mann sagt, nimmt der Professor nickend, aber nicht sonderlich beeindruckt zur Kenntnis. Man wird bald gehen, heißt es. Alex wendet sich schließlich beim Abschied der Neuen zu.
»Überlegt euch das noch mit Kindern! … Hm … Ich bin fest davon überzeugt: Es zeigt sich oft eine große Kluft zwischen den mentalen Geschlechtsidentitäten der Männer und ihrem praktizierten Verhalten.«
»Wie meinst du das?«, fragt die Neue.
»Eine großartige, prägnante Beschreibung unserer Situation«, applaudiert der Professor.
Ich räume derweil den Tisch ab. Ich hab es jetzt verstanden. Die mentale Geschlechtsidentität von Alex lässt ihn die Neue vor einer Familiengründung warnen. Das praktizierte Verhalten von Alex lässt ihn die Familie genießen.
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41. Fernsehköche
V iele Familien haben ja mittlerweile einen eigenen Fernsehkoch zu Hause. Nein, stimmt nicht, werden viele Frauen und Mütter jetzt völlig erstaunt ausrufen. Ich koche jeden Tag! Manchmal zweimal! Unfassbare Mengen, denn ich habe pubertierende Zwillingsjungs! Ich stehe Stunden am Herd, um hungrige Mäuler zu stopfen, die wie Vogeljunge permanent ihr Mündchen aufreißen und Hunger, Hunger, Hunger piepsen oder vielmehr schreien!
Tja, mag ja alles wahr sein, aber ich sage: In fast jeder modernen Familie lebt mittlerweile ein waschechter Fernsehkoch. Unglaublich, aber wahr. Also mein Mann zum Beispiel ist einer. Er schafft es problemlos, ein Fünf-Gänge-Menü (nun, nicht gerade aus dem Hut, aber immerhin) zu zaubern. Lachsschäufelchen an Mangoschaum mit gratinierten Salbeiblättern. Getrüffelte Kartoffelsuppe mit Wildkräutern aus dem Senegal. Tomatenflambé mit lackierten Gambafüßchen. Geräucherte Wildgans mit einem Hauch von Mu-Err-Pilzen. Papayamousse mit flambierten Himbeeren, mit Bitterschokolade übergossen.
Es ist großartig. Phantastisch. Der Wahnsinn. Und es schmeckt auch – meistens jedenfalls.
Leider, leider kann mein Mann nur kochen, wenn die Kameras auf ihn gerichtet sind – wenn also öffentliches Interesse in Form von Familienfesten, Einladungen für Freunde, Geschäftsfreunde, Kollegen etc. besteht. Dann wird gekocht, was das Zeug hält. Und mein Mann ist nicht der Einzige von dieser Sorte. Wie viele Einladungen von befreundeten Familien habe ich schon erlebt, wo der Mann in der Küche steht und alle ihn dafür bewundern. Unglaublich, dass so ein Manager doch tatsächlich auch noch am Herd steht. Beeindruckend, wie Männer sich den Herd erobert haben. Unfassbar, wie die Emanzipation der Männer und der Frau doch vorangeschritten ist.
Was können wir daraus lernen? Männer können tatsächlich kochen, es ist nicht genetisch bedingt!
Aber Männer kochen nur dann, wenn es sich in irgendeiner Form lohnt. Das heißt, wenn es ausdrückliches Lob, erstaunte und bewundernde Freunde oder Geschäftspartner, gesellschaftliche Anerkennung oder auch – wie bei echten Fernsehköchen oder Sterne-Köchen – jede Menge Kohle zu verdienen gibt. Aber leider, leider können diese Männer wirklich nur kochen, wenn eine Kamera und ein paar Scheinwerfer auf sie gerichtet sind. Das passiert bei uns so fünf- bis sechsmal im Jahr. Sobald das aber alles fehlt und der Familienalltag mit Pommes, Pizza und Spaghetti zuschlägt, sind die Männer vom Herd weiter entfernt als der Südpol vom Nordpol. Wenn es einfach nur darum geht, hungrige Kinder möglichst gesund und abwechslungsreich zu ernähren und dabei gekonnt Gemüse in Pommes zu verstecken, da versagen Männer komplett.
Ich habe lange darüber nachgedacht und für unsere kleine Familie eine einfache, aber effektive
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