Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
aufzuziehen.
Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass weder etwas Scharfes noch Schweres auf mich fallen würde, öffnete ich die Tür vollständig. Dahinter befand sich eine Mumie. Eine ziemlich coole Mumie, beinah eine exakte Nachbildung von Boris Karloff in seinen staubigen Bandagen. Sie schien jedoch – abgesehen davon, dort zu stehen und eine Mumie zu sein – keine Funktion zu haben.
Ich schloss die Tür, ging weiter und lief prompt in eine Wand. Irgendwann musste das bei all dem durchsichtigen Plexiglas und den Spiegeln ja passieren, ich konnte also dankbar dafür sein, dass es sich ereignet hatte, als ich alleine war.
Nach etwa einer halben Minute, in der ich planlos umherwanderte, begann sich der Boden, unter meinen Füßen zu bewegen. Als er sich verschob, enthüllte er einen anderen Abschnitt des Labyrinths … wo Daniel stand.
Ich hob die Machete an, er seine Pistole. Die Spitze meiner Waffe berührte praktisch den Lauf der seinen.
»Also wirklich«, sagte er, »du bist verdammt beeindruckend, das muss ich dir lassen. Wie hat dir die Benzindusche gefallen?«
»Ach, das sollte es sein? Hat eigentlich nur ein wenig getröpfelt«, gab ich zurück, um ihn zu verärgern.
Daniel runzelte die Stirn. »Das macht nichts. Sie ist noch nicht voll einsatzfähig.«
»Was ist mit deinen hübschen Maschinenpistolen?«, fragte ich in dem Versuch, ihn abzulenken, während ich auf eine günstige Gelegenheit wartete, um in Deckung zu springen.
»Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass du oder deine Freunde eine Maschinenpistole in die Hände bekommen, findest du nicht auch?«
»Ich dachte, du wolltest das Labyrinth nicht in Stücke schießen.«
»Das auch.«
»Und was ist mit der Mumie? Sollte sie mich eigentlich angreifen oder so?«
»Die ist nur ein Platzhalter. Dorthin kommen die Klapperschlangen.«
»Cool. Ich hoffe, es war nicht allzu schwierig, sie nach Alaska zu schmuggeln, weil ich versehentlich ein paar getötet habe.«
»Warum tötest du unschuldige Schlangen in einem Aquarium?«
»Ich habe das Ding umgekippt. Tut mir leid.«
»Schon gut, solange du es nicht absichtlich gemacht hast. Und? Hast du gerade während unserer Unterhaltung einen brillanten Fluchtplan ersonnen? Über mir ist doch kein Kronleuchter, oder?«
»Nein«, gestand ich. »Tatsächlich bin ich ziemlich am Arsch.«
»Tut mir leid, das zu hören. Trotzdem werde ich dich jetzt erschießen.«
Instinktiv hob ich die Machete wie einen – äußerst schmalen – Schild vor mich, als Daniel den Abzug drückte.
Also, hätte mir vergangene Woche jemand Folgendes gesagt:
Weißt du was, Andrew? Du wirst in einem großen Labyrinth stehen, und der Oberschurke wird eine Pistole auf dich richten. Du wirst eine Weile schwafeln, dann wird er abdrücken. Aber du wirst instinktiv diese Machete vor dich halten, und die Kugel wird nicht nur genau dort auf die Klinge treffen, wo dein Herz gewesen wäre, sie wird zudem davon abprallen und sich in den Schussarm des Oberschurken bohren. Ach ja, und du wirst echt beschissen aussehen …
Das Einzige, was ich davon geglaubt hätte, wäre der Teil mit dem beschissenen Aussehen gewesen.
Doch genau so geschah es. Daniel feuerte. Die Kugel traf die Klinge der Machete und schlug die flache Seite mit schmerzlicher Wucht gegen mich, dann prallte sie davon ab und grub sich in Daniels Oberarm. Seine Hand öffnete sich, und die Pistole entglitt seinem Griff.
Ich war, um es milde auszudrücken, verdammt überrascht. Fast zu überrascht, um die Machete in Daniels Richtung zu schwingen. Leider zitterten meine Hände vom Halten der Machete, als die Kugel sie getroffen hatte, so heftig, dass es kein besonders guter Streich war.
Trotzdem genügte er, um Daniel davon zu überzeugen, dass er schleunigst verschwinden musste. Er drehte sich um und rannte einen der Pfade des Labyrinths entlang. Ich hob seine Pistole auf.
Der Weg gabelte sich erneut, doch ich hörte Daniels Schritte von rechts. Ich eilte hinter ihm her, lief gegen einen Spiegel, setzte die Verfolgung jedoch sogleich fort.
K APITEL V IERUNDZWANZIG
Ich hatte nicht nur die Geräusche von Daniels Schritten, denen ich folgen konnte, sondern auch einen unablässigen Schwall ungemein kreativer Unflätigkeiten, es gestaltete sich daher nicht schwierig, ihm auf den Fersen zu bleiben.
Ein Stück vor mir wurde eine Tür geöffnet und zugeknallt.
Prompt landete ich in einer Sackgasse, ging ein paar Schritte zurück, schlug eine andere Abzweigung ein und
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