Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
fand die Tür. Wenngleich der Plan vorsah, sich mit den anderen am Ausgang zu treffen, wollte ich meine Chance nicht vertun, solange sich Daniel in der Defensive befand. Um Roger und Charlotte in die richtige Richtung zu lenken, stieß ich daher einen jener schrillen, durch Mark und Bein gehenden Pfiffe aus, die ich so unheimlich gern während der stillen Lesezeit in der Grundschule zum Einsatz brachte, dann öffnete ich die Tür.
Der nächste Raum war der bisher größte und glich einem unterirdischen Lagerhaus. Die Grundfläche betrug wohl an die zweihundert Quadratmeter und war gefüllt mit unzähligen Stapeln aus allerlei Gerätschaften, fies aussehenden Folterwerkzeugen und Requisiten. An einer Stelle türmten sich künstliche Leichen gut und gern viereinhalb Meter hoch.
Ich sah, wie sich Daniel hinter einen elektrischen Stuhl duckte und feuerte, doch die Kugel traf die Armlehne des Stuhls. Für den Fall, dass sich Daniel irgendwie bewaffnet hatte, hielt ich einen Sicherheitsabstand ein und lief zur Seite, um in einen günstigeren Feuerwinkel zu gelangen, aber er war verschwunden.
Ein fast einen Meter langer Skorpion segelte durch die Luft auf mich zu. Ohne nachzudenken, pustete ich die Kunststoffkreatur weg, was offensichtlich Daniels Absicht gewesen war. Ich hatte bestenfalls noch drei Kugeln, musste also vorsichtig sein.
Ein etwas größerer Tintenfisch wurde hinter einem Schaukasten mit auf Lanzen gepfählten Ballerinas hervor auf mich geschleudert. Er landete mit einem Platschen vor meinen Füßen auf dem Boden. »Kumpel, du wirfst mit Weichtieren aus Gummi um dich«, gab ich zu bedenken. »Es ist an der Zeit aufzugeben.«
»Niemals!«, brüllte Daniel und warf einen Football. Ich konnte ihn nicht besonders genau erkennen, war jedoch ziemlich sicher, dass zerquetschte Kakerlaken daran klebten.
Der Football landete auf dem Boden, und schwarzer Rauch strömte aus beiden Enden. Ich eilte davon weg und ging hinter einer mittelalterlichen Streckbank in Deckung, auf der eine große Nachbildung von Gumby lag.
Die Tür öffnete sich, und Mortimer trat ein. Als er die Augen gegen den Rauch abschirmte, zielte ich und schoss.
Und verfehlte ihn.
Mortimer drehte sich überrascht der Streckbank zu, und ich drückte erneut den Abzug, bekam jedoch nur ein Klicken zu hören.
»Er hat keine Munition mehr!«, rief Daniel hinter den Rauchschwaden hervor. »Schnapp ihn dir!«
Mortimer, der ein Fleischermesser hielt, rannte auf mich zu. Ich warf die Pistole weg, stand auf und packte das Erstbeste, was ich als Schild benutzen konnte. Es handelte sich dabei um einen sehr großen Teddybären mit aufgeschlitztem Bauch, aus dem Innereien hervorquollen, die eindeutig kein Füllmaterial waren.
»Hallo, ich bin Bernard, der Bär«, verkündete eine fröhliche Stimme. »Willst du mein bester Freund auf der ganzen Welt sein?« Acht Zentimeter lange Krallen fuhren aus den Pfoten des Bären aus. »Oder muss ich dir erst Beine machen?«
Ich schwang den Bären gerade rechtzeitig herum, als Mortimer eintraf. Sein Messer traf Bernard in die Brust. Ich stieß mit der Machete zu, allerdings daneben, dafür verdrehte ich Bernard so, dass seine Krallen Mortimer den Arm aufschlitzten. Mortimer holte erneut mit dem Fleischermesser aus und stach Bernard ins Gesicht.
»Sei gefälligst mein Freund, oder ich jage deine Familie …«, sang Bernard mit einer Stimme, die sich verdächtig nach Daniel anhörte.
Auch mein nächster Hieb mit der Machete ging ins Leere, und Mortimer landete einen hammermäßigen Kinnhaken, der Bernard und mich rückwärtstaumeln und in dem Leichenstapel landen ließ.
»He, Leute, schon mal den Wunsch gehabt, ein Bad mit Mr. Föhn zu nehmen?«, fragte Bernard.
Ich warf den Bären beiseite, als Mortimer mich angriff. Er bremste zwar außerhalb der Reichweite der Machete, schleuderte aber das Fleischermesser. Ich riss den Kopf aus der Bahn, und es bohrte sich in die Nase eines unglücklichen künstlichen Kadavers.
Das Messer hatte mich genug abgelenkt, dass ich Mortimer nicht aufhalten konnte, bevor er mir die Faust in die Brust rammte. Ich plumpste in den Leichenstapel zurück und zuckte zusammen, als eine der Plastikhände mir an den Hintern fasste.
Dann stieß ich den Kopf vorwärts und gegen Mortimers Stirn. In Filmen schmerzt das nur den Kopf des Angegriffenen, während der des Angreifers unversehrt bleibt, im wahren Leben hingegen fühlt sich der Kopf des Angreifers dabei an, als müsse er aufplatzen wie
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