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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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ihre Nacktheit zu ignorieren, ihre Nähe. Trotz ihrer verzweifelten Bemühungen, sich loszureißen, hielt er sie fest umklammert. „Tallie, lass das! Hör mir zu, wir haben nicht viel Zeit. Hemsley und eine Meute seiner Freunde sind mir auf den Fersen – das hier ist eine Falle.“
      Talitha warf dem Künstler einen Blick zu, doch dieser schüttelte nur vollkommen verstört den Kopf, als ihr anklagender Blick ihn traf. „Großer Gott, nein, Miss Grey, ich hatte keine Ahnung. Mr Laidlaws Angebot schien mir absolut ehrenhaft – er machte einen absolut …“
      „Später“, fuhr Nick dazwischen. „Laidlaw ist ehrenhaft. Er ist Hemsleys Cousin, gerade aus Griechenland zurückgekommen. Er war das ideale Werkzeug für Jacks Zwecke. Harland, wo ist die Hintertreppe?“ Das zu Tode erschrockene Mädchen wand sich in seinem Griff, und er verstärkte ihn, obgleich ihm allein der Gedanke schier das Herz brach, ihre zarte Haut zu verletzen. Sein klarer Verstand hingegen wusste, dass er sie dazu bringen musste, ihm zu gehorchen – zu ihrem eigenen Schutz.
      „Es gibt keine“, jammerte der Künstler, dann schrak er zusammen, als der Türklopfer erneut ertönte. Er lief zur Tür und rief hinunter. „Peter, nicht öffnen!“
      „Zu spät“, erklärte Nick grimmig. „Sie sind schon drinnen.“
      Talitha zog an seiner Hand. „Lass mich los, ich muss mich zumindest anziehen.“
      „Keine Zeit. Harland, können Sie ihre Kleidung und ihre Tasche verstecken?“
      „Ja, Mylord“, erwiderte der Künstler, der bereits auf die spanischen Wände zueilte. „Ich besitze Koffer voll mit alten Kleidern, Wandbehängen für die Requisite …“
      „Nick!“
      „Psst.“ Er zog sie mit sich zum Fenster, schob es auf und spähte hinaus in die Dunkelheit. Es schien, als läge die Straße meilenweit unter ihnen, der Dachboden von Harlands Haus lag ein ganzes Stockwerk über den umliegenden Gebäuden.
      „Dem Himmel sei Dank für die kleinen Gnaden! Hier ist ein Sims vor dem Fenster.“ Der Vorsprung war nur schmal und glänzte vor Nässe, war vielleicht sogar bröckelig, erstreckte sich jedoch über die ganze Breite des Hauses. Nick zwang sich, nicht an die möglichen Gefahren zu denken, und konzentrierte sich nur auf die Bedrohung, der sie entrinnen mussten. „Harland, schließen Sie das hinter uns – beeilen Sie sich, Mann!“
      Der Künstler stopfte Talithas Abendkleid zwischen eine Anzahl vielfarbiger Kleider auf Bügeln, warf ihre Tasche und die Schuhe hinter ein Bücherregal und hastete zu ihnen.
      Vorsichtig kletterte Nick aus dem Fenster, wobei er Talitha mit einer Hand festhielt. „Komm schon.“
      „Ich … das kann ich nicht … ich habe Höhenangst … ich …“
      Das Geräusch der Stimmen kam näher. „Harland, gehen Sie da raus und halten Sie sie so lange wie möglich auf. Ich werde versuchen, das Fenster selber zu schließen. Tun Sie nichts, was irgendwie in unsere Richtung weist.“
      Der Künstler lief zur Tür, und Nick nötigte sich zur Ruhe. Er zog Talitha an sich und legte die Arme um sie. Sie zitterte unter seiner Berührung, ihre weiche, warme Haut so verletzlich unter seinem Griff. Er hob ihr Kinn an und legte seine gesamte Überzeugungskraft in Stimme und Blick.
      „Wir werden jetzt da hinausgehen, und ich werde dich festhalten. Ich werde dich nicht loslassen. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich finden. Glaubst du mir das, Tallie?“
      „J-ja.“ Er sah, wie der Blick aus den furchtsam geweiteten grünen Augen sich klärte, wie sie die Zähne zusammenbiss. Er konnte die Anstrengung, die es sie kosten musste, ihre Furcht zu bezwingen, beinahe körperlich spüren. „Ich glaube dir, Nick.“
      Er ließ sie los, duckte sich und kletterte unter dem emporgeschobenen Fenster hinaus auf den Sims. Es hatte leicht geregnet, alles, was er berührte, war feucht und schmierig. Probehalber klopfte er an dem Gesims über seinem Kopf und stellte erleichtert fest, dass es hielt. Er lehnte sich zurück und fragte sich, ob er sie beide auf das Gesims hinaufbringen konnte, dorthin, wo das Dach des Dachbodens sich mit der Regenrinne traf, doch es gab keine Haltegriffe. Er streckte die freie Hand zu Talitha hinein. „Komm raus auf den Sims, mit dem Gesicht nach außen, und schieb dich nach rechts. Dort ist eine Regenrinne – halte dich mit deiner rechten Hand daran und mit der linken am Rand des Fenstervorsprungs fest.“
      „Lass mich nicht los!“ Wieder hörte man

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