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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benioff David
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hab.«
    »Das hast du mir noch nie erzählt«, sagte Molly stirnrunzelnd.
    »Der Tod macht mich trübsinnig, Baby.«
    Der Club schloss um vier Uhr morgens, doch Tabachnik und die Taints blieben bis fünf, als der Manager kam und ihnen mitteilte, dass jetzt zugesperrt wurde. Sie schlurften ins Freie und standen zitternd an der Straßenecke.
    »Ich weiß, was wir jetzt machen«, sagte SadJoe. »In ein paar Minuten macht der Fischmarkt auf, drunten in der Fulton Street. Da gehen wir hin.«

    »Warum?«, fragte Molly. Sie trug einen alten Pelzmantel. Einer der Ärmel hatte einen Riss, aber es schien ein echter Pelz zu sein.
    »Weil dann der Fisch am frischesten ist«, erklärte ihr SadJoe.
    Der Australier und der Bassist und der Gitarrist murmelten bekifft Verabschiedungen, hielten ein Taxi an und fuhren nach Brooklyn. Endlich, dachte Tabachnik.
    »Falls ihr Lust auf einen Kaffee habt, würde ich gerne was mit euch besprechen.«
    »Nee, ich geh lieber heim«, sagte SadJoe. »Der erste Zug fährt sicher bald.«
    Molly sah Tabachnik an und dann SadJoe. »Vielleicht sollten wir doch einen Kaffee trinken.«
    »Ohne mich, Baby. Entweder Fisch oder gar nichts.« Er hielt Tabachnik die Hand hin, und der schüttelte sie. Der Schlagzeuger hatte einen festen Griff. »Ein andermal, Kumpel.«
    »Lad ihn doch zu deiner Party ein«, sagte Molly, die SadJoe noch immer vielsagend ansah.
    SadJoe schaute sie an, zog die Augenbrauen hoch und zuckte dann mit den Schultern. »Ich geb morgen Nachmittag eine Party. Drüben in Jersey.«
    »Wir können zusammen hingehen«, sagte Molly zu Tabachnik. »Die Adresse ist schwer zu finden.«
    Tabachnik gab ihr eine Karte des Hotels, in dem er abgestiegen war, auf der oben bereits in ordentlichen eckigen Ziffern seine Zimmernummer vermerkt war. »Ruf mich an. Ich komme gerne mit.«
    SadJoe kaute auf seiner Unterlippe herum und verfolgte das Ganze schweigend. Schließlich sagte er: »Sag mir noch mal deinen Namen, Mann.«

    »Tabachnik.«
    »Okay, alles klar. Wir sehen uns.«
    SadJoe und Molly Minx gingen davon, und Tabachnik blickte ihnen nach. SadJoes schwere schwarze Stiefel schlugen gegen den Asphalt, und auf dem Rücken seiner alten Militärjacke standen verblasste Wörter in schwarzem Magic Marker.

    Am nächsten Nachmittag holte Tabachnik Molly in der obskuren Boutique im East Village ab, wo sie arbeitete. Sie nahmen die Subway zur Penn Station. Tabachnik war seit Jahren nicht mehr Subway gefahren. Er sehnte sich danach, daheim in Los Angeles zu sein, wo angeblich Millionen von Menschen lebten, die man im Grunde aber nie sah. Er konnte eine halbe Stunde durch sein Viertel spazieren, auf breiten Gehwegen unter hohen Palmen, und nur einer alten Frau in gelben Hosen und einem kleinen Jungen mit Skateboard begegnen. Alle anderen waren irgendwo sicher weggesperrt.
    Tabachnik und Molly Minx hielten sich an einer Metallstange fest, als die Bahn anfuhr und durch den Tunnel raste. Tabachnik trug schwarze Wollhosen, einen schwarzen Rollkragenpullover aus Kaschmir und einen bodenlangen schwarzen Mantel. Molly trug einen taubenblauen Catsuit mit einem Reißverschluss am Rücken. Der Winter war noch nicht vorbei, aber genau das trug sie. Ihr Slip war zwischen ihren Pobacken eingeklemmt. Alle Männer in Sichtweite hatten diesen Sachverhalt bemerkt. Ein alter Mann, der einen Kartoffelpuffer aß, starrte auf ihren Hintern, sah kurz zu Tabachnik hoch und starrte dann wieder auf ihren Hintern. Die anderen
Männer gaben vor, nicht auf ihren Hintern zu starren, sondern nur im passenden Moment aufzublicken - beispielsweise wenn der Schaffner eine unverständliche Durchsage machte -, und starrten dann verstohlen auf ihren Hintern. Wenn Tabachnik sie dabei ertappte, blickten sie rasch weg, aber Tabachnik wollte, dass man auf ihren Hintern starrte. Er wollte, dass die ganze Welt scharf war auf Molly Minx.
    An der Penn Station stiegen sie in den 16 Uhr 12 und setzten sich in den letzten Wagen. Tabachnik blätterte vier Musikmagazine durch, die er am Vormittag gekauft hatte. Molly spielte auf ihrem Handy herum.
    Als der Zug aus dem Tunnel unter dem Hudson herausschoss, wirkte das blasse Sonnenlicht New Jerseys seltsam und feindselig. Sie rasten durch industriell genutztes Flachland, vorbei an Schornsteinen, die wie die Finger einer riesigen Hand zum Himmel zeigten. Als der Zug die Geschwindigkeit verringerte, sagte Molly: »Wir sind da«, und Tabachnik dachte, sie mache Witze. Hier lebten doch keine Menschen.
    Sie gingen

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