Alles auf Anfang
einfach im Stich.«
Und ob du das tust, wollte Tabachnik sagen, aber stattdessen fuhr er mit dem Zeigefinger im Kreis um ihren Nippel herum und sagte: »Ich kann es mir nicht leisten, die ganze Band rüberzufliegen. Wir bringen dich rüber, machen dich mit einigen Leuten bekannt, lassen die anderen später nachkommen.«
»Das wird SadJoe nicht gefallen. Die Taints sind seine Band.«
»Pass mal auf, Molly, die Taints mögen zwar seine Band sein, aber du bist diejenige, die die Leute sehen wollen. Du bist diejenige, die die Songs schreibt. Ich habe die Kids beobachtet, die gestern Abend im Club gewesen sind, um euren Auftritt zu sehen. Und ich habe gesehen, auf wen sie geschaut haben, nämlich nur auf dich. Kein Mensch interessiert sich für den Schlagzeuger.«
» Ich interessiere mich für den Schlagzeuger.«
Tabachnik war seit zehn Jahren in dieser Branche, und er war zu der Überzeugung gelangt, dass Loyalität nur dann bestand, wenn es sich für alle Beteiligten lohnte. Er hatte noch nie eine Band erlebt, die er nicht zerschlagen konnte. Es bereitete ihm kein Vergnügen, eine Gruppe auseinanderzureißen, er war kein Sadist, aber er hatte auch keine Schuldgefühle. Alle glaubten, dazu bestimmt zu sein, ein Star zu werden,
und waren sehr traurig, ihre Freunde zurückzulassen, aber sie kamen schnell darüber hinweg. Sie wussten, dass nicht jeder ein Star sein konnte.
Tabachnik sah Molly Minx an und merkte, dass sie ihn ansah. Sie wartete darauf, mehr zu hören. Sie würde Einwände erheben, aber nicht allzu vehement.
»Du bist die, die Talent hat«, erklärte er ihr. »Ich mag SadJoe, er ist ein anständiger Kerl, aber du bist diejenige, die Talent hat.«
»Ich weiß nicht mal, was Talent ist«, sagte sie. Sie wartete darauf, dass er weitersprach, doch er hüllte sich in Schweigen; er wollte, dass sie sich etwas mehr Mühe gab. Sie hatte einen Song für den armen Kerl geschrieben, da konnte sie sich doch wenigstens ein bisschen für ihn einsetzen.
»Eigentlich glaube ich nicht so recht an Talent«, sagte sie schließlich.
Tabachnik glaubte an Talent. Eine Band, für die er sich interessierte, war in Atlanta als Vorgruppe von Buddy Guy aufgetreten, und Tabachnik war geblieben und hatte den Main Act des Abends erlebt, hatte Buddy Guy Gitarre spielen hören. Auf der Rückfahrt in sein Hotel hatte Tabachnik gedacht: So gut werde ich nie auf einem Gebiet sein. Das war nicht gerade weltbewegend - die meisten Menschen würden nie auf einem Gebiet so gut sein, wie Buddy Guy es an der Gitarre war. Es war traurig, sich eingestehen zu müssen, dass man zur großen Masse gehörte, aber es war auch nicht gerade weltbewegend.
Trotzdem verstand er, was Molly Minx meinte. Er versuchte ja nicht, sie wegen ihres Talents zu verpflichten; den Quatsch hatte sie gleich durchschaut. Er wollte sie, weil sich
mit ihr Platten verkaufen ließen. Das bedeutete weder, dass sie talentiert war, noch dass sie untalentiert war. Talent war bei dieser Gleichung irrelevant.
»Hör zu«, sagte er zu ihr, »mir ist durchaus klar, dass ich dich in eine schwierige Situation bringe. Aber ganz so kompliziert ist die Sache auch wieder nicht. Komm mit nach L. A., und wir bringen dich groß raus.«
Sie blickte hinauf zu dem Batiktuch, das an die Decke genagelt war, und sagte nichts.
»Übrigens«, fügte er hinzu, »hast du zufällig eine Kopie deines Plattenvertrags da?«
»Ich glaube, schon. Warum?«
»Lass mich mal reinschauen.«
Sie verließ das Bett, und er setzte sich mit dem Rücken an das Kopfbrett und schaute zu, wie sie sich neben einer blauen Obstkiste hinhockte und in einer Sammelmappe mit Quittungen, Rechnungen und Zeugnissen kramte. Ihm gefiel ihre effiziente Körperhaltung. Sie sah aus, als könnte sie stundenlang so dahocken, eine Bäuerin, die Erbsen enthülst.
Als sie den Vertrag gefunden hatte, nahm er ihn ihr ab und las ihn aufmerksam durch. Er war auf einem Nadeldrucker gedruckt worden, dessen Farbband schon den Geist aufgab. Nur eine Seite. Der braune Ring einer Kaffeetasse rahmte die Unterschriften exakt ein. Tabachnik seufzte. Die Menschen waren so dumm, dass er sich über ihre Dummheit nicht mehr freuen konnte.
»Wie ist dein richtiger Name, Molly?«
»Jennifer.« Sie saß auf der Bettkante und beobachtete ihn.
»Dein voller Name.«
»Jennifer Serenity Prajadhikop.«
»Woher bist du?«
»Aus Toronto.«
»Wirklich? Okay. Serenity. Das ist gut. Wir werden Molly Minx in Rente schicken müssen.«
Er faltete den
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