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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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Wohnung nicht schon vor der geplatzten Hochzeit gekündigt. Mir war erst nach der Trennung aufgefallen, dass mir Aaron nie offiziell angeboten hatte, bei ihm einzuziehen.
    »Hey, da drüben ist Brad Cantor.« McKenna deutete auf einen hageren Jogger auf der anderen Straßenseite.
    »Brad Cantor? Wie ungewöhnlich«, schnaubte ich. Brad war auf demselben College wie wir, und er ist im Grunde ein netter Kerl, aber er taucht aus unerfindlichen Gründen immer dort auf, wo wir gerade sind. Und damit meine ich wirklich immer .
    Andie legte mir die Hand auf den Arm. »Ach, ich habe ja völlig vergessen, euch zu erzählen, dass er mir neulich auf dem Weg zur Arbeit über den Weg gelaufen ist.«
    »Hat er dich wieder zu einer seiner Mottopartys eingeladen?«, fragte ich. Brad Cantor lädt ständig zu irgendwelchen Partys ein.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mich nicht gesehen. Ich war schon fast im Büro, als er mir auf der anderen Straßenseite entgegenkam, und da bin ich in der Jamba-Juice-Bar hinter einer großen Topfpflanze in Deckung gegangen.«
    Ich kicherte. »Hat San Francisco nicht um die achthunderttausend Einwohner?«
    McKenna nickte. »Angeblich, ja.«
    »Da müsste die Häufigkeit, mit der wir Brad Cantor sichten, doch eigentlich gegen sämtliche Gesetze der Wahrscheinlichkeitsrechnung verstoßen, oder?«, sagte ich.
    »Vermutlich, ja«, pflichtete mir Andie bei.
    »Wir treffen ihn in Cafés, Restaurants, Bars, auf Partys und Straßenmärkten, an Bushaltestellen …«, zählte ich an den Fingern ab. »Wie kommt es, dass uns nicht auch andere Leute so oft begegnen? Warum ausgerechnet Brad?«
    McKenna zuckte die Achseln. »Ist mir auch ein Rätsel.«
    »Sei bloß froh, dass dir Aaron nicht halb so oft über den Weg läuft«, sagte Andie.
    »Bin ich auch. Weißt du noch, damals bei Pasta Pomodoro in der Union Street?«, fragte ich.
    Andie verdrehte die Augen. »Wie könnte ich das jemals vergessen?«
    »Das war echt der Gipfel«, schnaubte ich.
    Vor ein paar Jahren war ich eines Abends mit Andie in einem italienischen Restaurant gesessen, und sie hatte mir unter Tränen von der Trennung von ihrem damaligen Freund erzählt, als Brad Cantor draußen vorbeigekommen war und uns durch das Fenster erspäht hatte. Er hatte uns nicht nur wild zugewunken, nein, er war schnurstracks herein und an unseren Tisch gekommen und hatte wissen wollen, worüber wir uns unterhielten. Auf unsere Erklärung hin, es handle sich um ein sehr ernstes Gespräch unter FRAUEN über sehr ernste Probleme mit Männern, setzte er sich doch glatt mit den Worten »Ihr habt doch nichts dagegen, oder?« zu uns und bestellte sich ein Glas Wein.
    Andie schüttelte den Kopf. »Ich finde es noch immer unglaublich, dass er das allen Ernstes gesagt hat.«
    »Geht mir genauso. Ich meine, eigentlich hätte seine Frage ›Ist euch schon aufgefallen, dass ich einfach überall bin?‹ lauten müssen«, sagte ich.
    Als wir uns eine Stunde später trennten, rief ich Andie und McKenna nach: »Ich gebe Bescheid, falls ich morgen entlassen werde.«
    »Red keinen Unsinn!«, riefen sie zurück.
    *
    Sobald ich am Montagmorgen im Büro eingetroffen war, öffnete ich meinen E-Mail-Account. Keine Ahnung, was ich erwartet hatte, aber es war jedenfalls keine Nachricht von Davey gekommen. Ich sah auf die Uhr. Acht Uhr fünfundzwanzig. Davey trudelt selten vor neun Uhr in seinem Büro ein, also beschloss ich, ihm einfach zuvorzukommen.
    An: David Mason
    Cc: Kent Tanner
    Von: Waverly Bryson
    Betreff: Super Show Nachbereitung
    Morgen, Davey!
    Ich hoffe, du hattest einen guten Rü ckflug aus Atlanta. Es sieht ganz danach aus, als wäre die Messe ein Riesenerfolg gewesen. Wir werden uns gleich heute Vormittag an die Auswertung machen und schicken euch dann gegen Abend die Ergebnisse zu.
    LG
    Waverly
    So. Ich konnte nur hoffen, dass mein Zustand auf der Party weder ihm noch sonst jemandem aufgefallen war.
    Als ich mich eine halbe Stunde später in den Konferenzraum begab, war Kent noch nicht da. Ich setzte mich. Die anderen Anwesenden tauschten sich über das vergangene Wochenende aus. Ich lächelte und nickte in die Runde und tat, als würde ich den Unterhaltungen lauschen, doch in Wahrheit war ich mit den Gedanken ganz woanders. Meine Anspannung wuchs und wuchs.
    Um Punkt neun trat Jess ein, gefolgt von Kent und unserer Assistentin Nicole, die eine große rosa Schachtel mit Donuts und diversen anderen Leckereien vor sich her trug. Sofort sprangen alle auf und bedienten sich.

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