Alles auf eine Karte
Bekannten, an die Bar gegangen und hat uns eine Runde ausgegeben, was ich ja an sich ganz nett fand, aber ich war trotzdem wild entschlossen, ihn nicht so nahe an mich heranzulassen, dass ich Körperkontakt mit ihm riskieren musste. Als er nach einer Viertelstunde mal kurz auf die Toilette verschwand, haben mich die anderen Mädels am Tisch natürlich gleich gelöchert. Ich habe ihnen erzählt, dass es ein richtiges Katastrophen-Blinddate war und rasch die Highlights aufgezählt.«
McKenna hob den Kopf von der Tischplatte. »Und was haben sie dazu gesagt?«
»Bev meinte, als sie neben Jeff an der Bar stand, hätte er SCHON WIEDER gepupst.«
»Heiliger Strohsack. Ich hoffe doch, du hast die Beine in die Hand genommen, ehe er vom Klo zurückgekommen ist«, sagte ich.
»Nein. Ich weiß, ich kann sehr direkt sein, aber so direkt bin ich dann auch wieder nicht, obwohl ich den Kerl total abstoßend fand. Außerdem hatte ich Angst, es könnte sich rächen, wenn ich ihn einfach sitzenlasse. Ihr wisst schon, Dating Karma. Also habe ich, als er wieder aufgetaucht ist, noch zwanzig Minuten abgewartet und dann verkündet, ich müsste nach Hause. Ich habe behauptet, ich würde für einen Triathlon trainieren und sei deshalb am nächsten Morgen ganz früh zum Schwimmen verabredet.«
»Du und ein Triathlon? Spitzenmäßig.« Andie hasst sämtliche Arten der körperlichen Betätigung und steht am Wochenende prinzipiell nicht vor elf Uhr auf.
Sie kicherte. »Ich weiß, die Vorstellung, dass ich an einem Triathlon teilnehme, ist völlig lachhaft. Eher wären die Beatles und die Rolling Stones gemeinsam auf Tournee gegangen.«
Ich genehmigte mir einen Schluck Wasser. »Und hat er dich noch nach Hause gefahren?«
»Er hat, und ich schwöre euch, ich bin aus dem Porsche gehüpft, noch ehe er richtig zum Stehen gekommen war. Ich habe Jeff nicht einmal eine Gelegenheit gegeben, den Mund aufzumachen. Ich hab mich nur für das Essen bedankt und bin auf und davon.«
»Glaubst du, er wird sich noch einmal bei dir melden?«, fragte McKenna.
»Gott, ich hoffe nicht. Und stellt euch vor, als ich meiner Schwester heute die ganze Geschichte erzählt habe, meinte sie, Lena hätte vor ein paar Jahren versucht, sie mit Jeff zu verkuppeln. Sie hat ihm die Telefonnummer meiner Schwester gegeben, und es hat eineinhalb Jahre gedauert, bis er sich bei ihr gemeldet hat!«
»Eineinhalb Jahre?«, sagte ich. »Ist das dein Ernst?«
»Mein voller Ernst. Als dieser Trottel sie schließlich doch angerufen hat, war sie bereits verlobt.«
»Mann, was für ein Vollidiot. Weiß diese Lena schon von eurem Horrordate?«, erkundigte sich McKenna.
Andie steckte sich ihren Kaugummi in den Mund. »Noch nicht, aber glaub mir, sie wird davon erfahren.«
»Lieber Himmel, das ist ja echt eine Wahnsinnsstory«, stellte ich fest.
Andie nickte. »Das kannst du laut sagen. Dieser Jeff toppt vermutlich alles, was mir dieses Jahr an Irren untergekommen ist.«
»Na, geht es dir jetzt besser, Waverly?«, wollte McKenna wissen.
Ich grinste. »Ja, es geht es mir tatsächlich besser. Es ist zwar traurig, aber es muntert mich immer auf, wenn ich die irren Geschichten höre, die andere Leute so erleben. Dann kommt mir mein Leben nicht mehr ganz so unerträglich vor. Zumindest vorübergehend.«
Andie lachte. »Genau deshalb ist Reality- TV so populär.«
Nach dem Essen schlenderten wir durch die von Bäumen und malerischen viktorianischen Häuschen gesäumten Straßen von Pacific Heights, an den Schaufenstern der süßen kleinen Boutiquen vorüber, deren Klamotten ich mir zwar niemals leisten könnte, die ich mir aber trotzdem gern ansehe. McKenna und Andie wohnen beide im selben Viertel wie ich, gleich um die Ecke von mir. Ich fühle mich unheimlich wohl hier, weil es eine ruhige Gegend ist und weil es in meiner unmittelbaren Umgebung alles gibt, was ich zum Leben brauche: tolle Restaurants, drei Cafés, eine Bank, einen Supermarkt, einen Bagel-Laden, einen Waschsalon mit angeschlossenem Café, und natürlich Dino’s Pizza und das Kilkenny, unser Stamm-Pub. Und die Leute in Pacific Heights sind freundlich und machen stets die Häufchen weg, die ihre Hunde auf dem Bürgersteig hinterlassen. Dem gruseligen gleichnamigen Film aus den 80er Jahren zum Trotz fühle ich mich in Pacific Heights sehr sicher, und außerdem wohne ich in einem Haus, in dem die Mieten nicht erhöht werden dürfen, sprich, allzu bald ziehe ich hier bestimmt nicht weg. Zum Glück hatte ich meine
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