Alles auf eine Karte
gehasst.«
Ich nippte an meinem Wasser. »Erzähl weiter.«
»Als wir gingen, kamen wir noch einmal an der Bedienung vorbei. Sie stand leicht vornübergebeugt da, so dass man zwischen Bluse und Rock ein Stück von ihrem … Arschgeweih sehen konnte.«
»Und?«, fragte ich.
»Und Jeff hat mir eine Hand auf das Steißbein gelegt und gesagt: ›Hast du da hinten auch so eine Tätowierung …‹«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«, sagte McKenna.
»Oh doch, ist es.« Andie nickte. »Aber das war noch nicht alles. Er sagte also: ›Hast du da hinten auch so eine Tätowierung – und falls ja, bekomme ich die nachher noch zu sehen?‹«
»Oh, Gott.« Ich presste mir die Hand auf den Mund. »Bitte, sag, dass das nicht wahr ist.«
»Ist es aber«, sagte Andie. »Ich habe dann höflich für etwas Sicherheitsabstand zwischen uns gesorgt und behauptet, ich sei Tattoo-frei, obwohl das ja gelogen ist. Am liebsten hätte ich kreischend das Weite gesucht, aber es war noch so früh, und ich wusste einfach nicht, wie ich mich mit Anstand aus der Affäre ziehen sollte. Er wollte gern noch ein bisschen Zeit mit mir verbringen, hatte aber nichts geplant. Da fiel mir ein, dass eine Bekannte von mir als Barkeeperin im Solstice arbeitet; ihr kennt ja diese nette Tapas-Bar an der Ecke California und Divisadero Street. Ich wusste, dass sie an dem Abend Dienst hatte und dass dann auch immer ein paar von ihren Freundinnen dort sind, also schlug ich Jeff vor, ins Solstice zu gehen, damit ich wenigstens nicht länger mit ihm allein sein musste.«
»Gute Idee«, sagte ich.
»Die Bar war zwar keine fünf Straßen entfernt, aber Jeff bestand darauf, mit dem Auto hinzufahren. Ich hatte gleich den Verdacht, dass er mit seinem Wagen angeben wollte, und so war es dann auch, er fährt nämlich einen schicken Porsche. Auf der Fahrt hat er übrigens noch ganz stolz erzählt, er hätte jemandem an der Tankstelle zwanzig Dollar zugesteckt, um dort verbotenerweise parken zu dürfen. Ich sage euch, ich konnte es kaum erwarten, endlich nach Hause zu gehen.«
»Kann ich mir lebhaft vorstellen«, sagte ich. »Und dann?«
»Tja, wir fuhren also die fünf Häuserblocks bis zum Solstice, und ich plante insgeheim schon meine Flucht, als mir plötzlich so ein schwefliger Gestank in die Nase stieg.«
»Ein schwefliger Gestank?«, wiederholte McKenna.
»Pups-Gestank«, erklärte Andie.
»Nein!« Ich prustete los, und auch McKenna krümmte sich vor Lachen.
»Doch. Es war zwar nichts zu hören gewesen, und Jeff hat natürlich keinen Ton gesagt, aber es war trotzdem total offensichtlich! Ich meine, der Gestank war kaum auszuhalten!«
»Je geräuschloser, desto fieser, hm? Das schlägt ja dem Fass den Boden aus!«
»Du sagst es. Wir saßen also verlegen schweigend in dieser Miefwolke, und wie ihr wisst, bekommt man in dieser Gegend nur sehr schwer einen Parkplatz, so dass wir eine halbe Ewigkeit im Kreis fahren mussten. Ich habe die ganze Zeit über durch den Mund geatmet und mich gefragt, ob es unhöflich wäre, das Fenster zu öffnen. Schließlich hat er auf der anderen Straßenseite eine Lücke erspäht, aber das war ein Behindertenparkplatz, das konnte ich schon von weitem sehen. Doch er wollte mir nicht glauben und hat verbotenerweise einen U-Turn gemacht, nur um festzustellen, dass es tatsächlich ein Behindertenparkplatz war. Und wisst ihr, was er gesagt hat?«
Ich nahm mir ein weiteres Stück Pizza. »Ich bin nicht sicher, ob ich es wissen will.«
»Er sagte: ›Diese gottverdammten Behinderten! Für die gibt es viel zu viele Parkplätze in dieser Stadt.‹«
»Das darf doch nicht wahr sein!«, rief ich. McKenna lag noch immer mit dem Gesicht nach unten auf dem Tisch und lachte.
»Ist es aber. Nach zehn oder fünfzehn Minuten wurde dann endlich ein Parkplatz frei, direkt gegenüber vom Solstice. Er hat das Auto abgestellt, wir sind ausgestiegen, und als wir die Straße überqueren wollten, hat er doch tatsächlich die Hand nach mir ausgestreckt.«
»Er wollte mit dir Händchen halten, nachdem er im Auto gepupst hatte?«, wiederholte ich.
Andie nickte. »Jup. Ich habe einfach getan, als würde ich es nicht bemerken. Lieber hätte ich meine Hand in eine Schüssel Kotze gelegt! Zum Glück waren dann tatsächlich ein paar Mädels im Lokal, die ich kannte, also haben wir uns zu ihnen an den Tisch gesetzt, wobei ich bewusst gegenüber von ihm Platz genommen habe.«
Ich nickte. »Hätte ich auch getan.«
»Er ist gleich mit Bev, einer meiner
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