Alles auf eine Karte
geschildert hatte, nahm ich mir ein Stück Pizza und sah erwartungsvoll von einer zur anderen.
»Und?«
»Mann, Mann, Mann«, murmelte Andie.
»Du hast dich echt auf der Toilette übergeben?«, fragte McKenna.
Ich nickte. »Ja, und ich habe keine Ahnung, wie ich ins Hotel gekommen bin. Wär durchaus möglich, dass mich der Big Boss von JAG höchstpersönlich hingetragen hat.«
»Autsch.« Andie verzog das Gesicht.
»Aber immerhin hast du dich mal wieder für einen Mann interessiert. Das ist doch schon ein großer Fortschritt«, stellte McKenna fest.
Ich runzelte die Stirn. »Schon, aber das wird mir nur ein schwacher Trost sein, falls ich gefeuert werde.«
»Ich bezweifle stark, dass sie dich deswegen feuern. Was meinst du, wird dieser Jake versuchen, dich zu kontaktieren?«, fragte sie.
Ich tat, als würde ich angestrengt nachdenken. »Mal überlegen … In Anbetracht der Tatsache, dass ich Reißaus genommen habe, um mir mein Abendessen nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, würde ich eher auf Nein tippen.«
»Autsch«, sagte Andie erneut. Das war das erste Mal, dass ich sie praktisch sprachlos erlebte. Doch sie hatte sich rasch wieder gefangen. »Hey, ich habe eine Geschichte auf Lager, die dich vielleicht aufmuntert.«
Ich versuchte zu grinsen. »Schieß los, obwohl ich nicht glaube, dass mich heute irgendetwas aufmuntern könnte.«
Sie legte die Hände flach auf den Tisch. »Wart’s ab. Also: Letzte Woche hat mich Lena, eine Freundin meiner Schwester, angerufen, weil sie mich mit einem Bekannten verkuppeln wollte. Ein Banker namens Jeff. Sie hat behauptet, er sei groß, erfolgreich und würde nicht übel aussehen, also dachte ich, warum eigentlich nicht?«
Ich nickte. »Klingt doch vielversprechend.«
»Fand ich auch«, fuhr sie fort. »Also haben wir kurz miteinander telefoniert, und es lief ganz gut, worauf er mich in ein Sushi-Restaurant eingeladen hat. Und ich habe mich tatsächlich darauf gefreut, obwohl ich es wirklich besser wissen müsste.«
»Du hast dich auf ein Blinddate gefreut?«, fragte McKenna.
Andie verdrehte die Augen. »Ich weiß, ich weiß, man sollte meinen, ich hätte dazugelernt. Wie dem auch sei, er hat mich also abgeholt, und ich war sofort ein bisschen enttäuscht. Ich würde ihn nämlich nicht gerade als gut aussehend bezeichnen. Aber da ich ihn auch nicht wirklich hässlich fand, war ich gewillt, ihm eine Chance zu geben. Wir sind zu Fuß zu dem Sushi-Restaurant in der Fillmore Street gegangen, und dort hieß es, wir müssten warten, bis ein Tisch frei wird, wir könnten aber auch an der Bar essen …«
»Warte, warte«, unterbrach ich sie. »Er hatte keinen Tisch reserviert?«
»Nein.«
»Das gibt schon mal ein dickes Minus«, bemerkte McKenna.
Andie nahm einen Schluck Bier und schüttelte den Kopf. »Er hatte nicht reserviert, und er wollte auch nicht auf einen freien Tisch warten. Man hat uns dann zwei Plätze an der Bar zugewiesen, nebeneinander, was ja ziemlich unbequem ist, wenn man sich unterhalten will. Total ungeeignet für ein erstes Date. Außerdem war das Licht viel zu hell. Ich kam mir vor wie in einem dieser Fastfoodrestaurants, in denen die Leute zu Mittag allein ihr Essen runterschlingen. Wir setzten uns also nebeneinander auf diese niedrigen Barhocker, und weil Jeff nicht so recht wusste, wohin mit seinen langen Beinen, hat er sich einfach zu mir gedreht, so dass ich praktisch zwischen seinen Knien saß.«
»Wow«, sagte ich. »Das ist ja ein ziemlich deutliches Signal.«
»Genau, und es verhieß nichts Gutes. Dann kam eine Bedienung und brachte uns je ein vorgewärmtes feuchtes Tuch für die Hände, und Jeff hat sich damit nicht nur die Hände, sondern auch Gesicht und Nacken abgerieben, und als er fertig war, hat er mich angeschaut und ›Aaaaah‹ gemacht!«
»Er hat Aaaaah gemacht?«, fragte ich ungläubig.
»Ohne Witz, er hat Aaaaah gemacht«, erwiderte sie.
»Igitt.«
»Du sagst es. Aber es wird noch besser. Wir haben uns etwas zu essen bestellt und dann ein bisschen geplaudert, und ich hatte binnen kürzester Zeit eine Genickstarre, weil ich ständig den Kopf zur Seite drehen musste. Aber das war weniger schlimm als unsere Unterhaltung. Er hat die ganze Zeit damit geprahlt, welche Prominenten er kennt und wie viel Geld er verdient und wie erfolgreich er ist. Das ganze Essen hindurch hat er mich vollgelabert, ohne mir auch nur eine einzige Frage zu stellen. Ich habe mich zu Tode gelangweilt, und gegen Ende habe ich ihn richtiggehend
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