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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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erwähnte, dass das Foley’s vorübergehend geschlossen habe. Meine Mutter blickte fragend drein. Ja, aber nur in den Sommerferien. Mutter: noch immer fragend. Aber er könne vermutlich in Nyhavn eine Arbeit bekommen. Kein Problem. Mutter: Stirnrunzeln. Dann: Lächeln. Damit war auch das gegessen.
    Die Unterhaltung ging weiter. Ob sich Sandra schon gut auf die Prüfung vorbereitet habe? Und das hatte sie ÜBERHAUPT nicht, weil dieser Psychopath von einem Lehrer meinte, dass siedie Gedichte von Baudelaire lesen müssten. Yadiyadiya. Ich verputzte mein Chili con Carne ohne Carne und ging wieder ins Bett.
    „Fuck, Nick. Zwölf Punkte! Mann, da haut’s einem den Vogel raus! Du Sack!“ Wir klatschten uns ab und umarmten uns wie Männer. Jannik wohnte mit seinen Eltern draußen in Amager, und deren Haus bot die Möglichkeit für ein Gartenfest. Zelt. Fassbier bis zum Abwinken.
    „Klar“, antwortete ich und sagte noch mehr von all diesem inhaltsleeren Quatsch, den man einen ganzen Abend oder ein ganzes Leben lang von sich geben kann. Mateus und ich waren um acht gekommen. Um neun machte ich mich wieder vom Acker. Es gab zu viele Anzüge und geschniegelte Scheitel. Zu viele Mädchen, die sich benahmen, als wären wir bei Prinzessin von Berleburg höchstpersönlich zu Gast. Im Garten roch es aufdringlich nach Flieder. Ich schlich mich unbemerkt auf die Straße, um zu pinkeln, und fuhr dann in die Stadt zurück und streifte umher.
    One-Night-Stand oder besaufen, lautete die Frage. Ich hatte Lust, mir so richtig die Kante zu geben, eine Frau von den Zehenspitzen aufwärts zu lecken und mit der Zunge zwischen ihren Beinen zu spielen. Oder aber mich so volllaufen zu lassen, dass ich vielleicht überfahren wurde.
    Ich baggerte halbherzig zwei Mädchen in einer der Touribars am Rathausplatz an – erfolglos – und landete um zwei Uhr im Café Louise , einer notorischen Morgenkneipe. Schon bald kam ich mit einem Grönländer ins Gespräch. Er hieß Emil. Wir unterhielten uns entspannt über Grönland. Über die Stille. Über die Mentalität der Grönländer, die sich selten selbst bemitleideten.
    „Such dir eine Frau“, riet mir Emil, als ich mit einem Bier und einem Breezer zurück an den Tisch kam.
    „Eine Frau?“ Ich grinste.
    „Ja. Du solltest dir eine Frau suchen und eine Arbeit finden. Etwas Praktisches. Und dann nach Grönland kommen.“
    „Okay.“
    „Du könntest auch Arzt werden. Die werden gebraucht.“
    „Ärzte?“
    „Ja. Die werden dringend gesucht.“
    „Was bist du eigentlich selber?“
    Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich mache das Abi nach. Und dann werde ich Lebensberater.“
    Irgendwer legte mir die Hand auf die Schulter. „Wie sieht’s aus?“, fragte eine bekannte Stimme, bei der sich mir sofort der Magen umdrehte.

Big Fat Stille
    Ich sitze auf einem Stuhl mit Aussicht auf den Himmel über Christianshavn. Ich bin cool. Ich meine … Ich bin cool. Afro ist ein Nervenbündel. Er ruft: „Wie sieht’s aus? Wir können nur hoffen, dass dein Kumpel bald kommt! Vom zweiten Stock bis nach da unten ist es ziemlich weit.“ Sehr witzig. Er bläst mir seinen Haschischrauch ins Gesicht.
    Borste telefoniert unablässig: „Du kriegst deine Kohle schon. Mach dich mal locker, Mann.“ Oder: „Klar. Wie viel brauchst du?“
    Und er fragt mich: „Kann dein Kumpel das Geld ranschaffen?“ Ich nicke. Sie geben mir Dosenravioli, die ich nicht esse, weil eine fleischartige Masse drin ist. Irgendwann zieht Afro ein Butterflymesser, das er mit einer raffinierten Handumdrehung aufschnappen lässt und mit dem er mir dann vor dem Gesicht herumfuchtelt.
    „Sollen wir deinem Kumpel einen deiner Finger mit der Post schicken?“
    Borste wird immer nervöser. Er hebt nicht ab, als sein Telefon klingelt. Und er rennt im Kreis herum und raucht. Wenn er dran denkt, bietet er mir auch eine Kippe an.
    Als Mateus endlich kommt, habe ich fast vierundzwanzig Stunden lang auf diesem verdammten Stuhl gesessen. Ich habe zwei Stück Roggenbrot gegessen und Wasser getrunken. Ich habe nichts gespürt. Nichts gedacht. Aber im Nachhinein …
    Und jetzt hieß es wieder: „Wie sieht’s aus?“ Ich drehte mich um. Borste zog fast erschrocken die Hand von meiner Schulter weg. Vielleicht sah ich aus wie eine Katze, die man in die Ecke gedrängt hatte. Aber noch wahrscheinlicher sah ich eher aus wie ein Gespenst.
    „Tja. Ich nehme an, dass ich nicht gerade deine Lieblingsperson bin“, sagte er, „aber darf ich

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