Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
aussah und eine Gummimaske und einen schwarzen Umhang trug.
    Manchmal, wenn die Eltern weg waren, lief Helmut mit genau so einer roten Gummimaske durch die Wohnung, stand vor dem Spiegel (das Wort habe ich schon in meine Sprache übernommen) und nannte sich »Darth Maul« oder so ähnlich. Mit seinem fetten Bauch unter dem schwarzen Umhang sah er dann besonders dümmlich aus.
    In Helmuts Zimmer lagen überall Dinge, die ich später bei den Soldaten in Gerolstein gesehen habe. Ich glaube aber, dass die Helmut-Dinger nicht so richtig funktionierten, da bei ihnen vorne nichts rauskam. Dafür rief Helmut immer: »Peng, Peng, ich habe dich erschossen«.
    Bei den Soldaten riefen sie nie »Peng, Peng«.
    Helmut, dieses fette Ferkel, hat mir einmal einen ganzen Tag einreden wollen, dass ich ein gefährlicher Tiger sei und ihn anfallen müsse. Er sei nämlich ein Mann namens Dachzahn und würde mich dann töten. Dann zog er sich eine Badehose an, band einen Gürtel um, steckte eine Schneidestange aus einem weichen Zeug in den Gürtel und sprang von seinem Bett auf mich zu. Dabei rief er so etwas wie: »Huahuahu«.
    Ich hatte weder Lust, Helmut anzufallen, noch wollte ich von ihm getötet werden. Bei einem Sprung fügte er sich übrigens Schmerzen zu, weil er auf eines dieser kleinen Autos sprang und der Breite lang hinklatschte. Ein herrlicher Anblick. Mir schob er natürlich die Schuld zu, jagte mich aus dem Zimmer und sprach mir den Tiger-Titel ab: »Dafür bist du einfach zu blöde!« Am nächsten Tag nannte sich Helmut nicht mehr »Darth Maul« oder »Dachzahn«, sondern »Der Alte«. Er lief den ganzen Tag mit einer hässlichen Jacke rum und sprach mit einem Mann, den ich nicht sehen konnte. Er nannte diesen Mann »Heimann«.
    Ich glaube, der Gute hatte Wahnvorstellungen. Auf jeden Fall einen gewaltigen Dachschaden.
    Soweit zu Helmuts Zimmer.
    Aber auch Eduard und Hildegard hatten einen eigenen Raum, in dem ein besonders großes Menschenkörbchen stand. Um das Menschenkörbchen, ich weiß, das Ding heißt Bett, hatten sie an beide Seiten Teppiche gelegt, die aber völlig überflüssig waren, da nie jemand dort schlief. Auch ich durfte darauf nicht schlafen. Noch nicht einmal, wenn die Sonne warm schien. Über dem Bett von Hildegard und Eduard hing eine große Abbildung von einer jungen Frau. Hildegard nannte das Bild: »Unsere realistische Zigeuner-Darstellung!«
    Mein besonderes Interesse erweckten aber die Knöpfe. Abends drehte Eduard an diesen Knöpfen und Musik kam aus dem Bett, morgens lärmte es von alleine los.
    Ein Glück nur, dass in meinem Körbchen keine Musik eingebaut war.
    Weiter befand sich in dem Zimmer noch eine große Kiste, in der Hildegard und Eduard ihre Felle aufhängten. Eduard hatte aber nur ganz wenige, der größte Teil gehörte Hildegard. Trotzdem stand sie fast jeden Morgen vor der Kiste und jammerte: »Ich habe nix für zum Anziehen!«
    Dann war da noch ein Tisch mit einem Spiegel. Davor stand ein Stuhl, der mit einem Fell in einer ganz fürchterlichen Farbe überzogen war. Das Fell roch allerdings nicht nach Tier.
    Hildegards saß jeden Morgen da und machte Dinge, die ich nicht verstehen konnte, euch aber schon geschildert habe. Sie wusch sich aber nicht, wie ich zunächst angenommen hatte. Waschen tat sich die Familie in einem ganz kalten Zimmer, mit Steinen an den Wänden und auf dem Boden.
    Ich weiß bis heute nicht, wie ihr Menschen euch wascht. Leckt ihr euch auch, wie wir Katzen? Wenn ihr das macht, dann muss euch das aber sehr peinlich sein, denn ihr schließt euch immer zum Waschen ein. Ich habe auch nie gesehen, dass Eduard dieser Hildegard den Heuhaufen geleckt und dann die Haare ausgekotzt hat.
    Aber ich schweife wieder einmal ab.
    Als ich mir bei meiner Hausdurchsuchung gerade den oberen Teil vornehmen wollte, hörte ich Lärm in dem Autozimmer. Schnell legte ich mich auf eine Liege im Wohnzimmer und tat, als würde ich schon Stunden schlafen. Eduard, den ich, wie gesagt, damals noch nicht für einen ausgemachten Volltrottel hielt, packte mich, schleppte mich in das Autozimmer und zeigte mir eine Schüssel, in die er Katzenstreu geschüttet hatte: »Und hier ist dein Katzenklöchen! Auf das musst du immer gehen, wenn du einmal musst.«
    Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen.
    Ich habe Eduard aber erzählen lassen, da ich ihm nicht auch noch wie Hildegard ins Wort fallen wollte.
    Apropos: Hildegard musste sich an diesem Abend noch etwas über meine Haare auslassen, denen sie

Weitere Kostenlose Bücher