Alles für die Katz
auf die schwarze Fläche. Am Mittag dagegen rannten sie ganz schnell weg, so schnell, wie ich immer renne, wenn einer dieser Hunde hinter mir her ist, den ihr ›Schäferhund‹ nennt.
Darf ich kurz abweichen. Ja? Danke!
Zum Thema Schäferhund möchte ich etwas erzählen, was euch vielleicht überhaupt noch nicht aufgefallen ist. Es gibt zottelige große Hunde, es gibt dicke große Hunde und es gibt sehr hohe große Hunde – alle gehen sie gehorsam neben ihrem Herrchen oder Frauchen her, schauen manchmal zu diesen hoch, verhalten sich aber sonst ganz normal. Die Besitzer – ist es nicht eine Frechheit, dass wir Tiere Besitzer haben? – sind ganz unterschiedliche Menschen. Auch hoch, oder dick, auch schon einmal etwas kleiner, mit schwarzen, bunten oder weißen Fellen.
Beim Schäferhund dagegen ist alles ganz anders: Der steht wie in einer Kaserne immer stramm, er sitzt nie gemütlich nur so rum, der Schäferhund schaut seinen Besitzer – ekelhaftes Wort – immer gehorsam an. Ich frage mich nur, warum der Schäferhund nicht auch ein grünes Fell hat und diesen harten Hut auf dem Kopf.
Und dann die Herrchen – auch ein Iiiiii-Wort – der Schäferhunde!
Es sind meistens unfreundliche Menschen. Sie gehen stramm, schreien den Schäferhund an, rufen »Platz«, »Sitz«, »Bei Fuß«, »So ist es brav«. Und was soll ich sagen: Der dumme Schäferhund gehorcht auch tatsächlich. Also: So etwas würde noch nicht einmal ein Dackel machen, und ihr kennt meine schlechte Meinung von diesem kleinen Köter, der immer bellt und Krach macht. Für mich ist der Schäferhund ein noch größerer Dummkopf als der Dackel. Der Dackel benimmt sich wenigstens hin und wieder wie eine Katze und lässt sich von euch nicht immer nur Befehle an den Kopf brüllen.
Wie war ich nun auf den Schäferhund gekommen?
Na, ist ja egal – ich erzähle also weiter über das Haus, zu dem die Kinder nicht gerne kommen.
Am Nachmittag machte es noch ein paar Mal »Rrrrrrr« – diesmal kamen aber viel weniger Kinder. Sie gingen in einen großen Raum neben dem Haus und spielten dort mit Bällen, die sie mit den Füßen traten oder mit den Händen warfen. Dabei war ein Mann, der immer eine Pfeife blies und den Kindern Befehle gab. Diese gehorchten ihm. Genau wie die Schäferhunde, bloß die treten nie nach Bällen.
War ich deshalb auf Schäferhunde gekommen …?
Ist ja jetzt auch egal.
Als die Maschine zum letzten Male »Rrrrrrr« gemacht hatte, wurde es still. Aber nur kurz, denn es kamen viele Frauen, die in einer Sprache, die ich nicht verstand, sehr viel redeten, dabei aber sehr fröhlich waren. Da ich die Frauen nicht verstand, hörte sich das Gerede allerdings eher wie Geschnatter an. Auch der Graue sprach plötzlich eine andere Sprache, die ich allerdings verstehen konnte. Er sagte zum Beispiel zu den Frauen
»He, du machen putze, putze. Auch in Ecke.«
Die Frauen nickten immer ganz freundlich und sagten: »Ja, Chefe, nix Problema!«
Dann streckte der sich immer, wurde etwas größer und ging mit erhobenem Kopf davon. Ich glaube, dass es dem Grauen gefiel, wenn die Frauen mit der fremden Sprache ‘Chefe’ zu ihm sagten.
Erst als die fröhlichen Frauen das Haus verlassen hatten, wurde es ruhig. Kein Mucks war zu hören, alles lag da, als würden hier niemals unzählige junge Menschenmonster einfallen und Krach schlagen. Ich ging wieder in meinen Keller zurück – mit dem festen Vorsatz, höchstens noch eine Nacht bei dem alten Mann zu bleiben. Zwar war es recht warm in dem Raum mit den Rohren an der Decke, doch was hat man von der besten Wohnung, wenn man sich den halben Tag nicht vor die Tür trauen kann?
Und hier traute ich mich nicht vor die Tür.
Stellt euch doch mal vor, ich wäre eurem Menschennachwuchs in die Hände geraten. Was passiert wäre, kann ich mir gut ausmalen: sie hätten mich am Schwanz gezogen, hochgehoben, mit mir rumgeworfen, ich erinnere euch nur an die Grünen aus der Kaserne. Um all das zu vermeiden, musste ich immer im Keller bleiben und das – jetzt spreche ich wohl sehr menschlich – war mir einfach zu wenig. Immerhin wollte ich nach Hause, zu dem Mädchen, das bestimmt schon wartete und mit Sicherheit oft weinte, wenn es an mich dachte.
Sag’ ich einfach mal so.
Willi kam an diesem Abend mit zwei Tüten zurück. In der einen war Katzenfutter aus diesen ganz kleinen Dosen, von denen man – genau wie bei der harten Milch – den Deckel ohne Dosenöffner abreißen kann. Mein lieber Schwan, das war
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