Alles fuer ihn - Band 3
kommen mir die Tränen. Claire muss meine Verzweiflung bemerkt haben.
„Okay, okay. Hauptsache, du bist hier. Aber was für ein Schreck! Du hättest Adams Zustand sehen sollen! Er hat ja schon Pauls Show nicht gutgeheißen, aber das erste Beben hat das Fass dann zum Überlaufen gebracht. Du kannst sicher sein, Adam hält zu dir, da besteht kein Zweifel.“
„Was hat er gemacht?“
„Wir sind fast die ganze Zeit zusammengeblieben. Er war superangespannt, hat aber nicht die Beherrschung verloren. Er hat jeden angerufen, hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um dich wiederzufinden! Was für ein Schock!“
Ich blicke runter zu meinen Beinen. Was für ein Schock, ja … Die Geräusche, die Schreie, die Erde, die mich hätte verschlingen können, die Häuser, die über mir hätten zusammenbrechen können … Aber verdammt noch mal, was ist mit meinem guten Stern? Die Drohbriefe, die Belästigung, der Brand, dieses Erdbeben, meine Beine … Und dieser Paul … Gönnt man mir nicht mal eine kleine Pause? Mein Herz schlägt schneller, ich spüre, wie meine Angst wächst. Ich fühle mich in letzter Zeit so müde, so ungerecht behandelt. Warum? Erneut fließen die Tränen, ich heule los. Ich ersticke fast, Claire kommt zu mir ans Kopfende, hinter mir fängt ein Apparat zu piepen an … Eine Krankenschwester kommt, fordert mich auf, durchzuatmen, wieder zu Atem zu kommen … Ich fühle mich so müde …
Der Blick der Krankenschwester ist besorgt und sie schaut zu Claire.
„Miss Haydensen braucht Ruhe.“
„Sicher. Ich lass dich allein, Eléa. Ruh dich aus, ja? Jetzt ist alles in Ordnung, du bist in guten Händen, erhol dich! Ich werde deine Eltern und Ryan verständigen, mach dir keine Sorgen. Konzentrier dich darauf, wieder auf die Beine zu kommen! Einverstanden?“
Auch sie küsst mich auf die Stirn. Ich bekomme tatsächlich von jedem denselben Beweis der Zuneigung! Ich möchte, dass sie bleibt, fühle mich aber zu schwach, um sie aufzuhalten. Ich brauche dringend Schlaf …
Noch einmal habe ich lang geschlafen. Als ich meine Augen aufmache, zeigt die Uhr neben mir neun Uhr morgens. Ich habe seit Claires Abreise nichts gehört, ich habe zwölf volle Stunden geschlafen. Und der Physiotherapeut? In meinem Zimmer ist alles still. Bin ich allein? Ist Adam wieder zurück? Ich rufe die Krankenschwester, damit sie mir hilft. Aber warum gibt es keinen Rollstuhl neben meinem Bett? Auf meinem Nachttisch liegt ein Brief für mich. Ich mache ihn auf:
„Ich bin heute Morgen in mein Büro zurückgefahren, ich wollte dich nicht wecken. Man hat mir von dem Zwischenfall gestern erzählt. Ruh dich aus! Ich habe deine Eltern gebeten, nicht sofort herzukommen, um dir etwas Zeit zu geben. Ich vertraue dich der Obhut der Krankenschwester an. Ein Krankengymnast soll, wenn du wach bist, vorbeischauen, um mit deiner Behandlung anzufangen. Ruf mich an, wenn du willst. Ich bin mittags wieder da.
Ich küsse dich
Adam
PS: Deine Geige ist im Wohnzimmer, du kannst hier so viel spielen, wie du möchtest.“
Ich bin also allein. Und ich habe meine Geige! Ich brauche einen Rollstuhl, um aus diesem Bett aufzustehen!
Die Krankenschwester kommt, gerade im rechten Moment. Sie ist mir gegenüber immer so wohlwollend. Das ist ein großer Trost. Sie erklärt mir, dass später der Physiotherapeut mit einem Rollstuhl kommt, um mir zu zeigen, wie ich aus dem Bett aufstehe. Ich male mir diesen ersten Schritt in die Selbstständigkeit aus! Nach einem kurzen, aber reichlichen Frühstück klopft der Physiotherapeut an. Es ist eine eher junge, blonde Frau mit Pferdeschwanz, sehr athletisch gebaut. Sie ist sofort sehr engagiert und ihre fröhliche Art sorgt dafür, dass ich mich etwas entspanne.
Wenn sie mich hochheben soll, muss sie Muskeln haben!
Sie beugt zunächst meine Beine, dann massiert sie sie. Adams Massagen sind sanfter! Es tut nicht weh, aber angenehm ist es auch nicht. Ich mag meine eigene Untätigkeit nicht, ich habe das Gefühl, dass ich nichts tun kann. Trotzdem lausche ich brav den ganzen Ratschlägen der Physiotherapeutin. Auf mich warten das Schwimmbad, Massagen, Geräte und wieder Massagen. Sie will mich nicht sofort auf meine beiden Füße stellen.
Aber vielleicht wäre das die Lösung, oder?
Mit ihrer Hilfe habe ich immerhin an Selbstständigkeit gewonnen. Ich kann aus meinem Bett aufstehen, „herausklettern“ trifft es besser, und mich in den Rollstuhl setzen. Das ist anstrengend und mühsam, und in diesen Augenblicken
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