Alles fuer ihn - Band 3
warum ist die Beziehung zwischen den beiden so angespannt?
„Haben wir dich geweckt, mein Engel? Es tut mir leid, dass du das miterleben musstest … Meine Familie ist sehr … kompliziert … Aber mach dir keine Sorgen.“
„Das sagst du, weil du meine Eltern nicht kennst! Auf ihre Weise …“
„Ich bin sicher, dass das nichts heißt. Komm schon, das Essen wartet auf dich.“
Ich fahre meinen Rollstuhl zum Tisch im Salon. Adam hat offenbar für mich das Essen ausgewählt. Glücklicherweise hat er einen guten Geschmack. Allerdings habe ich ihm nichts von meiner dringend nötigen Diät erzählt. Diese Tarte Tatin mit Sahne wird sich zweifelsohne auf meinen Hüften niederschlagen …
Adam ist besorgt, hinter dem Bildschirm gibt er kein Wort von sich. Er sollte im Büro sein, nicht bei mir …
„Weißt du was? Wenn du ins Büro gehen musst, dann geh und mach dir um mich keine Gedanken …“
„Kommt nicht infrage, ich bleibe hier, um mich um dich zu kümmern …“
„Aber hier kannst du auch bloß warten.“
„Ja, eben. Ich warte hier, mach dir keine Sorgen wegen dem, was meine Tante gesagt hat.“
Er ist genauso beharrlich wie sie …
Die Physiotherapeutin klopft an. Zeit für die nächste Übungseinheit, dieses Mal im Schwimmbecken. Die Arbeit im Wasser tut mir gut, ich fühle mich dort nicht so schwer. Auf dem Rückweg treffe ich Dr. Laurens, er wirkt sichtlich erfreut über das, was die Therapeutin ihm über meine Fortschritte berichtet. Vielleicht werde ich doch schon früher wieder laufen können?
Adam hat sich nicht von der Stelle gerührt. Aber er wirkt entspannter.
„Ist es gut gelaufen?“
„Ja, ich liebe Schwimmen!“
„Das passt ja gut, wir fahren nach Aspen!“
„Wie bitte?“
„Ja, ich brauche etwas Abstand von San Francisco. Ich kenne ein Thalasso-Zentrum, wo du weiter behandelt werden kannst.“
„Aber Colorado ist weit weg!“
„Du wirst es lieben! Und da sind wir nur zu zweit!“
Diese Programmänderung verunsichert mich ein wenig, aber die Tatsache, Zeit mit Adam zu verbringen, lässt mich keine Sekunde zögern. Unser letzter Ausflug zu zweit war doch sehr gelungen …
„Wann willst du los?“
„Heute Abend.“
„Ich muss mit Dr. Laurens reden …“
„Er weiß Bescheid. Er selbst hat mich dazu ermutigt, dich dorthin zu bringen. Er kennt das Zentrum und weiß, dass es perfekt geeignet ist für deine Rehabilitation.“
Adam hat wieder an alles gedacht. Da wird es keinen Paul, keine Lorraine, kein Erdbeben geben. Nur Adam und mich. Eine Auszeit fernab von allem.
Helikopter, Privatjet, die Reise geht schnell. Ich werde wie eine Porzellanpuppe behandelt, jeder umsorgt mich liebevoll, allen voran Adam. Er ist fröhlich, aufgeregt über diese Reise, wie ein Kind. Adam erzählt mir von seiner Liebe zu den Bergen, zum Skifahren und zum Schnee. Ich gestehe ihm, dass Wintersportarten mich nicht wirklich begeistern. Aber in dieser Jahreszeit und im Rollstuhl erübrigt sich das sowieso.
Als wir im St. Regis Resort Hotel, eines der luxuriösesten Häuser der Gegend, ankommen, ist es Nacht. Man führt uns direkt zu unserer Suite und im Rollstuhl habe ich ausreichend Zeit, die Holzvertäfelungen, die riesigen Spiegel und die Kristallluster zu bewundern. Wenn ich doch nur alles fotografieren und Claire zeigen könnte!
Unsere Suite, mit dem Namen Residence Club, hat einen kleinen, gemütlichen Salon mit Ledersesseln, kleinen Holztischen und einem Riesensofa. Das Hotel wurde im Vorhinein über meinen Rollstuhl informiert, die Möbel wurden so umgestellt, dass ich problemlos vor den Steinkamin rollen kann. Auch das Schlafzimmer ist zauberhaft, mit einem zweiten Kamin in der Ecke. In diesem großen Bett nackt zu schlafen, an Adam gekuschelt, vor dem Kaminfeuer … Allein bei dem Gedanken seufze ich. Doch meine Fantasien werden sofort von der Realität eingeholt. Eine Seite des Bettes ist komplett mit einem Haltegeländer ausgestattet, sodass ich mich leichter bewegen kann. Egal, dann gebe ich mich eben damit zufrieden, an seiner Seite zu schlafen … Apropos, von der Reise bin ich erschöpft. Adam bemerkt das sofort und hilft mir, unter die Laken zu schlüpfen. Das Bett ist besser als das in der Klinik, auch wenn ich das nie für möglich gehalten hätte! Ich lächle, bin froh über diese kleine Auszeit.
Der Vormittag hält ein ordentliches Programm für mich bereit. Schließlich denke ich, dass dieser Aufenthalt nicht so idyllisch wird. Adam hat mich den Händen eines
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