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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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geht’s denn diesmal?«, seufzte sein Kompagnon auf der Treppe.
    »Um unseren Ehevertrag.«
     
    *
     
    Fünf leere Tassen trennten sie voneinander.
    Natürlich hatte Charles ihm nicht erzählt, wie irre es war, eine völlig verängstigte Ziege während der Pediküre an den Hörnern festzuhalten, aber er hatte genug erzählt, um seinem Kollegen klarzumachen, was für eine Arche er an Land gezogen hatte.
    Stille.
    »Aber ... Was – was zum Teufel hast du auf dieser Galeere zu suchen?«
    »Das Trockene«, lächelte Charles.
    Stille.
    »Du kennst ja den Spruch über das Leben auf dem Land?«
    »Sag schon.«
    »›Tagsüber hast du Langeweile und nachts Angst.‹«
    Er lächelte immer noch. Konnte sich nicht vorstellen, wie er sich in diesem Haus auch nur eine Sekunde langweilen würde, und was man fürchten könnte, wenn man das Glück hatte, in den Armen einer Superheldin zu schlafen.
    Mit so schönen Brüsten.
     
    »Du sagst gar nichts?«, nahm er gequält den Faden wieder auf, »lächelst nur dümmlich vor dich hin.«
    »...«
    »Du wirst dich noch umsehen.«
    »Nein.«
    »Natürlich. Im Moment sitzt du auf Wölkchen sieben, weil du verliebt bist, aber ... Scheiße, Mann! Wir kennen doch das Leben, oder?«
    (Philippe zog gerade seine dritte Scheidung durch.)
    »Hm, nee. Ich kannte es eben nicht.«
    Stille.
    »He!«, fuhr Charles fort und schlug ihm auf die Schulter, »ich gebe dir nicht meine Kündigung, ich sage ja nur, dass ich meine Arbeit anders organisieren will.«
    Stille.
    »Und diese ganze Umwälzung für eine Frau, die du kaum kennst, die fünfhundert Kilometer von hier entfernt wohnt, fünf angeschlagene Kids hat und Socken aus Ziegenfell trägt, stimmt’s?«
    »Treffender könnte man es nicht sagen.«
    Es folgte eine wesentlich längere Stille.
     
    »Soll ich dir was sagen, Balanda ...?«
    (Oh, dieser väterlich-schulmeisterliche Ton. Ätzend.)
    Sein Kompagnon, der sich umgedreht hatte, um die Aufmerksamkeit des Kellners einzufangen, kehrte zu seinen drei Pünktchen zurück und sprach: »Ein schönes Projekt.«
     
    Und während er ihm die Tür aufhielt: »Sag mal, du riechst nicht vielleicht schon ein bisschen nach Kuhstall?«

17
    Zum ersten Mal war sein Vater nicht bis zum Gartentor gekommen, um sie zu begrüßen.
    Charles fand ihn im Keller und völlig von der Rolle, weil er sich nicht mehr daran erinnerte, was er dort suchte.
    Er umarmte ihn und half ihm hoch.
    Wurde noch trauriger, als er ihn im Licht der Wandleuchten sah. Seine Gesichtszüge, seine Haut hatten sich verändert. Seine Haut war gröber geworden. Gelber.
    Und außerdem hatte er sich heftig geschnitten, weil er sich für sie alle schön machen wollte.
    »Wenn ich das nächste Mal komme, bringe ich dir einen elektrischen Rasierapparat mit, Papa.«
    »Ach was, Junge. Spar dir dein Geld.«
    Er begleitete ihn bis zu seinem Sessel, setzte sich ihm gegenüber und betrachtete ihn, bis er in diesem zerschnittenen Gesicht noch etwas anderes, etwas Aufmunterndes fand.
     
    Henri Balanda, dieser elegante Gentleman, spürte es und bemühte sich sehr, seinen einzigen Sohn auf andere Gedanken zu bringen.
    Aber während er ihn mit dem Getratsche aus dem Garten und den Großereignissen aus der Küche unterhielt, konnte der Sohn nicht umhin, in Gedanken ein wenig in die Ferne zu schweifen.
     
    So würde wohl auch er bald sterben.
    Es hörte also niemals auf?
    Nicht morgen. Mit etwas Glück auch nicht übermorgen, aber ...
    Anouks Worte hallten immer noch in ihm nach.
    Mistinguett hatte er an Alexis weitergegeben und würde nur das eine von ihr in Erinnerung behalten: das Leben.
    Dieses Privileg.
     
    Das Gejammer seiner Mutter riss ihn aus seinen »philosophischen« Gedanken: »Und ich? Mich begrüßt du gar nicht? In diesem Haus zählen wohl nur die Alten, oder was?«
    Dann, während sie an ihrem Dutt zerrte: »Nein. Diese Frisur. Daran werde ich mich nie gewöhnen. Wo du so schöne Haare hattest. Und warum lachst du jetzt so albern?«
    »Weil diese Bemerkung alle DNA-Tests dieser Welt übertrifft! So schöne Haare. So einen Schwachsinn kann wirklich nur eine Mutter von sich geben!«
    »Wenn ich wirklich deine Mutter wäre«, knurrte sie, »glaub mir, dann wärst du in deinem Alter nicht so ausfallend.«
     
    Und er ließ sich von ihr am Nacken packen, den er hinter den Ohren so schön freigelegt hatte.
     
    Kaum war das Abendessen zu Ende, gingen die Mäuschen nach oben, um sich einen Film zu Ende anzuschauen, während Charles der einen half, den

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