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Alles ist erleuchtet

Alles ist erleuchtet

Titel: Alles ist erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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sagte ich. »Wenn du mich mitnimmst, ist es weniger hart. Ich könnte dir sehr viel helfen.«
    »Ich muss sie allein finden«, sagte er, und in diesem Moment war ich sicher, wenn ich Großvater das Geld geben und ihm erlauben würde zu gehen, würde ich ihn nie wieder sehen.
    »Dann nimm Klein-Igor mit.«
    »Nein«, sagte er. »Allein.« Keine Worte. Und dann: »Sag nichts zu Vater.«
    »Natürlich«, sagte ich, denn natürlich würde ich nichts zu Vater sagen.
    »Das muss unser Geheimnis sein.«
    Dieses Letzte, was er sagte, hat die tiefste Spur in meinem Kopf hinterlassen. Ich hatte es nicht gemerkt, bis er es sagte, aber wir haben jetzt ein Geheimnis. Wir haben etwas zwischen uns, von dem niemand auf der Welt etwas weiß oder wissen kann. Wir haben ein Geheimnis miteinander und nicht mehr voreinander.
    Ich informierte ihn, dass ich ihm die Antwort schnell geben würde.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll, Jonathan, und ich sehne, dass du sagst, was du glaubst, dass es richtig ist. Ich weiß, dass es nicht ein Richtiges geben muss. Es kann auch zwei Richtige geben. Es kann auch gar nichts Richtiges geben. Ich werde über das, was du sagst, nachdenken. Das ist ein Versprechen. Aber ich kann nicht versprechen, dass ich dasselbe denke wie du. Es gibt Dinge, die du nicht wissen kannst. (Und außerdem wird meine Entscheidung schon gemacht sein, wenn du diesen Brief bekommst. Wir haben immer in dieser verlorenen Zeit kommuniziert.)
    Ich bin kein dummer Mensch. Ich weiß, dass Großvater das Geld niemals zurückgeben kann. Das bedeutet, dass ich und Klein-Igor nicht nach Amerika ziehen könnten. Unsere Träume können nicht gleichzeitig existieren. Ich bin so jung, und er ist so alt, und das sollte uns zu Menschen machen, die ihre Träume verdient haben, aber das ist nicht möglich.
    Ich bin sicher, dass ich weiß, was du sagen wirst. Du wirst sagen: »Lass mich dir das Geld geben.« Du wirst sagen: »Du kannst es mir zurückgeben, wenn du es hast, oder du kannst es mir nie zurückgeben, und ich werde nie wieder davon sprechen.« Ich weiß, dass du das sagen wirst, weil ich weiß, dass du ein guter Mensch bist. Aber das ist nicht akzeptierbar. Aus derselben Begründigung, dass Großvater mich nicht auf seine Reise mitnehmen kann, kann ich das Geld nicht von dir nehmen. Das hat etwas mit wählen zu tun. Kannst du das verstehen? Bitte versuche es. Du bist der einzige Mensch, der eine bleiche Ahnung von mir verstanden hat, und ich kann dir sagen, dass ich der einzige Mensch bin, der eine bleiche Ahnung von dir verstanden hat.
    Ich erwarte deinen Brief mit Erwartung.
    Redlich, Alexander
    Eine Ouvertüre zur Erleuchtung Als wir zum Hotel zurückkamen, war es schon sehr spät und fast sehr früh. Der Besitzer saß mit schweren Augen hinter dem Empfangstisch. »Wodka«, sagte Großvater. »Wir drei sollten jetzt was trinken.« »Wir vier«, beriet ich ihn und zeigte auf Sammy Davis jr. jr., die den ganzen Tag ein so gutartiger Tumor gewesen war. Also gingen wir vier zur Hotelbar. »Ihr seid zurück«, sagte die Oberin, als sie uns erblickte. »Zurück mit dem Juden«, sagte sie. »Halt den Mund«, sagte Großvater, und er sagte es nicht mit einer ohrenzerreißenden Stimme, sondern still, als ob es eine Tatsache wäre, dass sie ihren Mund hielt. »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte sie. »Es ist keine große Sache«, sagte ich, denn ich wollte nicht, dass sie sich auf einen kleinen Fehler hin für minderwertig hielt, und außerdem konnte ich ihren Busen sehen, wenn sie sich verbeugte. (Für wen habe ich das geschrieben, Jonathan? Ich will nicht mehr ekelhaft sein. Und ich will auch nicht mehr komisch sein.) »Es ist doch eine große Sache«, sagte Großvater, »und du musst jetzt den Juden um Nachsicht bitten.« »Was ist los?«, fragte der Held. »Warum gehen wir nicht rein?« »Entschuldige dich«, sagte Großvater zu der Oberin, die nur ein Mädchen war, sogar noch jünger als ich. »Ich entschuldige mich, dass ich Sie einen Juden genannt habe«, sagte sie. »Sie entschuldigt sich, dass sie dich einen Juden genannt hat«, sagte ich zu dem Helden. »Woher weiß sie das?« »Sie weiß es,weil ich es ihr vorher gesagt habe, beim Frühstück.« »Du hast ihr gesagt, dass ich ein Jude bin?« »Zu der Zeit war es eine angemessene Tatsache.« »Ich habe Mokkaccino getrunken.« »Ich muss dich verbessern. Es war Kaffee.« »Was sagt er?«, fragte Großvater. »Vielleicht wäre es am besten«, sagte ich, »wenn wir einen Tisch

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