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Alles ist erleuchtet

Alles ist erleuchtet

Titel: Alles ist erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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nicht zu öffnen?« »Ich kann keinen erdenken.« »Ich auch nicht.« »Aber.« »Aber?« »Aber nichts«, sagte ich. »Aber was?« »Aber nichts. Es ist deine Entscheidung.« »Und eure.« »Mach die Scheißschachtel auf«, sagte Großvater. »Er sagt: Mach die Scheißschachtel auf.« Jonathan holte die Schachtel von unter seinem Stuhl und stellte sie auf den Tisch. Auf der Seite stand FÜR den fall , und von der Nähe konnte ich sehen, dass die Schrift viele Male geschrieben und wieder ausgelöscht, geschrieben, ausgelöscht und wieder geschrieben worden war. »Hmmm«, sagte er und machte Gesten zu dem roten Band, das um die Schachtel gebunden war. »Das ist nur, damit sie zuhält «, sagte Großvater. »Das ist nur, damit sie zuhält«, sagte ich. »Wahrscheinlich«, sagte er. »Oder«, sagte ich, »um uns zu verhindern, sie zu untersuchen.« »Sie hat nichts davon gesagt, dass wir sie nicht untersuchen sollen. Sie hätte doch etwas gesagt, meinst du nicht?« »Ja.« »Dein Großvater meint, wir sollen sie öffnen?« »Ja.« »Und du?« »Ich bin nicht sicher.« »Wie meinst du das: Du bist nicht sicher?« »Ich glaube, es wäre keine so schlimme Sache, sie zu öffnen. Wenn sie gewollt hätte, dass sie nicht untersucht wird, hätte sie sicher etwas gesagt.« »Mach die Scheißschachtel auf«, sagte Großvater. »Er sagt: Mach die Scheißschachtel auf.«
    Jonathan räumte das Band weg, das viele Male um die Schachtel gewickelt war. Vielleicht erwarteten wir, dass darin eine Bombe war, denn als sie nicht explodierte, waren wir verblüfft. »Das war nicht so schlecht«, sagte Jonathan. »Das war nicht so schlecht«, sagte ich zu Großvater. »Das hab ich doch gesagt«, sagte Großvater. »Ich hab doch gesagt, dass es nicht so schlecht sein würde.« Wir sahen in die Schachtel. Ihr Inhalt schien sehr ähnlich zu sein wie der von der Schachtel Überreste , nur dass er vielleicht noch mehr war. »Natürlich sollten wir sie öffnen«, sagte Jonathan. Er sah mich an und lachte, und dann lachte ich, und dann lachte Großvater. Wir lachten, weil wir wussten, wie dumm wir gewesen waren, als wir uns wegen dem Offnen der Schachtel in die Hemden gemacht hatten. Und wir lachten, weil es so vieles gab, was wir nicht wussten, und weil wir wussten, dass es so vieles gab, was wir nicht wussten.
    »Lasst uns suchen«, sagte Großvater und bewegte seine Hand durch die Schachtel FÜR den fall wie ein Kind, das in einer Schachtel mit Geschenken sucht. Er grub eine Halskette aus. »Seht«, sagte er. »Ich glaube, das sind Perlen«, sagte Jonathan. »Echte Perlen.« Die Perlen, wenn sie echte Perlen waren, waren sehr schmutzig und gelb, und zwischen ihnen waren Schmutzstücke gestrandet wie Essen zwischen den Zähnen. »Sie sieht sehr alt aus«, sagte Großvater. Ich sagte das zu Jonathan. »Ja«, stimmte er bei. »Und schmutzig. Ich wette, sie war vergraben.« »Vergraben?« »In der Erde vergraben, wie ein Leichnam.« »Ja, das kenne ich. Es könnte ähnlich sein wie bei dem Ring in der Schachtel ÜBERRESTE.« »Ja.« Großvater hielt die Halskette an die Kerze auf unserem Tisch. Die Perlen, wenn sie echte Perlen waren, hatten viele Flecke und waren nicht mehr schimmernd. »Es ist eine schöne Halskette«, sagte er. »Ich habe eine, die ganz ähnlich war, für deine Großmutter gekauft, als wir uns verliebt hatten. Das war vor vielen Jahren, aber ich weiß noch, wie die Kette aussah. Als ich sie gekauft habe, hat sie mein ganzes Geld aufgebraucht, also wie könnte ich sie vergessen?« »Wo ist sie jetzt?«, fragte ich. »Zu Hause?« »Nein«, sagte er, »sie trägt sie immer noch. Das ist keine Sache. Es ist so, wie sie es wollte.« Er legte die Halskette auf den Tisch, und ich konnte sehen, dass sie ihn nicht zu einem melancholischen Menschen machte, wie ich erwartet hatte, sondern zu einem sehr zufriedenen Menschen. »Jetzt du«, sagte er und schlagte mir auf den Rücken. Es sollte mir nicht wehtun, aber es tat trotzdem weh. »Er sagt, ich soll etwas aussuchen«, sagte ich zu Jonathan, denn ich wollte herausfinden, was er von der Idee hielt, dass Großvater und ich dasselbe Privileg hatten, die Schachtel zu untersuchen, wie er. »Nur zu«, sagte er. Also tat ich meine Hand in die Schachtel
    FÜR DEN FALL.
    Ich spürte viele abnorme Dinge und wusste nicht, was sie waren. Wir sagten es nicht, aber es war ein Teil des Spiels, dass wir nicht in die Schachtel sahen, wenn wir etwas ausgruben. Manche der Dinge, die meine Hand berührte,

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