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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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rieselt.«
    IN DER TAT.
    »Das bedeutet… Ich meine…«
    ES BEDEUTET, DASS SICH DER GANZE SAND IRGENDWANN IN DER UNTEREN HÄLFTE ANSAMMELT.
    »Ich weiß, Herr, aber du… Ich habe die Zeit immer für etwas gehalten, das anderen Leuten zustößt. Nicht dir. Oder…?« Alberts Stimme gewann einen flehentlichen Klang.
    Tod strich das Handtuch beiseite und stand auf.
    KOMM MIT.
    »Aber du bist der Tod, Herr«, sagte Albert und folgte der großen Gestalt hastig, als sie das Arbeitszimmer verließ und in Richtung Stall schritt. »Das ist doch kein Scherz, oder?« fragte er hoffnungsvoll.
    ICH BIN NICHT FÜR MEINEN HUMOR BEKANNT.
    »Äh, nein, natürlich nicht. Entschuldige. Wie dem auch sei… Du kannst nicht sterben, weil du der Tod bist, du mußtest dich selbst heimsuchen, ich meine, es wäre wie mit der Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt…«
    TROTZDEM WERDE ICH STERBEN. MIR BLEIBT KEINE ANDERE WAHL, ALS MICH DAMIT ABZUFINDEN.
    »Und was wird aus mir ?« entfuhr es Albert. Entsetzen haftete an seinen Worten wie winzige Metallsplitter an der Schneide eines Messers.
    EIN NEUER TOD WIRD MICH ERSETZEN.
    Albert straffte sich und holte tief Luft.
    »Ich glaube nicht, daß ich einem anderen Herrn so dienen könnte wie dir«, sagte er.
    DANN KEHR IN DIE WELT ZURÜCK. ICH GEBE DIR GELD. DU BIST EIN GUTER DIENER GEWESEN, ALBERT.
    »Aber wenn ich zurückkehre…«
    JA, sagte Tod. DANN STIRBST DU.
    Im warmen Halbdunkel des Stalls sah Tods Pferd vom Hafer auf und wieherte einen Gruß. Es hieß Binky und war ein richtiges Roß. Tod hatte es mit Flammenhengsten und Knochenrappen versucht, doch sie erwiesen sich als unpraktisch, insbesondere die Feuerpferde: Sie neigten dazu, ihre eigene Streu in Brand zu setzen und dann verlegen in der Glut zu stehen.
    Tod nahm den Sattel vom Haken und sah zu Albert, der mit sich selbst rang.
    Vor einigen tausend Jahren hatte Albert entschieden, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, indem er ihm diente. Dennoch war er nicht wirklich unsterblich. An diesem Ort existierte keine echte Zeit, nur ein sich stets wandelndes Jetzt, das ziemlich lange dauern konnte. Und jetzt blieben ihm noch knapp zwei Monate Leben in der realen Welt – Albert hütete seine Tage wie Goldbarren.
    »Ich, äh…«, begann er. »Ich meine…«
    FÜRCHTEST DU DICH VOR DEM STERBEN?
    »Es ist keineswegs so, daß ich nicht sterben will… Ich meine, ich habe immer… Äh, weißt du, das Leben ist eine Angewohnheit, von der man sich nicht gerne trennt…«
    Tod musterte seinen Diener wie einen Käfer, der auf den Rücken gefallen ist und mit den Beinen zappelt.
    Schließlich schwieg Albert.
    ICH VERSTEHE, behauptete Tod und griff nach Binkys Zaumzeug.
    »Aber du scheinst überhaupt nicht besorgt zu sein! Steht dir wirklich der Tod bevor?«
    JA. UND ICH HALTE IHN FÜR EIN GROSSES ABENTEUER.
    »Tatsächlich? Hast du gar keine Angst?«
    ICH HABE NIE GELERNT, ANGST ZU HABEN.
    »Ich könnte es dir beibringen«, bot sich Albert an.
    NEIN. ICH MÖCHTE ES SELBST HERAUSFINDEN. ICH KANN JETZT ERFAHRUNGEN SAMMELN. ENDLICH.
    »Wenn du gehst, Herr… Dauert es lange, bis…«
    AUS DEN GEISTERN DER LEBENDEN ERHEBT SICH BALD EIN NEUER TOD.
    »Oh.« Albert wirkte erleichtert. »Du weißt nicht zufällig, wie er sein wird?«
    NEIN.
    »Vielleicht, äh, sollte ich im Haus gründlicher saubermachen und eine Inventarliste oder so vorbereiten.«
    GUTE IDEE, erwiderte Tod möglichst höflich. WENN ICH DEN NEUEN TOD SEHE, SO EMPFEHLE ICH DICH VON GANZEM HERZEN.
    »Oh. Du begegnest ihm also, nicht wahr?«
    UND OB. JETZT MUSS ICH LOS.
    »Was? Jetzt sofort?«
    JA. ICH DARF KEINE ZEIT VERLIEREN. Tod zurrte den Sattelgurt fest, drehte sich dann um, hob die kleine goldene Lebensuhr und hielt sie direkt vor Alberts krumme Nase.
    SIEH NUR! ICH HABE ZEIT! ENDLICH HABE ICH ZEIT!
    Albert wich nervös zurück.
    »Und was hast du damit vor?« fragte er neugierig.
    Tod schwang sich auf Binkys Rücken.
    ICH WERDE SIE VERBRINGEN.
     
    Die Party war in vollem Gang. Das Spruchband mit der Aufschrift »Lebewohlig Windle – 130 Tolle Jahre« hatte im allgemeinen Trubel ein wenig gelitten und hing schief. Inzwischen steuerte alles auf die kritische Phase zu, die in der Regel durch folgendes gekennzeichnet ist: Es gibt nur noch Bowle zu trinken, und der Gaumen muß sich mit höchst verdächtig wirkenden Tortillas sowie sonderbar aussehender gelber Tunke begnügen – aber es macht niemandem etwas aus. Die Zauberer unterhielten sich so gezwungen fröhlich wie

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