Alles Sense
Jene große Kammer, gefüllt mit dem Rauschen verstreichender Leben, diente einem notwendigen Zweck; man brauchte so etwas, um Ordnung zu gewährleisten. Aber…
Erneut schnippte er mit den Fingern, und Wind kam auf. Die Kornfelder gerieten in Bewegung. Myriaden Getreidehalme neigten sich wellenförmig hin und her.
ALBERT?
»Ja, Herr?«
HAST DU NICHTS ZU TUN? GIBT ES NICHTS, DAS DEINE AUFMERKSAMKEIT ERFORDERT?
»Die übliche Arbeit ist erledigt«, erwiderte Albert.
ABER VIELLEICHT VERSPÜRST DU DEN WUNSCH, EINEN ANDEREN ORT AUFZUSUCHEN.
»Oh, ich verstehe. Du möchtest allein sein.«
ICH BIN IMMER ALLEIN. ABER DERZEIT MÖCHTE ICH MIT MIR SELBST ALLEIN SEIN.
»Na schön«, sagte Albert. »Ich gehe ins Haus. Dort finde ich sicher etwas, womit ich mich beschäftigen kann.«
JA.
Tod stand allein und beobachtete, wie der Weizen im Wind tanzte. Nur eine Metapher – Personen waren mehr als Korn. Sie hasteten durch ihr kurzes, überfülltes Leben, ließen es in den meisten Fällen von der Uhr bestimmen. Bis zum Rand füllten sie jeden Tag allein mit dem Bemühen, lebendig zu sein. Alle Leben waren genau gleich lang. Das galt auch für die sehr langen und sehr kurzen – zumindest aus der Perspektive der Ewigkeit betrachtet.
Irgendwo flüsterte Bill Türs Stimme: Aus der Perspektive des betreffenden Individuums gesehen sind lange Leben am besten.
QUIEK.
Tod sah nach unten.
Eine kleine Gestalt stand neben seinen Füßen.
Er bückte sich, griff nach ihr und hielt sie vor seine Augenhöhlen.
ICH WUSSTE, DASS NICHT ALLE ZURÜCKGEKEHRT SIND.
Der Rattentod nickte.
QUIEK?
Tod schüttelte den Kopf.
NEIN, ICH KANN NICHT ZULASSEN, DASS DU AUCH WEITERHIN GETRENNT VON MIR EXISTIERST, sagte er. GLAUBST DU ETWA, ICH VERTEILE KONZESSIONEN ODER SO?
QUIEK?
BIST NUR DU ÜBRIG?
Der Rattentod öffnete eine kleine Knochenpfote. Ein winziger, für Flöhe zuständiger Tod richtete sich verlegen und gleichzeitig hoffnungsvoll auf.
NEIN, DAS KOMMT ÜBERHAUPT NICHT IN FRAGE. ICH BIN UNERBITTLICH. ALLEIN MIR STEHT ES ZU, DER TOD ZU SEIN…
Er musterte den Rattentod.
Er erinnerte sich an Azrael in seinem Kerker aus Einsamkeit.
ALLEIN…
Der Rattentod sah zu ihm auf.
QUIEK?
Man stelle sich eine große, dunkle Gestalt vor, von Kornfeldern umgeben…
NEIN, DU KANNST KEINE KATZEN REITEN. WER HAT BEHAUPTET, DASS DER RATTENTOD AUF EINER KATZE REITET? NEIN, WENN DU UNBEDINGT REITEN WILLST, SOLLTEST DU EINEN HUND WÄHLEN.
Man stelle sich noch mehr Felder vor: Bis zum fernen Horizont reichen sie, und der Wind streicht darüber hinweg, läßt das Korn wogen wie die Wellen des Meeres…
WARUM FRAGST DU MICH? WOHER SOLL ICH DAS WISSEN? VIELLEICHT EIN TERRIER.
… Kornfelder, lebendig. Und sie flüstern in der Brise…
JA, UND DER FLOHTOD KANN IHN EBENFALLS REITEN. AUF DIESE WEISE SCHLAGT IHR ZWEI FLIEGEN MIT EINER KLAPPE.
…warten auf die Uhr der Jahreszeiten.
BILDLICH GESPROCHEN.
Und am Ende aller Geschichten dachte Azrael, der das Geheimnis kannte: ICH ERINNERE MICH DARAN, WANN DIES ALLES VON VORN BEGINNT.
Die Tod Geschichten
Der Sensenmann auf seinem Pferd Binky, sein Butler Albert und der Rattentod sind die zentralen Figuren dieser Romane. Seine Enkelin Susanne Sto Helit tritt in den späteren Romanen mehr in den Vordergrund. Seine Adoptivtochter Ysabell und sein Schwiegersohn Mort werden bisweilen wieder erwähnt. Die Tod-Geschichten beginnen mit „Gevatter Tod“, es folgen „Alles Sense“, „Rollende Steine“, „Schweinsgalopp“ und „Der Zeitdieb“. Die Reihenfolge ist allerdings weniger deutlich als bei den anderen Reihen, da „Gevatter Tod“ auch einen direkten Zusammenhang zu „Rollende Steine“ hat und „Alles Sense“ einen direkten zu „Der Zeitdieb“. In fast allen weiteren Scheibenweltromanen (bis auf „Kleine Freie Männer“ und „Snuff“) hat der Tod Kurzauftritte.
Inhaltsangabe aus Wikipedia
Alles Sense
Englischer Titel: Reaper Man
>Der Tod der Scheibenwelt wird in Rente geschickt. Von jetzt an verdient er sich sein Geld als Knecht „Bill Tür“ in einem kleinen Dorf. Dabei gewinnt er wertvolle Einblicke in das Leben und Verhalten der Menschen. Gar nicht so einfach, wenn man seit Anbeginn der Zeit damit beschäftigt war, das Leben anderer Menschen zu beenden. Die Menschen der Scheibenwelt, die in der Zwischenzeit sterben, können jedoch die Welt nicht verlassen, wenn es keinen Tod gibt. Sie gehen mit dieser Situation unterschiedlich um. Der Zauberer Windle Poons
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