Alles über Elfen (German Edition)
Gelegentlich ist auch von noch unangenehmeren Abwehrmaßnahmen durch »pflanzliche« Verbündete die Rede: Ranken, die sich wie Schlingen oder Fesseln um die Körper von Eindringlingen legen, ins Riesenhafte vergrößerte fleischfressende Pflanzen, die blitzschnell zuschnappen und ihre Beute rasch verdauen, und viele andere vergleichbar schaurige Fallen.
Die genaue Art und Weise, wie diese Magie gewirkt wird, verdient eine nähere Betrachtung. Man sollte sich dies lieber nicht so vorstellen, dass ein Elf nur mit dem Finger zu schnippen braucht, damit die komplette Flora in seiner Umgebung sofort pariert. Vielmehr sind oft lange Einstimmungsvorgänge nötig, um eine besondere Verbindung zu den Pflanzen aufzubauen. Im Zuge von Versenkungen und Meditationen stimmt sich der Elf auf das Ziel seiner Magie ein, um es dann behutsam zu formen. Die von Elfenhassern sehr weit verbreiteten, unschönen Gerüchte, das Schöne Volk pflege bisweilen sogar sexuelle Beziehungen zu bestimmten Bäumen, dürfte auch von dieser sehr rücksichtsvollen Art rühren, wie die Elfen mit Pflanzen umgehen, die sie mit Zaubern belegen. Die Elfen sehen Pflanzen wenig überraschend nicht als »totes Material«, mit dem man tun und lassen kann, was immer man auch will. Sie begreifen Pflanzen als die lebenden Geschöpfe, die sie unverkennbar sind, und es wäre ihnen ein Gräuel, ein anderes Lebewesen dazu zu zwingen, eine Gestalt anzunehmen, die es eigentlich gar nicht einnehmen möchte.
Diese Maßgabe gilt auch für die Tiere, mit denen sich Elfen umgeben. Ich vermeide hier absichtlich die Begriffe »Nutztier« oder »Haustier«, denn es sind menschliche Ausdrücke und sie beschreiben das Verhältnis zwischen Elfen und »ihren« Tieren nur höchst unzureichend. Eines darf dabei nie vergessen werden: Es ist zweifelsfrei belegt, dass die Elfen imstande sind, mit nahezu jedem Tier viel tiefgründiger zu kommunizieren, als wir Menschen es jemals könnten: [Christiansen: Wir haben es also mit einem Volk von Dr.Dolittles zu tun. Schön] Sie schaffen es, verängstigten Tieren ihre Angst zu nehmen, lindern den Zorn wütender Fleischfresser oder überwinden die natürliche Scheu selbst der schüchternsten Waldbewohner. Oft brauchen sie dafür nur tatsächlich ein paar Worte ihrer ja auch für uns Menschen überaus angenehm klingenden Sprache. Bisweilen streuen sie dabei aber auch Elemente der Kommunikationsform der jeweiligen Tierart ein – von Geräuschen wie Knurren, Schnurren oder Pfeifen bis hin zu sehr spezifischen Körperhaltungen (die Kehle zeigen, sich zu voller Größe aufrichten und so weiter). Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob es sich bei der besonderen Art und Weise, wie leicht Elfen sich mit Tieren verständigen können, wirklich um eine magische Begabung handelt. Womöglich ist es nur fester Bestandteil ihrer Kultur und ihres Selbstverständnisses, sehr genau auf die Bedürfnisse und die »Sprache« anderer Lebewesen zu achten (ihre geschärften Sinne dürften ihnen dabei hervorragende Dienste leisten, beispielsweise selbst die allerfeinsten Nuancen im »Mienenspiel« eines Bären oder Wolfs wahrzunehmen, die wir Menschen schlichtweg übersehen). So oder so profitieren die Elfen von diesem Phänomen in ganz beträchtlichem Maße: Die Tiere, mit denen sie sich dauerhaft umgeben – am häufigsten tauchen in den Geschichten in diesem Zusammenhang Pferde auf –, sind den Tieren, wie wir sie züchten, überlegen. Sie sind gesünder, anmutiger, stärker, schneller – ganz so, als färbten die Eigenschaften ihrer »Halter« auf sie ab.
Es sei darauf verwiesen, dass Tiere vielfach auch die Nähe der Elfen zu suchen scheinen. Eine mögliche Erklärung dafür ist ein weiterer Aspekt der elfischen Zauberkunst: ihre viel gerühmte Heilmagie . Dem Vernehmen nach verfügen Elfen über die Macht, selbst schwerste Krankheiten und Verletzungen schnell und mit großem Erfolg zu behandeln. Es gibt zahlreiche Geschichten, in denen der Kontakt zwischen dem Schönen Volk und einem Vertreter unserer Art dadurch zustande kommt, dass ein fieberkrankes Kind oder ein nahezu tödlich verwundeter Streiter für das Gute buchstäblich in eines ihrer Siedlungsgebiete hineinstolpert. Die Elfen ignorieren das Leid dieser Todgeweihten in aller Regel nicht, sondern päppeln sie fürsorglich wieder auf. Hierfür werden gelegentlich Hilfsmittel verwendet, wie sie auch unter uns Menschen nicht unbekannt sind: belebende Tränke, die es einzuflößen gilt,
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