Alles über Elfen (German Edition)
abgewichen werden darf. Sie haben deshalb immer einen ritualartigen Charakter, und es gilt: Das gleiche Prozedere führt auch stets zum gleichen Ergebnis. Elfische Magie ist hingegen sehr viel freier und individueller, und sie benötigt in aller Regel auch keine langwierigen Vorbereitungen. Ein Elf käme sich wahrscheinlich reichlich albern dabei vor, erst mit schwarzer Kreide einen Zirkel auf den Boden malen oder in einem Reagenzglas einen Homunkulus als Helfer heranzüchten zu müssen, ehe er einen Zauber wirken kann.
Hermetische Magie stellt für viele ihrer Anwender einen Weg dar, tiefere Einsichten in die wahre Natur der Welt zu erhalten und daraus die nötige Erkenntnis – und auch Macht! – zu gewinnen, sich selbst in einen irgendwie gearteten höheren Zustand weiterzuentwickeln. [Plischke: Das reicht so weit, dass manche Hermetiker jeden Menschen zumindest potenziell als werdenden Gott begreifen] Derartige Ambitionen sind für Elfen nicht die Triebfeder beim Wirken von Magie. Für sie ist Magie nichts Verborgenes oder Geheimes, sondern ein ganz gewöhnlicher Teil ihres Daseins wie das Atmen oder der Herzschlag.
Nachdem wir nun erfahren haben, was elfische Magie nicht ist, lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen, zu welchen Zwecken das Schöne Volk Magie einsetzt. Zuvörderst möchte ich hier erwähnen, dass elfische Zauber auffällig oft mit Licht in Verbindung stehen. Das ist auch insofern ein spannender Sachverhalt, als schon unsere Vorfahren um dieses Phänomen wussten. Die Tatsache, dass sie wenigstens von Teilen des Schönen Volks gern als lichte Elfen oder Lichtelfen sprachen, wird dadurch umso verständlicher. Wie manifestiert sich diese Lichtmagie der Elfen? Zum einen wird oft davon berichtet – unter anderem bei Tolkien –, dass die Ankunft der Elfen häufig von einem Strahlen oder Leuchten begleitet wird, das von ihnen selbst auszugehen scheint. Ob es sich dabei um bewusst gewirkte Zauber handelt, ist aber durchaus diskussionswürdig. Viele Elfologen sprechen dem Schönen Volk grundsätzlich ein inneres Licht zu, das per se aus ihnen erstrahlt und so eher eine Art magische Begleiterscheinung als eine geplante Anwendung von magischen Begabungen darstellt. Manche Elfologen verweisen hingegen darauf, dass jene Begegnungen, bei denen von diesen Lichterscheinungen die Rede ist, mehrheitlich nachts, in der Dämmerung und/oder in dichten Wäldern stattfinden. Sie plädieren deshalb dafür, dass es sich bei ihnen sehr wohl um seitens der Elfen absichtlich gewirkte Zauber handeln könnte. [Christiansen: Wie? So als magische Taschenlampe bei Nachtwanderungen, oder wie soll ich das verstehen?] Hier muss ich allerdings kritisch fragen, wieso die Elfen auf magische Lichtquellen angewiesen sein sollten, wo sie doch über eine wesentlich bessere Nachtsicht verfügen als wir Menschen.
Gegen die Hypothese der elfischen Lichtmagie als Sichthilfe spricht noch etwas anderes, das wir einer von Tolkiens Schilderungen entnehmen können: Als Bilbo Beutlin mit seinen zwergischen Begleitern im Düsterwald auf Thranduils Elfenvolk stößt, löschen diese all ihre Feuer, als sie die Eindringlinge bemerken. Das klingt eher, als ob die Elfen sich sehr wohl darüber bewusst sind, wie gut sie im Dunkeln sehen, und dass sie diesen Vorteil im Notfall auch optimal auszunutzen versuchen.
Was an der Löschaktion der Elfen bei Tolkien überdies sehr erwähnenswert ist, ist der Umstand, dass sie schlagartig geschieht: Die Feuer verlöschen quasi von der einen Sekunde zur anderen. Da drängt sich natürlich der Verdacht auf, dass hier Magie im Spiel ist: Die Elfen scheinen in der Lage, dem Feuer förmlich zu gebieten. Ich räume ein, dass Elfen traditionell nicht in eine sehr enge Verbindung zum Feuer gebracht werden. Dieses Privileg ist von der allgemeinen Tendenz her eher solchen Völkern vorbehalten, die unter der Erde wohnen.
Es lohnt sich jedoch, eine zweite Szene aus Tolkiens Werk heranzuziehen, um sich zu vergegenwärtigen, wie und worauf Elfen viele ihrer Zauber richten: Als der Ringträger Frodo Beutlin nach seiner schmerzhaften Begegnung mit den Nazgûl auf der Wetterspitze anschließend von den Schwarzen Reitern bis zur Furt bei Bruchtal verfolgt wird, erleben die Finsterlinge eine feuchte Überraschung. Eine plötzliche Flutwelle rast heran und spült die Bösewichte davon. Diese Passage ist insofern nicht unproblematisch, als dass die filmische Umsetzung seitens Peter Jackson eine wichtige Änderung vornimmt: In
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