Allie setzt sich durch - Band 3
zu haben, Mrs Hunter, belohnen Sie mich dafür, indem sie nicht meinen Namen sagen.
»Ich war über alle Maßen geschockt und entsetzt, als ich hören musste«, fuhr Mrs Hunter fort, »dass es in meiner Klasse Kinder gibt, die ›miteinander gehen‹.«
Sie sagte es genau so. Wie mit Anführungszeichen. Sie malte sogar mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, als sie die Wörter ›miteinander gehen‹ sagte. Ich wusste, was das war, weil wir erst vor Kurzem Anführungszeichen durchgenommen hatten.
»Ich habe keinerlei Vorstellung davon, was für euch ›miteinander gehen‹ bedeutet«, sagte Mrs Hunter, »aber ich teile euch hiermit mit, dass ich es in meiner Klasse nicht dulden werde. Wer von euch mit irgendwem in Raum 209 oder einem anderen Klassenzimmer an der Pinienpark-Schule ›ging‹, hat sich in diesem Augenblick getrennt.«
Es war so still in Raum 209, dass ich dachte, ich könnte Mark auf dem Schulhof atmen hören. Keiner rührte sich. Alle hielten die Luft an. Jeder schien Angst zu haben, jemandem ins Gesicht zu sehen. Joey knurrte nicht mal. Und ich bin mir fast sicher, dass Patrick nicht in der Nase bohrte.
»Wenn mir noch mehr Gerede von ›Freunden‹ und ›Freundinnen‹ oder ›miteinander gehen‹ oder küssen und schwärmen oder irgendwas in der Art zu Ohren kommt«, fuhr Mrs Hunter fort, »werde ich denjenigen persönlich zu Mrs Jenkins ins Direktorenbüro schicken und direkt danach die Eltern anrufen. Habe ich mich klar und verständlich ausgedrückt?«
Alle in Raum 209 rissen die Augen auf. Ich schaute in meiner Reihe nach rechts und links und sah, wie Patrick Day schluckte.
»Ihr seid Kinder «, sagte Mrs Hunter und ihre grünen Augen blitzten. »Die meisten von euch sind nicht mal zehn Jahre alt. Ihr habt noch ein paar Jahre Zeit, bevor ihr jemanden toll findet und mit ihm oder ihr gehen wollt. Ihr müsst nicht jetzt schon damit anfangen, nicht in diesem Jahr und nicht in meiner Klasse. Genießt es einfach, neun Jahre alt zu sein. Lass den Arm unten, Cheyenne. «
Es war nicht zu fassen, Cheyenne hatte tatsächlich aufgezeigt. Mrs Hunters Ton ließ sie schnell wieder den Arm senken. Damit schien sie aber ein Problem zu haben, denn sie schimpfte mit gesenktem Kopf vor sich hin.
»Sollten eure Eltern mit dem, was ich gerade gesagt habe, nicht einverstanden sein«, fuhr Mrs Hunter fort, »können sie mich gerne anrufen, hier in der Schule oder auch zu Hause. Ich würde mich freuen , mit ihnen darüber zu sprechen. Ich werde ohnehin heute Abend ein paar Eltern von mir aus anrufen.«
Cheyenne hob ruckartig den Kopf. Jetzt sah sie ein wenig
verängstigt aus. Auch Marianne und Dominique tauschten einen Blick.
»Gut«, sagte Mrs Hunter und klang endlich wieder wie sonst. Auch ihre Augen funkelten nicht mehr so. »Für die Zukunft möchte ich euch noch sagen, dass ihr immer zu mir kommen könnt, falls ihr noch mal ein Problem mit einem Mitschüler oder einer Mitschülerin habt … oder wenn ihr das Gefühl habt, gemobbt zu werden, oder auch wenn ihr einfach mal jemandem zum Reden braucht. Dafür bin ich auch da.«
In dem Augenblick klingelte es zum ersten Mal als Zeichen dafür, dass der Schultag begann. Das war witzig. Denn für unsere Klasse begann wirklich ein neuer Tag - nur anders als sonst.
Regel Nummer 13
Schneestiefel sehen nicht so gut aus wie Stiefel mit hohen Absätzen, aber sie lassen einen nie im Stich
Das Eis war bis zur ersten großen Pause weitgehend geschmolzen, sodass wir rausgehen durften. Das war gut. Anfangs macht es zwar immer Spaß, wenn wir die Pausen drinnen verbringen (weil wir mit Mrs Hunters Brettspielen spielen dürfen), aber mir ist aufgefallen, dass Jungen Ärger machen, wenn sie zu wenig Auslauf haben. Vielleicht hat das was damit zu tun, dass sie sich im Klassenzimmer nichts an den Kopf werfen dürfen.
Auf dem Schulhof drehte sich natürlich alles um Mrs Hunters Ansprache. Dabei kam raus, dass Mrs Danielson ihrer Klasse eine ähnliche Strafpredigt gehalten hatte, denn alle Viertklässler hatten nur ein Thema - jedenfalls die Mädchen. Die Jungen verschwanden einfach, um in den tiefen Pfützen, zu denen das Eis geschmolzen war, Kickball zu spielen. Doch diesmal wollte Rosemarie nicht mitmachen, sosehr sie auch bettelten. Sie wollte bei uns bleiben und zuschauen, wie es mit Cheyenne weiterging.
»Hast du ihr Gesicht gesehen?«, fragte sie mich. »Ich dachte, gleich wird ihr schlecht.«
Das hatte sie gut beobachtet. Cheyenne hatte nicht nur so
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