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Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Titel: Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Potente
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seine. Die Lippen ließen seinen Mund nicht los. Sie roch gut. Er atmete heftig durch die Nase. Spürte ihre Brüste. Sie drängte ihr Knie zwischen seine Beine.
    Ihm wurde heiß. Er vergaß all seine Vorsätze. Heftig griff er ihr ins Haar. Fasste ihren Po. Dirigierte ihre Hüften. Sie ließ sich führen, rieb ihren Unterleib an seinem harten Schwanz. Küsste seinen Hals, saugte an seiner Haut. Er hörte sie nah an seinem Ohr keuchen.
    Da hielt ein Wagen, ganz in ihrer Nähe. Ein alter roter Volvo.
    Sofort löste er sich von ihr, musste sie sanft zurückhalten. »Warte.« Er wischte sich den Mund ab, bemühte sich, seinen Atem unter Kontrolle zu bekommen.
    Ein mexikanisches Paar. Zwei Kinder. Während der Mann eine Kühltasche aus dem Kofferraum hievte, wiegte die Frau ein schreiendes Baby. Ein kleiner Junge war vom Rücksitz geklettert und starrte zu ihnen herüber.
    Sue winkte ihm zu. Der Kleine quietschte vor Freude und winkte zurück. Tim setzte sich wieder hinters Steuer.
    »Komm!«
    Er ließ den Wagen an, und Sue setzte sich auf den Beifahrersitz. Sie schauten schweigend auf die Straße, die vor ihnen lag. Nach einigen Meilen entspannte er sich wieder.
    Der Himmel hatte sich bewölkt.
    Er spürte, wie sie ihn von der Seite ansah. »Wie ist das? Ein Cop zu sein?«
    »Was meinst du?«
    »Ist es … wie im Fernsehen?« Sie lachte leise.
    »Ein bisschen, ja.« Wie lange wollte er diese Lüge noch mit ihr weitertreiben? »Man arbeitet viel, kommt spät nach Hause. Manchmal wird es auch gefährlich.«
    Sie setzte sich auf. »Ja?«
    »Na, wenn die Typen besoffen oder auf Drogen sind zum Beispiel.«
    »Sind deine Wunden … hat das was mit deiner Arbeit zu tun?«
    »Mein Kollege und ich haben versucht, eine Prügelei zu schlichten. Ja.«
    »Und?«
    »Die Typen waren besoffen und in der Überzahl. Wir wollten nicht gleich die Waffe ziehen.« Sein Blick blieb auf die Straße geheftet. Aber er konnte ihre Neugier spüren. »Irgendwann war dann Schluss mit lustig. Wir haben ihnen eine Abreibung verpasst und sie mit aufs Revier genommen.«
    »Wo?«
    Es wurde kompliziert.
    »Na, in L.A .«
    »Wohnst du in L.A. ?«
    »Ja.«
    Stille.
    »Warum wohnst du im Motel gerade?« Sie zögerte. »Wegen deines toten Freundes?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wollte ein bisschen allein sein. Keine Ahnung.«
    »Na, da bist du ja sehr erfolgreich.«
    Erst nach einem Moment begriff er, was sie meinte. »Nein, nein. Ich hab dich gerne um mich. Wenn ich jetzt allein sein wollte, wäre ich’s.« Kurzer Seitenblick.
    Sie lächelte still.
    Er seufzte. Zeit für ein bisschen Wahrheit:
    »Ist gerade viel los. Meine Frau ist weg, mir ist die Decke auf den Kopf gefallen.«
    Sie berührte seinen Arm. »Ist okay. Du musst nicht …«
    Regentropfen klatschten gegen die Windschutzscheibe. Zunächst vereinzelt, dann immer heftiger.
    Als sie vor dem »Dune Buggies Pismo«-Schild parkten, regnete es so heftig, dass sie im Wagen sitzen blieben. Laut prasselten die Tropfen aufs Autodach. Vor ihnen eine graue Wand aus Wasser, hinter der das Meer nicht mehr zu sehen war. Er fühlte sich müde, zuckte mit den Schultern. »Das wird wohl heute nichts.«
    Sie lachte. »Ich liebe Regen! Wie selten es in Kalifornien regnet!«
    Unvermittelt stieg sie aus. Wurde sofort verschluckt von Millionen von Tropfen. Er sah, wie ihr Hemdchen dunkel am Körper klebte. Nass bis auf die Haut sprang sie jauchzend auf und ab. Schüttelte die nassen Locken. Warf den Kopf in den Nacken.
    Er betrachtete das Mädchen, das vor seinem Auto im Regen tanzte. Ihr Jauchzen wurde vom donnernden Regen übertönt. Was habe ich mit diesem Mädchen zu tun? Ich bin alt. Alt und am Ende. Das da draußen geht mich nichts mehr an.
    Dann schnallte er sich ab und stieg aus. Sofort spürte er die kühlen Tropfen auf der Haut. Wasser strömte ihm das Gesicht und den Nacken hinunter. Es war warm. Ein leichter Wind ging. Es fühlte sich erfrischend an.
    Er breitete die Arme aus und schloss die Augen. Konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal Regen auf der Haut gespürt hatte.
    Ihre nasse Hand griff seine. »Jonny, komm!«
    Johlend rannten sie zum Strand. Der Regen wurde noch heftiger. Wie zarte Stecknadelstiche auf der Haut.
    Das Geräusch der Brandung wurde vom Regen und dem heraufziehenden Donner übertönt.
    Die Baumwollhose klebte an seinen Oberschenkeln. In großen Kreisen lief er über den Strand. Selbstverloren. Beide Arme weit von sich gestreckt, genoss er die Elemente. Seine

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